Hamburg. Erneute Verschiebung der Eröffnung in der HafenCity sorgt für neue Diskussion. Vor allem zwei Parteien preschen voran.
Als Heike Sudmann (Linke) von der erneuten Verschiebung der Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers erfuhr, hielt sich ihre Verwunderung in Grenzen. Beim Prestigeprojekt in der HafenCity sei man eben Kummer gewohnt. Nachdem bereits die Eröffnung am 25. April wegen eines Wasserschadens geplatzt war, wurde in dieser Woche nun bekannt, dass auch der Fertigstellungstermin Ende August nicht gehalten werden kann. Die Stadtentwicklungssprecherin begleitet das Prestigeprojekt seit Monaten mit kritischem Auge. Eine neuerliche Absage passe für die Politikerin daher ins Bild.
„Die erneute Verschiebung überrascht mich nicht. Subunternehmer und Bauarbeiter berichten von fehlender Koordination und Chaos auf der Baustelle. Kein Wunder, dass Westfield keinen konkreten Eröffnungstermin nennen will. Sollte der nämlich auch nicht eingehalten werden können, würde kein Mensch mehr bauliche Mängel oder erneute Wasserschäden als Begründung akzeptieren“, sagt Sudmann auf Abendblatt-Anfrage.
Westfield Hamburg: Linken-Politikerin attackiert Senat für Umgang mit Großprojekten
Die Linken-Politikerin macht bei ihrem Rundumschlag gegen das umstrittene Großprojekt auch nicht vor Kritik am Senat halt. In ihren Augen war es von Tag eins an ein Fehler, Grundstück und Realisierung an einen einzigen Investor, beziehungsweise an ein Konsortium zu vergeben. „Der Einsatz von zig Subunterunternehmen beförderte Lohndumping, Beschäftigung ohne Papiere, fehlende Arbeitssicherheit und auch tödliche Arbeitsunfälle. Die Verantwortung für die Missstände kann immer auf andere geschoben werden“, kritisiert die Linken-Politikerin.
Die Quittung für die Fehler der Vergangenheit würde man jetzt Stück für Stück bekommen. „Der CDU-geführte Senat hat das Einkaufsquartier bewusst an einen Großinvestor vergeben. Heute hüllt sich die CDU lieber in Schweigen, wenn es um Missstände dort geht. Der spätere SPD-Senat hatte zwar nur wenig Handlungsmöglichkeiten, machte aber auch nie den Eindruck, als wenn er die Planung neu aufstellen wollte“, sagt Sudmann.
Was die Linken-Politikerin besonders frustriert: „Beim Abschluss der Verträge mit Westfield hat der SPD-Senat anscheinend nicht mal versucht, Regelungen zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oder auch verbindliche Zeitpläne zu vereinbaren“, so Sudmann, die hofft, dass der Senat bei der Vergabe von Großprojekten aus dem Dilemma rund um das Einkaufsviertel gelernt hat.
Westfield-Chaos: CDU-Politikerin kritisiert fehlende Transparenz
Unterstützung erhält Sudmann von der CDU: Gegenüber dem Abendblatt reagierte Anke Frieling wütend auf die neuerlichen Probleme beim XXL-Einkaufszentrum. „Die weitere Verzögerung – diesmal auch noch ohne Angabe eines neuen Termins für die Eröffnung – ist eine schlechte Nachricht für Hamburg. Es wäre hilfreich, wenn es wenigstens ein transparentes Bild der Lage und des Zeitplans gäbe“, erklärt die Fachsprecherin für Stadtentwicklung bei der CDU.
Ihre Gedanken drehen sich vor allem um die Unternehmen, die in der HafenCity unter den wiederholten Verzögerungen leiden müssen. „Mir tun vor allem. die Mieterinnen und Mieter sehr leid, die sich auf den neuen Standort gefreut haben und deren Existenz von ihren Geschäften abhängt. Zusammen mit dem Desaster um den Elbtower gibt Hamburg aktuell kein gutes Bild in der Welt - sehr traurig“, so Frieling.
XXL-Einkaufszentrum: CDU hofft auf baldige Eröffnung des Areals
Während Linke und CDU keinen Hehl daraus machen, wie kritisch sie die Entwicklung rund um das Großprojekt in der HafenCity sehen, reagieren andere Parteien in Hamburg etwas diplomatischer.
„Wir hoffen und gehen davon aus, dass das Westfield-Areal möglichst bald eröffnet werden kann. Grundsätzlich ist es im Sinne der Planungssicherheit gut, wenn eine mögliche Verschiebung frühzeitig kommuniziert wird, damit sich alle Beteiligten darauf einstellen können. Mit Hinblick auf die Komplexität des Bauvorhabens ist es nachvollziehbar, dass ein etwas weiterer Zeitkorridor für die Fertigstellung anvisiert wird“, sagt Dominik Lorenzen, Vorsitzender der Grünen-Fraktion in Hamburg.
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Westfield Hamburg: SPD beteiligt sich nicht an emotionaler Diskussion
Einen ähnlich entspannten Tenor schlägt auch die SPD an. An der ohnehin emotional geführten Diskussion will sich Dirk Kienscherf, Vorsitzender der SPD-Fraktion in Hamburg, nicht beteiligen. „Es ist gut, dass die geänderte Zeitplanung frühzeitig kommuniziert wird. Den zusätzlichen Puffer gilt es jetzt im Sinne aller Beteiligten zu nutzen, damit das Westfield-Quartier bald verlässlich an den Start gehen kann“, so Kienscherf.
Die Entspannung von SPD und Grüne fehlt derzeit bei den Mieterinnen und Mietern, deren wirtschaftliche Existenz von der Fertigstellung des Westfield Hamburg-Überseequartier abhängt.