Hamburg. Oft löst Verschleiß des Gelenks die Symptome aus. Orthopäde vom Asklepios Westklinikum über die Behandlung – und den letzten Ausweg.

Als Handballer und Bobfahrer hat sich Dr. Thomas Weber in seiner Jugend mehr als einmal verletzt. „Zum Glück aber nie an der Schulter“, sagt der Leitende Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Asklepios Westklinikum Hamburg. Denn das Schultergelenk kann stark schmerzen, die eigene Beweglichkeit plötzlich deutlich eingeschränkt sein. Eine mögliche Ursache: Omarthrose, wie der Hamburger Krankenhaus-Mediziner den Verschleiß des Schultergelenks nennt

„Bei dieser Art von Arthrose, die immerhin etwa 33 Prozent der Menschen über 60 Jahre betrifft, kommt es zu einem Abrieb von Knorpel im Oberarmkopf oder an der Schultergelenkpfanne“, erklärt der Oberarzt, der nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Physiotherapeuten machte, ehe er in Kiel Medizin studierte. „Im Prinzip reibt dann Knochen auf Knochen, und das tut weh.“

Krankenhaus Hamburg: Wenn die Schulter nachts schmerzt, ist das ein Alarmsignal

„Betroffene können sich plötzlich nicht mehr selbst die Jacke anziehen, können nicht mehr aufs obere Regalbrett greifen. Irgendwann werden sie dann auch nachts von einem Ruheschmerz geplagt. Das ist dann meist der Moment, in dem Betroffene nach längerer Leidenszeit entscheiden, die Schulter doch mal vom Fachmann untersuchen zu lassen“, sagt der verheiratete Vater von zwei Kindern.

176238_230_cover.jpg

Schmerzen in der Schulter – was dahinterstecken kann

Die digitale Sprechstunde - der Gesundheits-Podcast mit Asklepios

Doch woher kommt dieser Verschleiß und lässt er sich verhindern? „Es gibt die sogenannte primäre Arthrose, der man nicht vorbeugen kann, denn da spielt die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle“, sagt Dr. Thomas Weber. Andererseits können auch Sportverletzungen oder sogar Knochenbrüche nach einem Unfall eine sogenannte sekundäre Arthrose auslösen. Überlastung oder eine falsche Belastung der Schulter sei, anders als laienhaft vermutet, nicht die Ursache: „Das sehen wir daran, dass beide Schultern, also die dominante wie die weniger genutzte Seite, gleich oft betroffen sind.“

Schmerzen in der Schulter werden oft mit Krankengymnastik behandelt

Zunächst führe er mit dem Patienten ein ausführliches Gespräch, taste die Schulter ab. „Da habe ich dann meist schon eine Verdachtsdiagnose, die durch die bildgebenden Untersuchungen dann in der Regel nur noch bestätigt wird.“ Ist diese „Beweisführung“ abgeschlossen, geht es um die individuell passende Therapie.

Zunächst werde ein Verschleiß des Schultergelenks „konservativ“ behandelt, also mit Krankengymnastik, sagt der Hamburger Orthopäde.
Zunächst werde ein Verschleiß des Schultergelenks „konservativ“ behandelt, also mit Krankengymnastik, sagt der Hamburger Orthopäde. © goodluz - stock.adobe.com | stock.adobe.com

„Natürlich versucht man es zunächst konservativ, also mit Krankengymnastik, mit Wärme, vielleicht später mit Kortisonspritzen“, sagt der Hamburger Oberarzt. Kortison mache an dieser Stelle auch so gut wie keine Nebenwirkungen, weil es, anders als bei äußerer Anwendung, zielgenau wirke. Die Behandlung sei „hochindividuell“: „Mancher geht dreimal zur Physiotherapie und fühlt sich wieder super. Der nächste Patient braucht vielleicht 15 Sitzungen, bis er beschwerdefrei ist. Und dann gibt es Betroffene, die kaum eine Linderung erfahren.“ Und dann?

Hamburger Orthopäde: Schulterprothese kann eine Option sein

„Dann würde man über einen Eingriff, über eine Prothese nachdenken“, sagt der Mediziner. Der Gedanke daran mache vielen Patienten sicherlich zunächst Sorge. „Aber wenn die Lebensqualität stark eingeschränkt und der Leidensdruck hoch sind, dann ist das eine Option.“ Mit guten Ergebnissen: Auch nach 20 Jahren seien Schulterprothesen noch zu 85 Prozent intakt.

Mehr zum Thema Medizin

Eine gute Stunde dauere ein solcher Eingriff, etwa 50 dieser Operationen werden allein im Asklepios Westklinikum jedes Jahr durchgeführt. „Die Nachsorge ist entscheidend“, sagt der Orthopäde und Unfallchirurg. „Man muss regelmäßig seine Übungen machen, aber dann ist man wieder fit und kann Sport treiben.“ Tennis und Handball seien nun jedoch nicht unbedingt empfehlenswert.

Krankenhaus Hamburg: Immer mehr Menschen haben Probleme mit der Schulter

Mit der Schulter hätten zunehmend mehr Menschen Probleme, beobachtet der leidenschaftliche Segler, der vor Jahren auch mal in Kiel mit Supersegler Boris Herrmann in der Jollenklasse 505 unterwegs war. „Ich werde im Prinzip auf jedem Gartenfest und jeder Familienfeier gefragt, was mit der betreffenden schmerzenden Schulter los sein könnte“, sagt der Mediziner lachend. „Ich gebe gern Auskunft, ich liebe meinen Beruf.“