Hamburg. Ursachen gibt es viele. Erste Attacke kommt oft im Jugendalter. Hamburger Oberärztin sagt, wie Betroffene vorbeugen können.

„Es gibt 37 Arten von Kopfschmerzen“ – ein Werbespruch, der zum geflügelten Wort wurde. Obwohl er inhaltlich gar nicht stimmt, wie die Hamburger Oberärztin Dr. Juliane Held von der Asklepios Klinik Nord – Heidberg sagt: „In Wahrheit unterscheiden wir mehr als 300 Arten von Kopfschmerzen.“ Selbstverständlich gebe es jedoch „die Klassiker“, die Millionen von Menschen immer wieder zu schaffen machten: Kopfschmerz vom sogenannten Spannungstyp, Migräne mit und ohne Aura, Clusterkopfschmerz und auch Kopfschmerzen bei Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln.

Grundsätzlich unterscheide man zwischen „primären“ und „sekundären“ Kopfschmerzen, erklärt die Expertin, die als Oberärztin im Zentrum für interdisziplinäre Schmerztherapie arbeitet. Bei primären Kopfschmerzen sei der Kopfschmerz selbst die Erkrankung. „Sekundärer Kopfschmerz heißt, dass der Kopfschmerz nur ein Symptom, eine Begleiterscheinung ist.“ Ein harmloses Beispiel dafür sei ein grippaler Infekt: „Da kommen zu Husten und verstopfter Nase oft noch Kopfschmerzen dazu.“ Aber auch bei einer Hirnhautentzündung (gefährlich!) schmerze oft der Kopf.

Kopfschmerzen – Hamburger Ärztin: „Ursachen sind oft multifaktoriell“

Doch was ist der Auslöser für primären Kopfschmerz? Stress? „Gehört dazu, aber die Ursachen sind oft multifaktoriell. Da kommt einiges zusammen“, sagt die Medizinerin. Wichtig: Leide man mindestens die Hälfte eines Monats unter Kopfschmerzen oder beeinträchtige der Kopfschmerz die Lebensqualität, sollte man einen Arzt aufsuchen. „Denn es gibt auch prophylaktische Maßnahmen mit Medikamenten und ohne, um beispielsweise einer Migräne vorzubeugen.“ Auch mit Physiotherapie, Entspannungsverfahren und Ausdauersport sei vielen Patienten zu helfen.

183835_230_cover.jpg

Hamburger Ärztin: Was bei akuten Kopfschmerzen wirklich

Die digitale Sprechstunde - der Gesundheits-Podcast mit Asklepios

Migräne schränke die Lebensqualität enorm ein. Die Zahl der Leidenden sei hoch, die Dunkelziffer noch höher. „Viele berichten, dass sie Verabredungen schon aus Angst vor einer möglichen Attacke absagen. Das ist natürlich enorm belastend.“ Oft erlebten Betroffene die erste Attacke bereits im Jugendalter. „Das ist meist sehr eindrücklich, weil der Betroffene gar nicht weiß, was da eigentlich gerade los ist.“

Migräne? Betroffene sollten sich keine Tipps aus dem Internet holen

Doch was hilft in einer akuten Migräneattacke, wenn die Betroffenen licht- und geräuschempfindlich sind und teils mit Übelkeit zu kämpfen haben? „Ruhe“, sagt die Medizinerin. „Und eine medikamentöse Akuttherapie mit zum Beispiel Ibuprofen oder Triptanen.“ Von Internet-Ratschlägen wie Espresso mit Zitrone hält sie wenig. „Grundsätzlich würde ich mit einem niedergelassenen Neurologen besprechen, was man prophylaktisch und während der Attacke tun kann.“

Dr. Juliane Held
Kennt sich aus mit Kopfschmerzen und mit chronischen Schmerzen überhaupt: Dr. Juliane Held ist Oberärztin an der Hamburger Asklepios Klinik Nord-Heidberg. © FUNKE Foto Services | Mark Sandten

Und welches Schmerzmittel empfiehlt die Ärztin bei kurzzeitig auftretenden Spannungskopfschmerzen? Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol? „Das kann man nicht pauschal sagen, jeder Patient ist anders und verträgt das ein oder andere Mittel besser. Entscheidend ist, insbesondere bei Vorerkrankungen, auf die Nebenwirkungen des jeweiligen Medikaments zu achten.“

Mehr zum Thema Medizin

Zentrum für Schmerztherapie in Hamburg behandelt Patienten mit chronischen Schmerzen

Im Zentrum für Schmerztherapie behandelt Dr. Held mit ihrem Team viele Patienten, die unter chronischen Kopfschmerzen leiden. „Aber wir haben auch Patienten mit anderen chronischen Schmerzen, wie zum Beispiel Rückenleiden oder Nervenschmerzen. Jeder chronische Schmerz ist willkommen.“ In der Tagesklinik gebe es 16 Plätze, auf der Station acht Betten. „Unser Ansatz ist interdisziplinär. Ärzte, Pflege, Psychologen, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten arbeiten eng zusammen, um den Patienten bestmöglich zu helfen.“