Hamburg. Ein groteskes Gespräch mit Alexander Skora, der nicht nur Visionen für den Wolkenkratzer hat, sondern auch politische Ambitionen.
Ein Berliner möchte den Elbtower in der HamburgerHafenCity retten: Alexander Skora aus der Bundeshauptstadt hat zum Ortstermin an die seit mehr als drei Monaten ruhende Wolkenkratzer-Baustelle geladen. Doch wegen Regens wurde das Gespräch kurzfristig in das Leonardo Hotel auf der Veddel verlegt.
Vom Raum Elbe in der vierten Etage fällt der Blick auf den rund 100 Meter hohen Betonklotz. Alexander Skora möchte den anwesenden Journalisten an diesem Freitagnachmittag seine Vision zur Rettung des Elbtowers präsentieren.
Elbtower: Alexander Skora setzt auf Wohnungen in dem Hamburger Hochhaus
Das werde ein langer Weg, und es müssten viele Menschen überzeugt werden, sagt der 53-Jährige. Nach seinen Vorstellungen soll der Elbtower nicht weitergebaut, geplant waren 245 Meter Höhe, sondern im jetzigen Zustand belassen und dann als Wohnraum genutzt werden. Genauer sollten es alles Eigentumswohnungen werden.
Bislang sind im Elbtower 77.000 Quadratmeter Bürofläche, ein Hotel, sowie eine Aussichtsplattform und zahlreiche Nutzungen für die Öffentlichkeit wie Gastronomie und ein Veranstaltungssaal für 200 Personen geplant. Doch „Büros und Hotels“ würden die Banken nicht mehr finanzieren, sagt der Betreiber von mehreren Berliner Hotels, der zudem nach eigenen Angaben zwischen fünf und 5000 Wohnungen besitzt.
Alexander Skora hat noch keine Gespräche mit dem Insolvenzverwalter geführt
Zur Erinnerung: Grund für den Elbtower-Baustopp Ende Oktober vergangenen Jahres waren ausstehende Zahlungen des inzwischen weitgehend insolventen Signa-Immobilienkonzerns an die Lupp Gruppe, die mit dem Rohbau beauftragt ist.
In der vergangenen Woche hatte die Käuferin des Elbtower-Grundstücks, die Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Diese ist eine mittelbare Tochter der insolventen Signa Prime Selection AG.
Zum Insolvenzverwalter wurde der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini aus der Kanzlei Görg bestellt, der jetzt hinter den Kulissen Gespräche mit möglichen Investoren führt. Allerdings nicht mit Skora. Dem Insolvenzverwalter habe er bislang nur eine E-Mail geschrieben, ebenso dem Büro des Stararchitekten David Chipperfield, dessen Team den Elbtower entworfen hat. Und mit dem Hamburger Senat habe er via X (ehemals Twitter) Kontakt aufgenommen. Eine Antwort hat Skora bislang nur von Chipperfield erhalten: „Ob David Chipperfield Architects Berlin als Entwurfsverfasser einer Umnutzung oder Umplanung zustimmen würden, hängt von den konkreten Wünschen eines künftigen Eigentümers ab. Wir sind offen für ein Gespräch.“
Elbtower: Wohnungen sind in dem Wolkenkratzer nicht genehmigungsfähig
Eine mögliche Finanzierung für den Kauf des Elbtower-Rohbaus kann der Berliner nicht vorweisen, der solle über den Verkauf der Eigentumswohnungen finanziert werden.
Eine interessante Idee, doch das Vorhaben von Skora ist gar nicht realisierbar. Auf Abendblatt-Anfrage sagte eine Sprecherin der HafenCity Hamburg GmbH: „Die Billhorner Brückenstraße ist eine der am stärksten befahrenen Straßen Hamburgs mit einem hohen Anteil an Schwerlastverkehr. Gemeinsam mit den Eisenbahntrassen des Personennah- und Fernverkehrs sowie des Güterverkehrs werden am Standort deutliche Lärmemissionen hervorgerufen.“
Wohnungen im Elbtower? Wegen der Lärmwerte unwahrscheinlich
Lärmbezogene Untersuchungen hätten ergeben, dass die Lärmwerte auch in der Nacht nicht unter 70 dB(A) sinken. „Damit liegen die Werte in einem gesundheitsgefährdenden Bereich“, so die Sprecherin. Daher sei im festgestellten Bebauungsplan HC16 das Wohnen aufgrund der Lärmbelastung durch die Straßen- und Schienenwege im entsprechenden Plangebiet nicht zugelassen worden.
Aber das beeindruckt den selbst ernannten Projektentwickler nicht weiter: „In Berlin gibt es auch Wohnungen an Eisenbahnschienen“, und zudem sei im Elbtower ein Hotel geplant, dann könne man dort auch wohnen.
Alexander Skora möchte auch Bundeskanzler werden
So weit, so gut. Doch Skora will nicht nur den Wolkenkratzer im Rohbau übernehmen, sondern auch Bundeskanzler werden. Schon 2021 hatte er die Partei BerlinBrains gegründet, strebte damals das Amt des Regierenden Bürgermeisters in der Bundeshauptstadt an, aber die Partei wurde gar nicht erst zu den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus zugelassen.
Alexander Skora hat ein Transparent in das Leonardo Hotel mitgebracht, auf dem HappyGoLuckyParty steht. So soll seine neue Partei heißen, besser gesagt, in diesen Namen wird BerlinBrains umbenannt. „Wir werden die FDP ersetzen“, prophezeit der vermeintliche Investor und man wolle nicht unbedingt bei der nächsten, aber bei der übernächsten Bundestagswahl antreten.
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Wollte Berliner Projektentwickler mit Elbtower-Idee nur in die Medien?
Die Hamburger Politik hält wenig von den Plänen des Berliners. Dem Abendblatt sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber, der als ausgewiesener Elbtower-Experte gilt: „Der weitgehend unbekannte Immobilienentwickler Alexander Skora konnte wissen, dass eine Wohnnutzung im Elbtower leider aus rechtlichen Gründen aufgrund der Lärmsituation an den Elbbrücken nicht möglich ist.“
Schreiber hat eine Vermutung: „Insofern drängt sich der Eindruck auf, dass Herr Skora mit seinem Vorschlag zur Umwandlung des Elbtowers in ein Wohnhaus lediglich in die Medien kommen wollte. Das ist erlaubt, ist ihm ja offensichtlich auch geglückt, aber es hilft leider nicht weiter.“
Elbtower: Politik sieht in Alexander Skora „zweifelhaften Investor“
Deutliche Worte findet auch Heike Sudmann. Die Vizefraktionschefin der Linken sagt: „Viele Investor*innen scharen jetzt mit den Hufen, weil sie glauben, ein Schnäppchen machen zu können. Herr Skora denkt vermutlich auch so. Bürgermeisterkandidat, Hotelbesitzer, Möchtegern-Aufwerter, Gentrifizierer – Herr Skora hat in Berlin schon einiges versucht und sich dabei nicht den besten Ruf erarbeitet.“
Die Linken-Politikerin kritisiert: „Es zeugt auch nicht von guter Recherche, wenn Skora meint, er könne den Elbtower mal eben zum Wohnturm umplanen. Das Baurecht und der Grundstückskaufvertrag stehen dem entgegen. Hamburg braucht nicht mehr vom Gleichen, nicht noch einen zweifelhaften Investor.“ Das wäre ja so, als wenn der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben werden solle.