Hamburg. Betroffene haben die Lunge im Verdacht, wenn ihnen die Puste ausgeht. Oft ein Trugschluss, wie ein Hamburger Asklepios-Experte warnt.
Sie kommen aus der Puste? Plötzlich bleibt die Luft weg? Die meisten Betroffenen schieben das erst einmal auf mangelnde Kondition. „Tatsächlich kann Luftnot aber auch ein Hinweis auf Herzschwäche sein“, sagt der Hamburger Privatdozent Dr. Tobias Schmidt, Chefarzt der Kardiologie am Asklepios Westklinikum in Rissen.
„Bei Luftnot denkt man zunächst automatisch an die Lunge“, sagt der habilitierte Kardiologe. Doch Lunge und Herz seien Partner. Gerate einer von beiden, nämlich das Herz, aus dem Takt, könnte Atemnot die gefährliche Folge sein. Anfangs spürten Betroffene vor allem unter Belastung, also beim Joggen oder Treppensteigen, dass die Luft knapp werde. „Ist die Herzschwäche bereits fortgeschritten, kann das auch in Ruhephasen auftreten“, so der Experte.
Hamburger Chefarzt: Viele führen Luftnot zunächst auf mangelnde Fitness zurück
Je früher ein Arzt konsultiert und die Ursache für die Luftnot diagnostiziert werde, umso besser seien die Behandlungschancen. „Das ist im Prinzip wie bei jeder Erkrankung.“ Leider warteten viele Patienten recht lange mit dem Arztbesuch, führten Luftnot erst einmal auf fehlende Fitness oder einen verschleppten Infekt zurück.
Bei der Anamnese könne man „schnell herauskitzeln“, was das Problem sei. „Da können wir erfahren, ob der Patient selbst eine Herzrhythmusstörung vermutet oder ob die Beine dick sind“, sagt der Hamburger Chefarzt. Denn sogenannte Ödeme, also angeschwollene Beine, seien ein verlässlicher Hinweis darauf, dass das Herz es nicht mehr schaffe, das Blut zu pumpen.
Herzschwäche: Hamburger Chefarzt hatte kürzlich 24-jährigen Patienten
Die Erkrankung treffe vornehmlich ältere Menschen, doch gerade erst habe er in Rissen auch einen 24-jährigen Mann behandelt. „Denn es gibt natürlich auch eine erbliche Veranlagung. Bei dem jungen Mann war zum Beispiel schon im Alter von 15 Jahren eine genetische Herzmuskelerkrankung festgestellt worden.“
Doch wie wird behandelt? „Goldstandard“ bei der Behandlung von Herzschwäche sei eine medikamentöse Therapie. „Herzschwäche und Bluthochdruck bekommen wir so meistens gut in den Griff. Bei Herzrhythmusstörungen sind in manchen Fällen auch Eingriffe per Katheter-Verfahren, also am schlagenden Herzen und lediglich mit einem kleinen Zugang am Arm oder der Leiste, möglich“, sagt der Herzspezialist.
Hamburger Chefarzt: Wenn Herzklappen kaputt sind, muss operiert werden
Wenn Herzklappen repariert werden müssen, dann sei ein Eingriff leider unausweichlich. „Das ist wie zu Hause beim Wasserhahn: Wenn das Ventil kaputt ist, nützt es wenig, den Wasserfluss zu regulieren. Da muss ein neues Ventil her“, vergleicht der Mediziner. Hierbei gebe es zahlreiche Katheter-Verfahren, und teilweise könne auch eine Operation sinnvoll sein. „Da arbeiten wir eng mit den Kollegen aus der Herzchirurgie zusammen.“
Auch eine sogenannte kardiale Resynchronisationstherapie, ein spezieller Herzschrittmacher, könne in manchen Fällen hilfreich sein. Und zwar dann, wenn es erforderlich sei, einen langsamen Herzrhythmus zu beschleunigen oder das Herz zu synchronisieren und somit zu stärken.
Mehr zum Thema Medizin
- Krankenhaus Hamburg: KI in der Medizin – Experte nennt Vorteile und Gefahren
- Schwangerschaft – Asklepios-Ärztin: „Beckenboden ist wichtiger als Bikinifigur“
- Erkältung: So stärken Sie Ihr Immunsystem im Herbst – Hamburger Expertin gibt Tipps
„Entscheidend ist, dass wir schnellstmöglich die Ursache für Luftnot finden“, sagt der Kardiologe. „Dann können wir schnell helfen.“ Letzteres sei etwas, das er an seinem Beruf möge, sagt Dr. Tobias Schmidt: „Warum ich immer schon Arzt werden wollte, weiß ich gar nicht genau. Ich habe in der vierten Klasse im Schultheater mal einen Arzt gespielt. Vielleicht war das prägender, als ich damals geahnt habe.“