Hamburg. SPD-Fraktionschef hofft auf „finanzstarken Investor“, der das Projekt wie geplant zu Ende bringt. Linken-Politikerin widerspricht.
Auf der Baustelle des Elbtowers in der HafenCity könnte es ab Anfang 2025 wieder zur Sache gehen. Denn Ende des Jahres soll der Verkaufsprozess für den erst 100 Meter hohen Wolkenkratzer abgeschlossen sein. So hatte es Insolvenzverwalter Torsten Martini von der Kanzlei Görg Rechtsanwälte gegenüber dem Abendblatt angekündigt.
Die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) hatte klargestellt, dass es keinen „Elbtower light“ geben wird. Der Käufer muss den Wolkenkratzer auf die mit dem bisherigen Bauherrn Signa vereinbarten 245 Meter Höhe bauen. Auf Kompromisse will sich auch SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf nicht einlassen.
Elbtower in Hamburg muss laut SPD-Fraktionschef wie geplant vollendet werden
Im exklusiven Abendblatt-Gespräch sagte Kienscherf: „Dass hier seit acht Monaten nicht mehr gebaut wird, ist sehr ärgerlich. Wir hoffen jetzt, dass der Insolvenzverwalter zeitnah einen neuen seriösen und finanzstarken Investor präsentiert, der den Elbtower vollendet, und zwar wie geplant.“ Nur dann mache dieses Projekt auch Sinn.
Dem SPD-Stadtentwicklungsexperten ist wichtig: „Wir brauchen in der HafenCity kein 100 Meter hohes Haus, das wäre jetzt nicht ein Alleinstellungsmerkmal.“ Das Bedeutende seien eben die Höhe von 245 Metern und die besondere Gestaltung des Gebäudes.
HafenCity Hamburg: Kaufprozess für den Elbtower läuft seit Mitte März
Zur Erinnerung: Ende Oktober vergangenen Jahres hatte die mit dem Rohbau für den Elbtower beauftragte Lupp Gruppe die Bauarbeiten für das Prestigeprojekt eingestellt. Der inzwischen total in sich zusammengebrochene Signa-Immobilienkonzern des österreichischen Unternehmers René Benko hatte Rechnungen an Lupp nicht bezahlt.
Die Eigentümerin des Elbtower-Grundstücks, die Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, hatte am 22. Januar am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Als Insolvenzverwalter wurde Torsten Martini eingesetzt, der Mitte März den Verkaufsprozess startete.
Kienscherf fordert: „Elbtower muss öffentliche Aussichtsplattform bekommen“
Für SPD-Fraktionschef Kienscherf ist auch wichtig: „Natürlich muss es eine öffentliche Aussichtsplattform geben und in dem Gebäude weitere Nutzungen, die den Hamburgern und Gästen aus aller Welt zur Verfügung stehen. Der Elbtower darf eben kein in sich abgeschlossenes Bürohochhaus werden, dem dann vielleicht noch ein nobles Hotel angeschlossen ist.“
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Die Aussichtsplattform in 225 Meter Höhe ist auch für die BSW ein Muss, ebenso wie die publikumswirksamen Nutzungen im Sockelgeschoss des Gebäudes. Bislang ist geplant, dass in den Elbtower neben Büromietern auch ein schickes Nobu Hotel mit rund 200 Zimmern und Gastronomie einzieht. Es ist aber nicht bekannt, ob der Mietvertrag überhaupt noch besteht.
Elbtower in der HafenCity: Für Linken-Politikerin reichen 100 Meter Höhe aus
Linken-Vizefraktionschefin Heike Sudmann könnte sich dagegen mit einem „Elbtower light“ anfreunden: „Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit für ein Umdenken gekommen? Die vom Senat vor sieben Jahren beim Elbtower-Startschuss vorausgesagten Engpässe auf dem Büromarkt sind nicht eingetreten. Der Trend zum Homeoffice verringert merklich den Bedarf und somit die Büromietkosten für Unternehmen. Viele Hotelplanungen in Hamburg liegen auf Eis. Wer soll denn noch in den Elbtower einziehen?“
Für die so oft genannte publikumswirksame Nutzung gebe es zudem bis heute kein interessantes Konzept, so Sudmann. Für einen guten Blick auf Hamburg reiche auch eine Aussichtsplattform auf 100 Meter Höhe aus, so das Fazit der Linken-Politikerin.