Hamburg. Es geht um ein Naturschutz-Gutachten, das der Bezirk erstellt. Verein schreibt offenen Brief. Aussage eines Grünen macht stutzig.

Durch die geplante Bebauung des Diekmoors in Langenhorn sind 78 Vogel- und sieben Amphibienarten, eine idyllische Naherholungsfläche und zahlreiche Schrebergärten bedroht. Daher hat das Vorhaben des Bezirks Hamburg-Nord, das den Bau von rund 700 Wohnungen vorsieht, bei zahlreichen Anwohnern, Kleingärtnern und Naturschützern großen Unmut ausgelöst. Sie befürchten schwere Schäden für die Natur.

Im vergangenen Jahr hatte ein von der Bürgerinitiative Rettet das Diekmoor und dem Verein Für ein grünes Hamburg e. V. erstelltes tierökologisches Gutachten für Aufmerksamkeit gesorgt – und dafür, dass die Umweltbehörde dem Bezirksamt Hamburg-Nord empfahl, eine erneute Begutachtung des Geländes vorzunehmen.

Langenhorn: Auch die Kleingärten im Diekmoor sollen begutachtet werden

Diese finde derzeit statt, sagt Sabine Kofahl vom Verein Für ein grünes Hamburg. Doch trotz mehrfacher Aufforderungen kämen aus dem Bezirksamt keine Informationen über die Begutachtung von Flora und Fauna. Stattdessen würden „bereits Untersuchungsergebnisse präsentiert, obwohl das Gutachten noch gar nicht fertiggestellt ist.“

Tatsächlich hatte der Grünen-Vorsitzende Timo B. Kranz vor Kurzem in der „Mopo“ behauptet: „Wir planen doch großenteils auf Kleingartenparzellen – schützenswerte Bereiche sind nicht betroffen.“ Dabei hatten der Verein und wohl auch die Behörde ausdrücklich gefordert, dass in dem zweiten bezirklichen Gutachten auch die Kleingartenflächen einbezogen werden sollten.

Diekmoor-Bebauung: Verein schreibt offenen Brief ans Bezirksamt Hamburg-Nord

Angesichts der Aussage des Grünen-Politikers sei es umso dringlicher, öffentlich zugängliche Informationen zu dem Gutachten zu erhalten, findet Kofahl. Daher hat sich der Verein jetzt mit einem offenen Brief an das Bezirksamt gewandt. Darin möchte er unter anderem wissen, wie die Leistungsbeschreibungen der vom Bezirk beauftragten Gutachter aussehen, welche Stellen im Diekmoor wann begutachtet werden und welche Insekten und Amphibien überhaupt erfasst und kartiert werden. Die entsprechenden Auskünfte möchte der Verein bis zum 25. Mai bekommen.

Das Bezirksamt teilt auf Nachfrage mit, dass der offene Brief und die Ergebnisse des Gutachtens derzeit noch in der Fachabteilung bearbeitet werden. In der kommenden Woche – und damit vor dem vom Verein genannten Datum – solle den Verfassern aber ein entsprechendes Antwortschreiben vorliegen.

Hamburger Grünen-Politiker verweist auf Ausweisung des Diekmoors für Wohnungsbau

Timo B. Kranz verweist darauf, dass es sich bei Kleingartenflächen nicht um geschützte Biotope handele, sie insofern nicht gesetzlich geschützt seien. Natürlich sei Natur immer schützenswert, lenkt er ein, „aber wir müssen Prioritäten setzen“. Und das Diekmoor sei seit mindestens 15 Jahren als Fläche für potenzielle Wohnungsbau ausgewiesen.

Dass die Kleingartenflächen bislang nicht bezüglich der dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten untersucht wurden, liegt laut Kranz an der zunächst „nur groben Rahmenplanung“. Erst weil jetzt feststehe, wo auf dem Areal zwischen U1-Bahn-Damm und Bornbach die Gebäude platziert werden können, sei eine vertiefende Untersuchung möglich.

Langenhorn: Wird erneutes Gutachten bald auf interner Veranstaltung präsentiert?

Ende Mai finde seines Wissens eine nächste interne Informationsveranstaltung zum Stand des städtebaulichen Wettbewerbs statt. Es könne sein, dass dort dann auch das Gutachten präsentiert werde. „Dann können wir überlegen, ob und wie Arten gegebenenfalls umgesiedelt und Flächen ausgeglichen werden müssen.“

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Die „Rahmenplanung Diekmoor“ umfasst eine 23 Hektar große Gesamtfläche. Davon entfallen 3,8 Hektar auf die geplante Wohnbebauung – fünfgeschossig mit zwei Hochhäusern – inklusive Gärten und Innenhöfe, 8,5 Hektar auf öffentliche Grün-, Wasser- und Wegeflächen, weitere vier Hektar auf Kleingartengebiete und je ein Hektar auf Platz- und Waldflächen. Für die Umsetzung des Bauvorhabens hatte sich Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) eine Anweisung des Senats erbeten. Das stand ebenso in der Kritik wie später ein beschleunigtes Bebauungsplanverfahren.