Hamburg. Hamburger Chefarzt erklärt den Katheter-Eingriff. Was die Vorteile für die Patienten sind – und für wen das infrage kommt.

Tennisarm, eine sogenannte „frozen shoulder“ oder auch ein schmerzhafter Verschleiß im Knie oder in einem der vielen anderen Gelenke: Millionen Menschen leiden an diesen Krankheitsbildern, doktern über Jahre mit Salben und Medikamenten herum, lassen sich womöglich irgendwann „fit spritzen“. Doch jetzt gibt es eine neue, schonende und sehr erfolgreiche Behandlungsmethode, die auch in Hamburg eingesetzt wird: das TAPE-Verfahren.

„Irrtümlicherweise denkt der ein oder andere Patient, dass er jetzt bei uns richtig gut bandagiert wird“, sagt Dr. Hendryk Vieweg. Dabei sei TAPE ein klassisches Akronym und stehe für Transarterielle Periartikuläre Embolisationstherapie, erklärt der Chefarzt der Radiologie von der Asklepios Klinik Nord. Und das bedeutet was genau?

Arthrose: krankhafte Gefäße – Hamburger Chefarzt erklärt Katheter-Verfahren

„Es ist keine Operation, sondern ein Katheter-Eingriff, den viele Menschen vom Herzen kennen. Der Zugang erfolgt dabei meist über die Leiste. Der Vorteil: Es ist ein Verfahren ohne Vollnarkose und Schnitt“, sagt der Experte. Unter lokaler Betäubung werde das Gefäß punktiert, mit kleinen Kathetern erreiche man die zu behandelnden Stellen. „Mit einem Kontrastmittel machen wir die krankhaften Gefäße sichtbar und verschließen sie mit einem vorübergehenden Embolisat“, sagt der Sohn einer südkoreanischen Mutter und eines deutschen Vaters (ebenfalls Radiologe).

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Tennisarm und Arthrose adé: Wie ein neues Verfahren hilft

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Der Eingriff dauere – je nach Schweregrad – eine knappe Stunde, nach ein bis zwei Tagen dürfen die Patienten die Klinik wieder verlassen. Erstmals durchgeführt wurde das recht junge Verfahren 2013 in Tokio. „Der japanische Kollege hatte schon jahrelang zu dem Thema geforscht und herausgefunden, dass chronisch entzündliche Erkrankungen wie Arthrose krankhafte Blutgefäße erzeugen. Er kam auf die Idee, diese mit einem Katheter-Verfahren zu behandeln.“

Chefarzt: Methode durchbricht bei Arthrose den „Teufelskreis aus Schmerzen“

Im Klartext: Dieser neue Therapieansatz behandelt nicht die Arthrose selbst, sondern durchbricht den schmerzhaften Teufelskreis, den diese Erkrankung auslöst. „Denn mit den krankhaften Blutgefäßen entstehen Nervenenden, die den Schmerz transportieren“, sagt der Hamburger Chefarzt.

Mann lächelt in die Kamera
Dr. Hendryk Vieweg ist Chefarzt der Radiologie an der Asklepios Klinik Nord und hat dort mit einem Kollegen die TAPE-Methode etabliert. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Für wen kommt der Eingriff infrage? „Grundsätzlich ist da niemand ausgeschlossen“, sagt der Mediziner. Doch selbstverständlich würde jeder Tennisarm, jede Arthrose im Kniegelenk nach wie vor zunächst konservativ behandelt. „Man stellt erst mal ruhig, probiert Physiotherapie und/oder Medikamente. Erst wenn das alles nicht mehr hilft, denkt man über einen Eingriff nach.“

Krankenhaus Hamburg: TAPE-Verfahren zeigt bei den Behandelten große Erfolge

Besonders geeignet sei das Verfahren für Patienten, die kurz davor stünden, eine Prothese zu erhalten. „Das ist natürlich eine OP, die viele Patienten möglichst lange vermeiden wollen. Und aktuelle Studien zeigen, dass das TAPE-Verfahren genau hier effektiv den Zeitraum verlängern kann. Bei mehr als 70 Prozent der Behandelten ist der Eingriff so erfolgreich, dass sie noch vier Jahre später deutlich weniger Schmerzen und eine bessere Beweglichkeit haben als vor dem Eingriff.“ 

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Sollten die Symptome der Arthrose erneut aufflammen, sei auch ein zweites TAPE-Verfahren denkbar, sagt der Experte, der den Eingriff gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Hanjo Neumann, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, an der Asklepios Klinik Nord etabliert hat. Beide Chefärzte kennen sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit an ihrer vorherigen Klinik in Bad Segeberg, wo sie bereits in leitenden Positionen tätig waren.

Das Verfahren und dessen Erfolg sprächen sich mittlerweile herum. „Tatsächlich spüren wir, dass sich mehr Betroffene erkundigen und auch für Angehörige fragen, ob die TAPE-Methode eine Option zur Schmerzlinderung sei“, sagt der Chefarzt.