Hamburg. Weil das Einkaufszentrum erst im August eröffnet, suchen Mieter temporäre Lösungen. Influencerin Karo Kauer ist besonders kreativ.
Mehr als 50 Einzelhändler und zahlreiche gastronomische Betriebe haben damit gerechnet, mit ihren Läden ab dem 25. April im Westfield Hamburg-Überseequartier in der HafenCity vertreten zu sein. Durch die wegen eines Grundwassereintritts verschobene Eröffnung bleiben sie auf bereits bestellter Ware sitzen, können Sommerkollektionen nicht verkaufen und wissen nicht, wohin mit dem Personal, das sie schon eingestellt haben. Dass Not erfinderisch macht, beweisen drei kleinere, betroffene Unternehmen.
Influencerin Karo Kauer hat jede Menge Fans. 530.000 Follower folgen ihr bei Instagram, 112.000 dem dortigen Auftritt ihres Modelabels. Ihre Kollektionen verkauft die 32-Jährige online oder in ihrer Heimatstadt Eisslingen (Baden-Württemberg). Dort hat sie vor einigen Jahren ihren ersten Laden eröffnet, einen zweiten sollte es ab April im Westfield Hamburg-Überseequartier geben.
Westfield Hamburg: Influencerin Karo Kauer will Community nicht hängen lassen
Die Influencerin war auf regen Zulauf bei der Eröffnung im Westfield Hamburg-Überseequartier vorbereitet. Schon ihre Verkaufstour durch Deutschland im vergangenen Jahr war ein Renner. In jeder Stadt bildeten sich vor ihrem Truck lange Schlangen. „In Hamburg waren es 400 bis 500 Leute“, sagt Geschäftsführer Benjamin Staubach. „Den ganzen Tag über stellten sich neue an.“
Für das Eröffnungswochenende hätten zahlreiche Fans bereits Flüge, Bahnfahrten und Hotels gebucht. Um diese, aber auch die Hamburger nicht zu enttäuschen, hatte Karo Kauer unmittelbar nach der Absage mitgeteilt: Man werde die Community nicht hängen lassen und trotzdem vom 25. bis zum 27. April nach Hamburg kommen – und etwas anderes auf die Beine stellen.
XXL-Einkaufszentrum: Influencerin Karo Kauer hat extra eine Hamburg-Kollektion entworfen
Schließlich gibt es da auch die Mode, die sie eigens für die Hansestadt entworfen hat und auch nur dort verkaufen will. Und auch noch die Ware anderer Labels, die sie für das Hamburger Geschäft geordert hat. „Wir haben momentan einen sehr hohen Lagerbestand, aber kein Lager“, sagt Staubach. „Außerdem haben wir mit dem Umsatz gerechnet, der nun wegfällt.“
Daher wird Karo Kauer mit dem Heidelberger Fotograf Paul Ripke, selbst Influencer mit eigenem Modelabel, von Donnerstag bis Sonnabend nächste Woche in einem Pop-up-Store in Altona zu finden sein. „Wir werden den Leuten das Happening bieten, das sie erwartet haben“, so CEO Staubach. Stattfinden soll es in einer Industriehalle – mit Foodtruck, DJ und Bar, und sicher vielen glücklichen Fans. Dafür fehle nur noch eine letzte Genehmigung.
HafenCity Hamburg: Modelabel Derbe findet Alternative zu Westfield Hamburg-Überseequartier
Auch das Hamburger Modelabel Derbe hat eine temporäre Alternative gefunden. „Wir haben spontan eine Fläche im Elbe Einkaufszentrum angemietet, auf der wir demnächst einen Pop-up-Store eröffnen“, sagt Sales Manager Florian Scheer. Dort könne man jetzt die Ware verkaufen, die eigentlich für den Laden in der HafenCity gedacht war.
„Das Elbe Einkaufszentrum ist zwar nicht dasselbe wie das Westfield Hamburg-Überseequartier, aber es ist eine gute Lösung – auch für das Personal“, so Scheer. Das sei natürlich bereits eingestellt worden und könne jetzt im Pop-up-Store beschäftigt werden.
Westfield Hamburg: Gastronom Axel Strehlitz denkt darüber nach, Kurzarbeit anzumelden
Auch der Hamburger Gastronom Axel Strehlitz, der im Westfield Hamburg-Überseequartier am 25. April sein Lolas Bistro und Anfang Mai davor einen Beachclub eröffnen wollte, muss sein Personal anderswo unterbringen. „Wir haben acht Vollzeitkräfte, Teilzeitkräfte und Minijobber eingestellt.“
Einige habe er in eigenen Betrieben oder in denen von Freunden unterbringen können. Doch ob das über den gesamten Zeitraum bis zur Eröffnung im August gehe, sei fraglich. Er denke schon daran, Kurzarbeit anzumelden, so Strehlitz. „Die werde ich dann aufstocken, damit die Mitarbeiter bei der Stange bleiben.“
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Seinen Versicherer habe er bereits prüfen lassen, ob der für den finanziellen Schaden aufkomme, doch eine klare Absage bekommen. „Erstens, weil der Wasserschaden nicht auf meiner Mietfläche ist. Und zweitens, weil Schäden durch Grundwasser grundsätzlich nicht versichert sind.“ Er hoffe, dass die Versicherung des Bauherrn für alles aufkommt.