Hamburg. Bundesweit leiden bis zu fünf Prozent unter den Beschwerden. Dr. Oliver Natho vom Asklepios Klinikum Harburg stellt eine neue Therapie vor.
Es ist die häufigste Verschleißerscheinung: Bis zu fünf Prozent der Deutschen leiden an einer Arthrose, also einer schmerzhaften Entzündung, des Kniegelenks. „Mit dem Alter werden die Bauteile unseres Körpers leider anfällig für Abnutzung“, sagt Dr. Oliver Natho.
Für das Knie bedeute dies im ungünstigsten Fall: „Irgendwann ist der Knorpelbelag weg und es reibt sich Knochen auf Knochen – und das tut richtig weh“, sagt der Leitende Oberarzt für Diagnostische und Interventionelle Radiologie sowie für Neuroradiologie vom Asklepios Klinikum Harburg.
Arthrose im Knie: Auch viele Leistungssportler leiden darunter
Leider handele es sich um einen mit den Lebensjahren „fortschreitenden Prozess“, der nicht umkehrbar sei. Betrifft diese Entzündung also vor allem ältere Patienten? „Mehrheitlich ja“, sagt der Radiologe, „aber das prominenteste Beispiel für jüngere Betroffene ist sicherlich Boris Becker. Also Menschen, die im Hochleistungsbereich die Gelenke stark belastende Sportarten wie Tennis, Fußball oder Squash gespielt haben, sind gefährdeter.“
Bei der Therapie setze man konservativ zunächst auf Physiotherapie und womöglich auch Schmerzmittel. „Manchmal ist es aber auch so, dass sich der Körper an die Medikamente gewöhnt und man die Dosis immer weiter erhöhen müsste, um die Beschwerden zu lindern. Das kann dann natürlich nicht die Lösung sein.“
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Neue Therapie kann schmerzlindernd sein
Ein Gelenkersatz sei dann die „letzte Konsequenz“, die aber gerade jüngere Patienten scheuten. „Nachvollziehbarerweise, weil diese Prothesen derzeit maximal zehn bis 15 Jahre halten, dann müsste spätestens eine neue her.“
Eine schonende und recht neuartige Therapie ist die sogenannte Kniegelenksarterien-Embolisation, ein minimal-invasiver Eingriff. „Dabei liegt der Patient bei vollem Bewusstsein, während unter lokaler Betäubung über die Leiste ein Katheter in die Hauptschlagader der Oberschenkels geführt wird“, erklärt der Experte.
Einigen Patienten hat der kurze Eingriff schon geholfen
Mit diesen extrem kleinen Kathetern, die nur einen Millimeter Durchmesser hätten, dringe man in das Gefäß ein und suche die veränderten Stellen an den Arterien des Kniegelenks. Diese würden dann mit einem Medikament, einer Art Antibiotikum, verschlossen. „Damit lassen wir die Nervenenden, die den Schmerz weiterleiten, absterben.“
Der Eingriff dauere 20 Minuten, maximal eine Dreiviertelstunde,und gelte als „schnell und sicher“. In Harburg hätten er und sein Team seit Oktober vergangenen Jahres rund zwölf Patienten auf diese Weise geholfen. „Man sieht an der Patientenzahl, dass es ein wirklich neues Verfahren ist, aber die weltweite Studienlage zeigt schon, dass die Prognose gut ist.“
Menschen sollen ihre Lebensqualität zurückbekommen
Das heißt, der Patient ist geheilt und kann sofort wieder auf den Tennisplatz? „Wäre es so einfach, dann wäre es absolut phänomenal“, sagt der Oberarzt. „Wir können nicht versprechen, dass die Schmerzen dauerhaft und für immer verschwinden. Erst mal ist eine deutliche Linderung unser Ziel – und das wird, laut Studien, für etwa vier Jahre auf jeden Fall erreicht.“
Es gehe darum, die Lebensqualität des Patienten wiederherzustellen. „Wir möchten, dass die Leute wieder ihrem Job nachgehen können und vielleicht auch wieder leichten Sport treiben können“, sagt der Arzt, dessen Vater auch schon Radiologe war.