Hamburg. Für Ladenbetreiber und Gastronomen ist die geplatzte Eröffnung ein schwerer Schlag. Warum dennoch ihre Unterstützung gefragt ist.

Vor einem Monat hätte die große Eröffnungsfeier des Einkaufszentrums Westfield Hamburg-Überseequartier in der Hamburger HafenCity steigen sollen. Bekanntermaßen wurde daraus nichts. Zwei Wochen vor der großen Sause wurde der Termin abgesagt. Ein Wasserschaden im Bereich einer „zentralen technischen Anlage“ mache die Eröffnung unmöglich, hieß es vom Betreiber Unibail-Rodamco-Westfield (URW).

Der Starttermin wurde um vier Monate auf August 2024 verschoben. Für die Mieter des XXL-Einkaufszentrums kam die Nachricht überraschend. In einem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, wurden die Mieter zudem um „Unterstützung bei der Schadens- und Aufwendungsminimierung“ gebeten. Etwa durch die „Umverteilung von Personal und/oder bereits bestellter, nicht erstattungsfähiger (Saison)Ware“.

Westfield Hamburg: Mieter des XXL-Einkaufszentrums setzen auf Pop-up-Stores

Wie gehen die Mieter mit der verschobenen Eröffnung um? Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um die Einnahmeausfälle, die Personal- und Materialkosten, die durch die monatelange Verschiebung entstehen, zu kompensieren? Das Abendblatt hat nachgefragt.

Das Hamburger Modelabel Derbe hat schnell eine Zwischenlösung gefunden. „Wir haben Anfang Mai einen Pop-up-Store im Elbe Einkaufszentrum eröffnet. Nachdem wir die Absage für das Überseequartier bekommen haben, ging das alles sehr schnell“, sagt Florian Scheer.

HafenCity Hamburg: Modelabel Derbe hofft auf neuen Eröffnungstermin im August

Eine langfristige Lösung sei der Laden aber nicht. „Für uns ist es keine optimale Fläche, wir haben mit dem Tourismus in der HafenCity geplant. Aber jetzt sind wir erst mal glücklich, dass wir eine Ausweichmöglichkeit gefunden haben“, so Scheer. Alle Angestellten und auch die bestellten Waren seien am neuen Standort untergekommen.

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Der Plan, in die HafenCity zu ziehen, stehe aber. „Der Laden ist baulich fertig und kann innerhalb kürzester Zeit bezogen werden. Je früher wir im Überseequartier eröffnen können, desto besser. Der August-Termin wäre richtig gut für uns“, sagt Scheer.

Hamburger City: Influencerin Karo Kauer ist in die Europa Passage gezogen

Das Modelabel von Influencerin Karo Kauer hat ebenfalls eine Ausweichfläche gefunden. Am letzten Aprilwochenende hatte das Team gemeinsam mit Fotograf und Influencer Paul Ripke sowie dessen Modelabel PaRi ein Pop-up-Event in Hamburg organisiert. „Wir lassen euch nicht hängen“, hatte Kauer zuvor auf Instagram verkündet.

Influencerin Karo Kauer präsentiert ihre Hamburg-Kollektion, die sie ab April im Westfield Überseequartier verkaufen wollte.
Influencerin Karo Kauer präsentiert ihre Hamburg-Kollektion, die sie ab April im Westfield Überseequartier verkaufen wollte. © Tobias Froehner Photography | Tobias Froehner Photography

Der Andrang während des dreitägigen Events war entsprechend groß, auch weil dort eine Kollektion unter dem Label Hanseatic Essentials verkauft wurde, die explizit für das Hamburger Geschäft entstanden war. Mittlerweile hat das Modelabel auch eine weitere Fläche gefunden, um die Zeit bis zur Westfield-Eröffnung zu überbrücken. Der neue Pop-up-Store ist seit dem 8. Mai in der Europa Passage zu finden. Dort wird es auch weiterhin die Hamburg-Kollektion geben.

Westfield: Hamburger Gastronom musste Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken

Gastronom Axel Strehlitz wollte zum ursprünglich geplanten Eröffnungstermin am 25. April im Westfield-Center eine Gastronomie unter dem Namen „Lolas Bistro“ eröffnen. Im August sollte ein Beachclub vor dem Einkaufszentrum folgen. „Wir haben fast alle Mitarbeiter an anderen Standorten unterbringen können“, sagt Strehlitz.

Einige der Angestellten seien zudem bei befreundeten Gastronomen untergekommen. „Da waren alle sehr solidarisch, haben gefragt, wie sie uns helfen können“, sagt Strehlitz. Nur einzelne Mitarbeiter habe er in Kurzarbeit schicken müssen. Die Rückmeldung von der Arbeitsagentur stehe allerdings noch aus. „Einen genauen Eröffnungstermin kenne ich nicht, aber ich hoffe, dass es schnell geht“, so der Gastronom.

Port des Lumières in der HafenCity: 20 Mitarbeiter sind derzeit in Kurzarbeit

Beim digitalen Kunstzentrum Port des Lumières sind die etwa 20 Mitarbeiter ebenfalls in Kurzarbeit. „Wir wollen die Mannschaft unbedingt halt“, sagt Sprecherin Katja Derow. Für die Einrichtung ist der verschobene Start besonders bitter. „Wir wären pünktlich fertig gewesen, hätten zum geplanten Termin öffnen können. Alles war darauf ausgerichtet“, so Derow.

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Die Ausstellung, die Technik, alles sei bereit. Vor allem die Technik koste aber auch eine Menge Geld. Deshalb hoffe man auf eine schnelle Eröffnung. „Wir sind jetzt schon die Planungen für das Opening Ende August eingestiegen, auch wenn wir noch keinen genauen Termin haben“, sagt die Sprecherin.

Westfield-Fiasko hatte folgenschwere Auswirkungen für Hamburger Gastro-Kette

Für einige Mieter war die verschobene Eröffnung aber auch eine echte Hiobsbotschaft. Die Gastro-Kette Urban Foodie, zu der die Restaurants Poké Bar gehören, musste kürzlich Insolvenz anmelden. Zwar war das Unternehmen durch die zahlreichen Krisen bereits in finanzielle Schieflage geraten. Das Westfield-Fiasko habe aber auch seinen Anteil daran gehabt.

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Die Unternehmerinnen Maria Alberti-Moghaddam und Leslie Schwittay hatten schon 2019 einen Mietvertrag für eine Filiale im Westfield-Center unterschrieben. „Die Verschiebung des Eröffnungstermins um vier Monate hat uns unerwartet getroffen“, sagte Alberti-Moghaddam dem Abendblatt. „Das ist in unserer Lage praktisch das i-Tüpfelchen gewesen.“

Westfield Hamburg: Neuer Eröffnungstermin steht immer noch nicht fest

Wann das XXL-Einkaufscenter Westfield Hamburg-Überseequartier letztlich öffnet, steht noch nicht fest. Auch den Mietern ist kein genauer Termin bekannt. „Wir wissen gar nichts“, sagt Gastronom Axel Strehlitz. URW hatte einen neuen Eröffnungstermin für Ende August angesetzt.

Derweil werde im unfertigen Einkaufsquartier weitergearbeitet, das berichten einige Mieter. „Es geht voran, aber sehr gemächlich.“ Es gebe aber immer noch Ladenflächen, die völlig unausgebaut seien. „Da fehlen teilweise die Fassaden und der Estrich auf dem Boden.“