Hamburg. Seit Wochen verfolgen Jugendliche Passanten im Stadtpark und bepöbeln sie. Wie zwei junge Frauen jetzt auch körperlich attackiert wurden.

  • Hat Hamburg ein Problem mit queerfeindlichen Männern?
  • Mitte Juli wurden fünf Tatverdächtige festgestellt.
  • Polizei sucht nach homophober Attacke im Stadtpark Zeugen.

Queere Menschen haben es nicht immer leicht in Hamburg. Dabei gilt Hamburg eigentlich als tolerante, aufgeschlossene Stadt – mit dem erklärten politischen Willen, die queere Community zu fördern und zu schützen. Die fröhlichen Bilder vom Christopher Street Day Anfang August sprechen Bände und bringen das Lebensgefühl gut auf den Punkt.

Doch da ist noch eine andere, eine dunkle, hasserfüllte Seite, die sich inzwischen auch in (steigenden) Zahlen messen lässt. Bereits am vergangenen Freitag erwischte es zwei junge Frauen im Stadtpark, die das Pech hatten, auf eine Gruppe Halbstarker zu treffen, wie die Polizei Hamburg am Dienstag meldete. Die beiden Frauen, 19 und 21 Jahre alt, waren mit ihren männlichen Begleitern auf der Festwiese gegen 23.35 Uhr unterwegs, als sie von einer Gruppe männlicher Heranwachsender „zunächst angesprochen, homophob beleidigt und dann tätlich angegriffen wurden, indem ihnen zwischen die Beine getreten wurde“, sagt Polizeisprecher Holger Vehren. Einen Arzt benötigten die Opfer nicht, eine Sofortfahndung nach den Tätern brachte keinen Erfolg.

Polizei Hamburg: Wieder homophobe Attacke im Stadtpark

Die Polizei nimmt das Thema Hasskriminalität, der Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) bereits vor einem Jahr den Kampf angesagt hat, keineswegs auf die leichte Schulter und bittet die Bevölkerung um Hilfe bei der Aufklärung des Falls. Bei den Verdächtigen handele es sich um etwa 18 bis 19 Jahre alte Männer mit „deutschem Erscheinungsbild“ und kurz rasierten Haaren. Sie seien überwiegend dunkel und zum Teil mit Sportanzügen bekleidet gewesen. Zeugen, die etwas gesehen haben, mögen sich bei der Polizei Hamburg melden unter der Telefonnummer 040/428656789.

Die Ermittlungen in dem Fall führt der Staatsschutz – wie so oft in jüngster Zeit. So verzeichnete die Polizei 2023 fast doppelt so viele Straftaten im Bereich „sexuelle Orientierung“ und „geschlechtsbezogene Diversität“ wie im Jahr davor. Exakt 98 waren es, wie der Senat in seiner Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen bekannt gab.

Polizei Hamburg: Fast doppelt so viele queerfeindlich motivierte Übergriffe wie im Jahr davor

Meist handelte es sich um Bedrohungen, Beleidigungen und Volksverhetzungen im Internet. Tätliche Angriffe sind zwar eher selten. Doch sie kommen vor, wie nicht nur der jüngste Übergriff im Stadtpark dokumentiert. So gab es allein im Stadtteil St. Pauli im Vorjahr sechs queerfeindlich motivierte Körperverletzungsdelikte.

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Der Fall vom vergangenen Freitag reiht sich ein in eine Serie von Pöbeleien und verbalen Attacken auf Spaziergänger im Stadtpark. Seit Anfang Juli verfolgen dort nach Angaben der Polizei immer wieder kleine Gruppen Jugendlicher männliche Besucher und beleidigen sie homophob. Zuletzt sollen die Täter aber auch Drohungen ausgesprochen und Passanten mit Stöcken, die sie bei sich trugen, eingeschüchtert haben. Fünf Verdächtige seien bis Mitte Juli ermittelt worden. Allerdings liefen die Ermittlungen noch, um weiteren möglichen Tätern auf die Spur zu kommen, erklärte die Polizei vor einem Monat.