Hamburg. Beamte müssen immer wieder in die große Einrichtung in der City Nord ausrücken. Die Gründe dafür sind vielfältig.
- Die Flüchtlingsunterkunft in der Hamburger City Nord ist seit April 2023 in Betrieb.
- Rund um die Uhr sind dort 21 Sicherheitskräfte im Dienst.
- Die Polizei Hamburg muss immer wieder zu Einsätzen ausrücken.
Der Polizeieinsatz in der Flüchtlingsunterkunft in der City Nord vor einer Woche hatte für zwei ukrainische Großfamilien Konsequenzen. Sie erhielten Hausverbot und dürfen das Gelände in Hamburg-Winterhude nicht mehr betreten: Laut Hamburger Sozialbehörde wurden sie abgemahnt und aus der Unterkunft verlegt. Weiterhin werde sichergestellt, dass sie zukünftig getrennt voneinander an verschiedenen Standorten untergebracht werden.
Das große Areal in der City Nord wird seit April 2023 als Unterkunft für Schutzbedürftige genutzt. Derzeit leben in dem ehemaligen Postbank-Gebäude etwa 1400 Menschen, davon 570 Minderjährige. Immer wieder kommt es im Umfeld der Einrichtung zu Beschwerden über Falschparker, Müll und ungehobeltes Benehmen.
Flüchtlingsunterkunft in Hamburgs City Nord: Zahl der Polizeieinsätze gestiegen
Fördern & Wohnen (F&W) hat daher mit Eigentümern von Nachbargrundstücken im Frühjahr die Vereinbarung geschlossen, dass der beauftragte Sicherheits- und Ordnungsdienst auch Befugnisse außerhalb der Unterkunft erhält. Die Sicherheitsmitarbeiter dürfen benachbarte Privatgrundstücke begehen und dort gegebenenfalls Unbefugte verweisen. Hintergrund sei, dass sich mutmaßlich Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in ihrer Freizeit regelmäßig auf Privatgrundstücken im Unterkunftsumfeld aufhielten, heißt es in einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) des AfD-Abgeordneten Dirk Nockemann.
Nach Angaben der Hamburger Sozialbehörde sind jeden Tag rund um die Uhr 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Sicherheitskräfte in der Flüchtlingsunterkunft am Überseering im Einsatz. Dennoch wird auch regelmäßig die Polizei gerufen. Seit Inbetriebnahme der Unterkunft am 3. April 2023 wurden 312 Polizeieinsätze erfasst, davon im laufenden Jahr 215 Einsätze (Stichtag 11. September 2024). „Der Anstieg der Fallzahlen korreliert dabei mit dem Anstieg der Belegungszahlen“, darauf weist Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde, hin.
City Nord: Polizeieinsätze häufen sich, auch weil mehr Flüchtlinge dort leben
Die Anlässe für die Polizeieinsätze sind vielfältig. Angeführt werden sie durch ausgelöste Brandmelder. Diese Zahl hat sich von 20 im Jahr 2023 auf bislang 40 in diesem Jahr verdoppelt. 2024 gab es auch 19 Einsätze wegen Körperverletzung (2023: 13). Wegen Hausfriedensbruchs waren die Beamten bereits 15-mal im Einsatz (2023: einmal). Auch die Zahl der Ruhestörungen hat sich auf 14 erhöht (2023: zwei).
In beiden Jahren war die Polizei jeweils 13-mal in der Unterkunft, um Anzeigen aufzunehmen. Weil eine Person randaliert hat, kam sie in diesem Jahr bisher elfmal (2023: dreimal). Weitere Gründe für Polizeieinsätze im einstelligen Bereich waren verdächtige Personen, Haftbefehle, Schlägereien, vermisste Personen, Personenüberprüfungen, Amtshilfe (etwa für Gerichtsvollzieher) oder gefundenes Diebesgut.
Verlängerung für Standort in City Nord wird von Behörde noch geprüft
In der Statistik gibt es zudem einen Fall einer verletzten und einer verwirrten Person, ein Sexualdelikt, einen Einbrecher am Werk, eine Person in Gefahr, eine Observation, eine Fahrzeugüberprüfung, eine Haftüberprüfung, ein Betäubungsmitteldelikt und weitere Einzelfälle. Ein Tötungsdelikt gab es in diesem Jahr noch nicht. Im November 2023 hatte ein offenbar psychisch gestörter Mann zwei Mitbewohner getötet.
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Ob eine Verlängerung des Mietvertrages für das Gebäude über den 31. Dezember 2026 hinaus geplant sei, ist noch unklar. Die Planungen seien noch nicht abgeschlossen, heißt es in der SKA.