Hamburg. Start am 25. April ist geplatzt. Der Grund dafür und warum der Bauherr das neue Quartier jetzt erst deutlich später einweihen will.
Das ist eine Schocknachricht: In exakt zwei Wochen sollte das XXL-EinkaufsviertelWestfield Hamburg-Überseequartier in der HafenCity endlich eröffnen – und zwar mit einer Riesenparty: Für die Abendveranstaltung am 25. April inklusive eines Konzerts von Superstar Rita Ora waren mehr als 4000 Gäste eingeladen, weitere 1500 Menschen zur offiziellen Zeremonie am Vormittag mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Ab 15 Uhr sollte die Öffentlichkeit die neue Attraktion mit rund 170 Geschäften, Entertainment-Angeboten und Gastronomie erkunden können.
Doch daraus wird nichts: Die Eröffnung wurde vom Bauherrn Unibail-Rodamco-Westfield (URW) um vier Monate auf Ende August verschoben – ohne sich auf ein neues Datum festzulegen.
Westfield Hamburg: „Lokaler Eintritt von Grundwasser“ lässt die geplante Eröffnung platzen
Diese dramatische Neuigkeit verkündete URW am Donnerstag um 8.20 Uhr in einer Pressemitteilung per E-Mail. In dieser heißt es: „Auf der Baustelle des Westfield Hamburg-Überseequartier ist es in einem Teil des Untergeschosses zu einem lokalen Eintritt von Grundwasser im Bereich einer zentralen technischen Anlage gekommen, die dadurch kurzfristig nicht in Betrieb genommen werden kann.“
Das Abendblatt hatte vier Wochen vor der Eröffnung URW-Deutschland-Chef Andreas Hohlmann zu einem Rundgang über die Baustelle und einem ausführlichen Interview getroffen. Damals war der Handelsexperte noch voller Euphorie und sagte: „Der Eröffnungstermin ist in Stein gemeißelt, das wird klappen.“
Eröffnung des Einkaufszentrums geplatzt – „das schlechtmöglichste Timing“
Aber davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Trotz der angespannten Lage stand Hohlmann am Donnerstag zu einem exklusiven Abendblatt-Gespräch zur Verfügung: „Dass wir die Eröffnung zwei Wochen vorher absagen müssen, ist natürlich das schlechtmöglichste Timing. Das tut uns leid für unsere Mieter und für alle Hamburger, die sich wie wir schon auf diese neue Attraktion gefreut hatten. Auch für unser eigenes Team ist das eine sehr unschöne Situation, aber da müssen wir jetzt durch“, sagt Hohlmann.
Nach Abendblatt-Informationen wurde das eingetretene Grundwasser Anfang der Woche festgestellt. Dann wurden sämtliche verfügbaren Experten zur Rate gezogen, bis man am Mittwochabend schließlich erkannt hatte, dass die Eröffnung verschoben werden muss.
XXL-Einkaufsquartier: Luxuskaufhaus Breuninger sagt kurzfristig exklusives Event ab
Zunächst erhielten Ankermieter wie das Luxuskaufhaus Breuninger – die ein am Donnerstag geplantes Pressegespräch und ein Abendevent mit vielen geladenen Prominenten kurzfristig absagten – eine Information über die Entscheidung und anschließend bis zum Donnerstagmorgen nach und nach die anderen Mieter.
URW-Chef Hohlmann sagt weiter im Abendblatt-Gespräch: „Wir als URW können nichts dafür, dass es hier zu einem lokalen Eintritt von Grundwasser gekommen ist.“
Einkaufszentrum in Hamburg: Mieter zahlen erst ab Eröffnung
Das gravierende Problem sei, „dass es im Bereich einer zentralen technischen Anlage ist und dann auch noch zwei Wochen vor der geplanten Eröffnung. Wir müssen jetzt natürlich im Austausch mit allen Beteiligten prüfen, wie es zu dieser Situation kommen konnte.“ Zudem müsse analysiert werden, welche wirtschaftlichen Schäden für das Gesamtprojekt entstehen.
Wie hoch diese sein werden, das ist jetzt noch nicht zu beziffern. Doch es dürfte sich hochgerechnet um einen Betrag im zweistelligen Millionenbereich handeln. Dazu will sich Hohlmann nicht äußern, aber bestätigt: „Die Mieter bezahlen für die Flächen erst, wenn das Westfield Hamburg-Überseequartier eröffnet ist. Wir haben jetzt also etwa vier Monate Mietausfall.“
Westfield Hamburg: URW-Chef verspricht „individuelle Lösungen“ für die betroffenen Mieter
Wie geht es jetzt weiter? Hohlmann kündigt an: „Wir haben ein partnerschaftliches Miteinander mit unseren Mietern und wissen, dass diese schon Ware geordert und Mitarbeiter eingestellt haben. Wir werden mit allen das Gespräch suchen, um individuelle Lösungen zu finden. Alles andere werden die Versicherungen klären.“
Es ist davon auszugehen, je nach Mietvertrag, dass die Mieter gegenüber URW ihren Umsatzausfall zumindest zum Teil geltend machen können.
Einkaufszentrum in HafenCity: „Die Analyse des Schadens hat begonnen“
Noch steht nicht fest, wie lange die Behebung des Schadens dauern wird: „Die Analyse des Schadens in Zusammenarbeit mit unseren Planern und Ingenieuren hat umgehend begonnen. Das wird aber nicht bis Ende August dauern. Wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden, und das ist auch im Sinne der Einzelhändler, nun Ende August als neuen Eröffnungstermin zu realisieren“, sagt Hohlmann. Das hänge auch mit dem saisonalen Einzelhandelskalender zusammen.
Andreas Hohlmann nennt ein Beispiel: „Der Modehandel verkauft im Frühjahr die Bekleidung für den Sommer und dann am Ende des Sommers wieder für Herbst und Winter. Deshalb die Verschiebung um vier Monate.“
Westfield Hamburg: Weiterhin „großes und aufregendes Event“ zur Eröffnung geplant
Die gute Nachricht: Hinter den Kulissen wird bereits jetzt mit Hochdruck daran gearbeitet, ein neues Eröffnungsevent auf die Beine zu stellen. Einen exakten Termin gibt es dafür jedoch noch nicht. Da solch große Eröffnungen von Einzelhandelsflächen meistens an einem Donnerstag stattfinden, liegt etwa der 29. August nahe.
Dem URW-Chef ist wichtig: „Es wird ein großes und aufregendes Event zur Eröffnung geben, daran ändert sich auch nichts durch die nun leider aufgetretene Verzögerung.“ Und wenn Rita Ora Zeit hat, könnte die Sängerin ihren Auftritt theoretisch nachholen.
Westfield Hamburg: Mieter sprechen von „Schock“ und „Drama“
Doch was sagen die betroffenen Mieter? Gastronom Gurbir Singh Muhar etwa wurde am Donnerstagmorgen über die Verzögerung informiert. Er hat für sein Cardamom-Restaurant mit gehobener indischer Küche eine Fläche mit rund 320 Quadratmetern angemietet, die Platz für 100 Gäste innen und 80 Plätzen im Außenbereich bietet.
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Das Konzept führt er bereits erfolgreich an den Hohen Bleichen in der Hamburger Innenstadt. „Die Nachricht, dass die Eröffnung um rund vier Monate verschoben wird, ist ein Schock. Wir wollten mit unserem Restaurant Ende Mai starten und haben dafür bereits Personal rekrutiert“, sagte Gurbir Singh Muhar dem Abendblatt. Nun will der Unternehmer mit dem Vermieter sprechen, wie der Umsatzverlust kompensiert werden kann.
Mieter des Westfield-Einkaufszentrums: „Ich war zunächst sprachlos“
Bei Gastronom Axel Strehlitz klingelte das Telefon um 8.15 Uhr. Es war eine Vermietungsmanagerin von URW. „Ich war zunächst sprachlos, als sie mir diese schlechten Nachrichten überbrachte“, sagt der Strehlitz, der auf dem Kiez bereits das Klubhaus St. Pauli sowie die Wunderbar und an der Langen Reihe in St. Georg das Restaurant Das Dorf betreibt.
Bislang freute sich Strehlitz auf den Einzug in das XXL-Einkaufszentrum – mit seinem Konzept Lolas Bistro: „Wir hatten uns auf die Westfield-Eröffnung am 25. April eingestellt. Am 2. Mai wollten wir außerdem draußen an der Waterfront mit einem Beach-Club starten. Dass wir das alles nun erst Ende August umsetzen können, ist ein Drama, da wir auch schon das Personal eingestellt haben“, sagt Strehlitz dem Abendblatt.
Der Unternehmer hat sich schon mit seiner Versicherung in Verbindung gesetzt, um zu klären, ob diese jetzt für den entstandenen Schaden durch den Umsatzausfall aufkommt.
Westfield Hamburg: HafenCity-Chef sagt: „Wir bedauern die Entwicklung für die Bauherrin“
Auch Thalia hat rund 1700 Quadratmeter angemietet. Eine Sprecherin sagte auf Anfrage: „Wir bedauern die Verschiebung der Neueröffnung unserer Thalia-Buchhandlung sehr, da unsere Vorbereitungen für die Eröffnung am 25. April nach Plan liefen. Jetzt freuen wir uns darauf, unsere Kundinnen und Kunden ab Ende August in unserem neuen Flagship-Store begrüßen zu dürfen.“
Auch Andreas Kleinau, Chef der HafenCity Hamburg GmbH, bedrückt die Nachricht: „Wir bedauern die Entwicklung für die Bauherrin ebenso wie für die direkt und indirekt Betroffenen ganz außerordentlich. Bei komplexen Bauvorhaben, wie es das Überseequartier nun einmal darstellt, können technische Komplikationen nicht vollständig ausgeschlossen werden. Bitter, wenn dies sogar zu einer Verschiebung der Eröffnung führt.“
Dass Grundwasser bei Bauprojekten durch die Bodenplatte eintritt, ist laut Kleinau übrigens kein generelles Problem in der HafenCity.