Hamburg. An der Hohenfelder Bucht, dem Berliner Tor und am Jungfernstieg wird seit Jahren gebaggert. Weitere Behinderungen kündigen sich an.
Eine der wichtigsten Verkehrsachsen in der Hamburger City war und ist seit gut vier Jahren gesperrt, als Einbahnstraße eingerichtet oder für Fußgänger praktisch nicht passierbar: In Kürze dürften die Bauarbeiten an der Kaiser-Wilhelm-Straße nach etlichen Verzögerungen zwar beendet sein. Aber die Absperrzäune, der Lärm und die ausbleibenden Laufkunden haben etliche Existenzen von Kaufleuten vor Ort vernichtet oder Ansiedlungen verhindert.
Auch wenn die Anwohner am Springer Quartier die nervenaufreibende Zeit der Sanierung bald hinter sich gebracht dürften – weiterhin behindern etliche andere Dauer-Baustellen den Verkehr in der Innenstadt. Im Vergleich zu Dubai oder China, wo zugegebenermaßen die Mitspracherechte geringer sind und kaum langwierige demokratische Abstimmungen stattfinden, scheinen Neubauten und Sanierungen in Hamburg nur im Schneckentempo voranzukommen.
Das Abendblatt gibt eine Übersicht über wichtige Vorhaben, die zum Teil wegen schlechter Abstimmung der Baustellen untereinander, politischer Beschlüsse, die eine Neuplanung erfordern, oder Personalmangel in den Ämtern und bei Baufirmen bereits mehrere Jahre andauern und die Hamburger als Fußgänger, Radler oder Autofahrer auch weiterhin massiv behindern.
Jungfernstieg: Hamburgs Prachtboulevard wird noch bis Frühjahr 2025 umgebaut
Der Jungfernstieg soll mehr Platz für Fußgänger bieten. Bauarbeiten haben an dem Prachtboulevard zuletzt aber immer wieder mit abenteuerlichen Absperrungen dafür gesorgt, dass Passanten lange Umwege zu Geschäften in Kauf nehmen mussten. Die Zukunft des Alsterhauses ist ohnehin bedroht, aber wenn die Frequenz an der wichtigen Einkaufsstraße abnimmt, schadet das dem Luxuskaufhaus und anderen Geschäften, darüber hinaus über die wachsende Unsicherheit in der Gegend, noch zusätzlich. „Bis zum Weihnachtsmarkt Mitte November 2024 sollen die meisten Arbeiten abgeschlossen sein, abschließende Pflanzarbeiten erfolgen dann im Frühjahr 2025“, heißt es nun von der Verkehrsbehörde in Hamburg zu dem Projekt, das in mehreren Phasen ablief.
Schließlich wurde der Jungfernstieg, über den früher noch täglich 13.000 Fahrzeuge dröhnten, bis Herbst 2020 zunächst zur weitgehend autofreien Straße umgebaut. Immerhin weitere vier Jahre haben die Arbeiten bisher angedauert, als abschließende Maßnahmen sollen 2025 an der Wasserseite 13 Silberlinden neu gepflanzt werden. Allerdings: Wenn bald der Hamburger Hof entkernt wird, wird das Gebiet erneut durch Baustellenverkehr belastet.
Berliner Tor: Dauer-Baustelle wird Verkehr in Hamburg bis 2028 behindern
Auch am Berliner Tor ist eine Großbaustelle unübersehbar. Eines der Probleme: Hier haben es Bahn-Pendler schwer, zu den Gleisen der S-Bahn zu gelangen. Eine abenteuerliche Holzkonstruktion, die an die Verkehrsführung indischer Großstädte erinnert, macht insbesondere Älteren und Menschen mit Rollstuhl oder Kinderwagen die Wege zur Qual und ist nicht gerade eine Einladung für den öffentlichen Nahverkehr. Betroffen ist hier immerhin die stark frequentierte S-Bahn-Trasse von Hamburg nach Aumühle. Dies ist aber nicht Sache der Stadt, sondern der Deutschen Bahn.
Für Autofahrer hingegen wird das Areal rund um die Berlinertordammbrücke, die die Stadtteile St. Georg, Borgfelde und Hammerbrook begrenzt, immer wieder zum Flaschenhals. Fahrbahnen auf der Straße Bürgerweide fallen wegen Baumaßnahmen weg. Auch Vollsperrungen sind weiterhin möglich.
Der Grund: Die Brücke wird in zwei Bauabschnitten abgebrochen. Sie wird aber so neu gebaut, dass sie auch während der Bauzeit die meiste Zeit weiterhin überquert werden kann, heißt es vom zuständigen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Während an einer Brückenhälfte gebaut wird, fließt der Verkehr auf der anderen Brückenhälfte. Ab Donnerstag, 18. Juli, wird dabei zeitweise auch nachts gearbeitet, jedoch nur im Gleisbett, das sich unter der Brücke befindet. Die Arbeiten müssen nachts stattfinden, weil der LSBG die nächtlichen Sperrzeiten der Deutschen Bahn einhalten muss. „Die Verkehrsfreigabe soll im Dezember 2027 erfolgen“, heißt es vom LSBG zum Zeitplan. Danach finden nur noch begleitende Arbeiten statt, etwa der Bau von großen Pflanzkübeln. Die Gesamtmaßnahme solle dann Ende 2028 beendet sein.
Hohenfelder Bucht: Arbeiten am Verkehrsknotenpunkt an der Alster noch bis Sommer 2025
An der Hohenfelder Bucht östlich der Außenalster sorgt eine Verkehrsführung mit provisorisch aufgemalten Spuren regelmäßig für Verwirrung. Der Grund: Hier werden ebenfalls die Brücken erneuert. Schon im März 2020 hatten die Arbeiten an dem viel befahrenen Verkehrsknoten begonnen, immerhin kommen hier die Straßen Sechslingspforte und Schwanenwik zusammen. Stündlich passieren bis zu 7000 Fahrzeuge diesen Bereich – je Richtung.
Eine der Straßenbrücken, die die kleine Alsterausbuchtung und den dort liegenden Hamburger Kanu-Club umgeben, ist seit dem 8. Juli wieder für den Verkehr freigegeben.
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Die Geh- und Radwegbrücke soll im August fertig sein. Derweil wird an der Treppenanlage, die einen Zugang für Fußgänger unter der Brücke an die Alster ermöglichen soll, noch gebaut. Die Maßnahmen sollen im Sommer 2025 beendet sein. Gebaut wird aber auch direkt an der Alsterwiese, hier müssen von September bis November Fußgänger und Radfahrer mit Behinderungen rechnen.