Hamburg. SKA der Linken wirft neue Fragen auf. Wann die Behörden von dem Eröffnungsfiasko in der HafenCity erfahren haben.

Heike Sudmann versuchte am Sonnabend, das schöne Frühlingswetter in Hamburg zu genießen. Einfach mal den Kopf frei bekommen, Kraft tanken und genießen. So ganz gelingen wollte es der Stadtentwicklungssprecherin der Linken aber nicht. Zu sehr ärgert sich die 61-Jährige über die fast wöchentlich neuen Negativschlagzeilen rund um das XXL-Einkaufsquartier Westfield Hamburg-Überseequartier.

Wasserschaden, verschobene Eröffnung, Arbeitsunfälle, Minilöhne für die Arbeiter. Die Liste der Mängel auf Hamburgs größter Baustelle in der HafenCity wächst kontinuierlich an. Nun gibt es neue Ungereimtheiten, die aus den Antworten auf eine Schriftliche Kleine Anfrage (SKA) an den Senat hervorgehen.

Westfield Hamburg-Überseequartier: Wann die Behörden über die geplatzte Eröffnung informiert wurden

Ursprünglich hätte zwei Wochen vor der für den 25. April geplanten Eröffnung eine bauaufsichtliche Prüfung des 419.000 Quadratmeter großen Areals bei den Behörden angemeldet werden müssen. Wie aus der Senatsantwort hervorgeht, hat Westfield zwei Wochen und einen Tag vor der geplanten Eröffnung telefonisch die Behörden kontaktiert, um über den Wasserschaden und die damit verbundene kurzfristige Absage der Eröffnung zu informieren.

„Eine bauaufsichtliche Prüfung der sicheren Benutzbarkeit der angezeigten Nutzung fand nicht statt, da bereits vor Eingang der Anzeige der Aufnahme der Nutzung der Teilbereiche Core Nord und Core Süd der zuständigen Behörde am 10. April 2024 telefonisch mitgeteilt wurde, dass aufgrund eines Wasserschadens im Traforaum die geplante Teileröffnung des Überseequartiers am 25. April 2024 abgesagt wird“, heißt es in der Antwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage.

Desaster auf Baustelle des Westfield Hamburg-Überseequartiers: 22 Fragen an den Senat gestellt

Für Sudmann ist diese terminliche Abfolge ein komischer Zufall. „Eine sichere Benutzbarkeit ist die Voraussetzung für die Eröffnung des Einkaufsviertels. Damit das von der Bauaufsicht geprüft werden kann, hätte Westfield spätestens am 11. April die für den 25. April geplante Eröffnung anzeigen müssen. Doch einen Tag vorher informierte Westfield die Behörde über einen Wasserschaden und die Absage der Eröffnung. Die standhafte Weigerung von Westfield, den Wasserschaden wenigstens Medien zu zeigen, lässt weiter viel Raum für Spekulation über die Wahrhaftigkeit und das Ausmaß des Wasserschadens“, sagte Sudmann.

Die Forderung nach mehr Transparenz seitens des Bauherrn Unibail-Rodamco-Westfield (URW) werden bei Mietern und Politikern immer lauter. Insgesamt 22 Fragen richteten die Linken daher an den Senat. Unter anderem wurde erfragt, ob es wegen des Wassereintritts im Westfield Hamburg-Überseequartier einen Feuerwehreinsatz gab, um den betroffenen Traforaum leer zu pumpen und größeren Schaden zu vermeiden.

„Die Hamburger Feuerwehr wurde im Zusammenhang mit dem Wasserschaden nicht herbeigerufen. Aufgrund des hohen Gefährdungspotenzials dürfen Trafostationen ausschließlich von geschultem Personal begangen werden. Insbesondere bei Schadensfällen wie z. B. bei Wassereintritt ist darauf zu achten, um eine Personengefährdung auszuschließen“, so der Senat.

Weitere Bereiche des XXL-Einkaufszentrums sollen nicht von Wasserschaden betroffen sein

Offenbar ist der Wasserschaden auf dem riesigen Areal in der HafenCity auf den Bereich rund um den Traforaum begrenzt. Weder in anderen Teilen der Baustelle noch im Bereich der unter dem Gebäude verlaufenden U-Bahn-Linien-Trasse der U4 wurde ein Eintritt von Grundwasser festgestellt.

Die Linken kritisieren zudem, dass ein so wichtiger Bereich wie die Steuerung der Stromversorgung in einem unterirdischen Raum geplant wurde. „Es gibt diesbezüglich keine bauordnungsrechtlichen Anforderungen“, hieß es in der Antwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage. Die Frage, ob das Einkaufsviertel ganz oder teilweise auf einer alten Fundamentplatte erfolgt ist, verneinte der Senat.

Dass beim Bau bereits bei der Einrichtung der Baugrube im März 2017 gepfuscht wurde, weist die Stadt ebenfalls zurück. In der SKA-Antwort heißt es: „Seitens der zuständigen Bauaufsicht gab es keine zusätzlichen Anforderungen, die über die Anforderungen der Hamburgischen Bauordnung (HBauO) hinausgehen. Alle für die öffentliche Sicherheit notwendigen bautechnischen Nachweise wurden von der Bauherrin eingereicht und durch den beauftragten Prüfingenieur geprüft. Verantwortlich für die korrekte Bauausführung ist das ausführende Bauunternehmen.“

Und weiter heißt es: „Durch den Prüfingenieur erfolgte in Abhängigkeit des Baufortschritts fortlaufend eine stichprobenhafte Überprüfung der Bauausführung bzgl. der Standsicherheit.“

Westfield Hamburg-Überseequartier: Linken-Politikerin beklagt nachträgliche Änderung der Flächennutzung

Doch nicht nur die Ungereimtheiten auf der Baustelle verwundern Linken-Politikerin Sudmann. Sie wundert sich, dass in dem neuen Einkaufsviertel mehr Bruttogeschossfläche für die Bereiche Entertainment und Einzelhandel zur Verfügung gestellt als im Jahr 2020 ursprünglich genehmigt wurden.

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Für den Bereich Entertainment und Kultur wurden am 6. Oktober 2020 insgesamt 17.487 Quadratmeter genehmigt. Mittlerweile sind aber 21.821 Quadratmeter werden. Auch für die Einzelhändler gibt es nun mehr Fläche als genehmigt. Statt 65.220 Quadratmeter stehen jetzt im südlichen Überseequartier 68.860 Quadratmeter zur Verfügung. Auch in Bezug auf die nachträgliche Anpassung der Flächennutzung in dem Shopping-Areal wünscht sich Sudmann mehr Transparenz.