Hamburg. Die Wulffsche Siedlung soll komplett umgebaut werden. Jetzt wird Richtfest für 79 Wohnungen gefeiert – nach 14 Jahren Planung.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Diekmoors in Langenhorn, wo der umstrittene Bau von 700 Wohnungen geplant ist, wird die Wulffsche Siedlung modernisiert. Durch Nachverdichtung, Abriss und Neubau sollen in der Gartensiedlung aus den 50er-Jahren ebenfalls Hunderte neue oder modernisierte Wohnungen entstehen. Die ersten Bestandsgebäude wurden bereits abgerissen und durch drei Neubauten ersetzt. Am Mittwoch wird Richtfest gefeiert.
Bis Herbst 2025 baut die GWG-Gruppe hier 79 barrierefreie Wohnungen, davon 15 öffentlich gefördert. Das Projekt ist der erste Schritt zur umfassenden Erneuerung der Wulffschen Siedlung, die sich östlich der Langenhorner Chaussee auf fast 60.000 Quadratmetern erstreckt und die Straßen Wulffsgrund, Wulffsblöcken und Reekamp umfasst. Bereits 2010 hatte die GWG mit 260 Wohnungen etwa 50 Prozent des Bestands übernommen. Der Rest blieb im Besitz des Unternehmens Hawobau.
Immobilien Hamburg: Sozial-Charta für Bestandsmieter der Wulffschen Siedlung in Langenhorn
Drei Jahre später schlossen die beiden Eigentümer einen städtebaulichen Vertrag mit der Stadt Hamburg. Unter anderem verpflichteten sich die Unternehmen darin, die Bestandsbauten zu sanieren oder Ersatzbauten zu schaffen. Zum Schutz der Bestandsmieter wurde eine Sozial-Charta vereinbart.
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Das Vorhaben spaltete damals die Nachbarschaft: Während etliche Nachbarn der Siedlung das Bauvorhaben verhindern wollten, sogar durch ein Bürgerbegehren, riefen die Bewohner einen Mieterbeirat ins Leben, der sich für Sanierung und Neubau einsetzte. Am Ende evozierte der Senat das Vorhaben – ebenso wie Jahre später beim Diekmoor, worum dieser jedoch vom Bezirksamtsleiter gebeten worden war.
Wulffsche Siedlung in Langenhorn: Ersatzwohnraum und Rückkehrrecht für alle Mieter
Der Bebauungsplan, der unter anderem auch den Erhalt einer alten Linde an einem zentralen Punkt im Quartier gesichert hatte, wurde 2014 festgestellt. 2015 folgte ein städtebaulicher Wettbewerb, in dessen Folge ein Gestaltungsleitfaden für die Siedlung entwickelt und 2018 beschlossen wurde. 2020 begann das Hamburger Architekturbüro A-Quadrat mit der Untersuchung des Gebäudebestands und der Planung des ersten Bauabschnitts.
Dabei wurde schnell klar, dass sich die Gebäude in einem vergleichsweise schlechten Zustand befanden und nur durch Neubau und Nachverdichtung Wohnraum entstehen kann, der in Bezug auf Barrierefreiheit, Grundrissgestaltung, Wohnkomfort und Energieeffizienz modernen Ansprüchen genügt.
Wulffsche Siedlung in Hamburg: Vermietungsstart für freie Wohnungen im Sommer 2025
Im Zuge der Projektentwicklung wurden alle Bestandsmieter dabei unterstützt, Ersatzwohnraum zu finden. Etwa ein Drittel nutzten Angebote der GWG und zogen innerhalb der Siedlung um, die anderen kümmerten sich selbst um Ersatzwohnungen. Allen wurde eine Rückkehroption zugesichert.
Alle Umzugskosten übernahm die GWG. Derzeit führt sie bereits Gespräche mit einigen Mietern, die in die neuen Wohnungen zurückkehren wollen. Der Vermietungsstart für die Wohnungen, die nicht von Bestandsmietern in Anspruch genommen werden, ist für Sommer 2025 geplant, der Bezug soll im Herbst erfolgen.
Langenhorn: 79 neue Wohnungen mit Wärmepumpen und Photovoltaik
Nach dem Abriss von zwei alten Häusern mit insgesamt 54 Wohnungen erfolgte im September 2023 der Baustart der drei neuen Gebäude. Die 79 neuen Mietwohnungen werden 50 bis 140 Quadratmeter groß und bieten zwei bis fünf Zimmer, Balkon oder Terrasse. Die Bindung für die 15 Sozialwohnungen beträgt 30 Jahre. Gegenwärtig geht das Unternehmen davon aus, die aktuell entstehenden geförderten Einheiten für einen Quadratmeterpreis von etwa sieben Euro, die frei finanzierten Wohnungen ab etwa 16 Euro anbieten zu können.
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Unter den Gebäuden im KfW-55-Standard, die über Luft-Wasser-Wärmepumpen und Photovoltaik samt Batteriespeicher verfügen, entsteht eine Tiefgarage mit 42 Plätzen, die auch Platz für Fahr- und Lastenräder hat. Auf den begrünten Freiflächen ist ein Spielplatz geplant.
Immobilien in Hamburg: Bis 2028 sind in der Siedlung 50 weitere Wohnungen geplant
Auch Planungen für den zweiten Bauabschnitt wurden inzwischen aufgenommen. Bis voraussichtlich Ende 2028 sollen auf dem Areal der GWG mehr als 50 weitere neue Wohnungen sowie zusätzliche soziale Angebote wie etwa eine Tagespflege entstehen. „Die Modernisierung der Wulffschen Siedlung möchten wir konsequent fortsetzen“, so der GWG-Vorstandvorsitzende Andreas Engelhardt. Das Ziel sei, „qualitativ hochwertigen Lebensraum nachhaltig und sozialverträglich zur Verfügung zu stellen“.
Hans-Peter Boltres, Baudezernent im Bezirksamt Hamburg-Nord, bescheinigt der GWG-Gruppe, „mit der Weiterentwicklung der Wulffschen Siedlung einen wichtigen Beitrag für die Bereitstellung angemessenen Wohnraums in Langenhorn zu leisten, der die heutigen Ansprüche wie Barrierefreiheit und Energieeffizienz vorbildlich erfülle“.