Hamburg. Einst stand das Naturhistorische Museum am Hauptbahnhof. Der geplante Standort des Neubaus ist nicht weit entfernt.
Es soll den Reichtum an Arten und Lebensräumen auf der Erde zeigen, aber auch die zunehmende Bedrohung der Natur: Das geplante Hamburger Naturkundemuseum wird sich drängenden Zukunftsfragen widmen. Über mögliche Standorte gab es viele Diskussionen, unter anderem war die Innenstadt im Gespräch.
Nun ist nach Abendblatt-Informationen eine Entscheidung gefallen: Das neue Forschungs- und Ausstellungshaus soll auf Baufeld 51 in der HafenCity entstehen. Dafür hat sich das zuständige Gremium ausgesprochen, in dem unter anderem Vertreter mehrerer Hamburger Behörden sitzen. Dem Vorschlag war eine monatelange „Standortpotenzialanalyse“ vorausgegangen.
Hamburger Naturkundemuseum zieht in die HafenCity
Nach einem Übersichtsplan der HafenCity GmbH liegt das Baufeld 51 im Elbtorquartier zwischen der Überseeallee, der Shanghaiallee und der Hongkongstraße. Es ist ein Standort zwischen Kultur und Wissenschaft, Arbeit und Wohnen. In der Nähe des dreiecksförmigen Grundstücks befindet sich die HafenCity Universität, etwa 250 Meter Fußweg sind es von dem Platz zum Internationalen Maritimen Museum. In direkter Nachbarschaft liegen auch zwei U-Bahnhöfe.
Das neue Naturkundemuseum soll Teil des außeruniversitären Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) sein. Dessen Mitarbeiter an den Standorten Hamburg und Bonn untersuchen, wie sich die Vielfalt des Lebens weltweit verändert. Das Forschungsmuseum soll die Kraft der Evolution und die Aktivitäten des Menschen veranschaulichen, die dazu führen, dass auch unsere eigenen Lebensgrundlagen wie frische Luft, sauberes Wasser und Nahrungsversorgung in Gefahr sind.
In Zeiten des „rasanten Umweltwandels, vom Klima bis hin zu Lebensräumen und Lebewesen“, sei der Mensch „längst zu einem entscheidenden Faktor der Evolution geworden“, schreibt das LIB auf seinen Internetseite. „Evolutioneum“ könnte das neue Haus heißen, hatte der wissenschaftliche Projektleiter, Biologieprofessor Matthias Glaubrecht, vorgeschlagen.
Hamburger Naturkundemuseum stand einst am Hauptbahnhof
Einst besaß die Hansestadt ein Naturkundemuseum am Steintorwall nahe dem Hauptbahnhof. Während der Operation Gomorrha im Juli 1943 ging die Einrichtung unter den Bomben der Alliierten in Flammen auf. Heute steht an der Stelle ein Elektrogroßmarkt. Ein Teil der naturkundlichen Sammlungen war allerdings ausgelagert worden und konnte gerettet werden.
Heute umfassen allein die Zoologischen Sammlungen schätzungsweise zehn Millionen Objekte – von konservierten Amphibien und Reptilien über Säugetiere, Vögel, Spinnen und Tausendfüßer bis zu Quallen. Mit anderen naturkundlichen Sammlungen bilden sie ein Archiv des Lebens, anhand dessen sich der Verlauf der Evolution nachvollziehen lässt.
Von den zoologischen Stücken kann das Museum der Natur Hamburg an seinem Standort an der Bundesstraße aber nur einen kleinen Teil ausstellen. Das Haus bekam 2018 einen neuen Eingang zur Bundesstraße; ein Teil der 2000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche wurde neu gestaltet. Doch anderswo wird erheblich mehr geboten: Das populäre Naturkundemuseum in Berlin etwa hat 8000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.
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Zoologie, Mineralogie und Paläontologie unter einem Dach
Geologisch-Paläontologischen Sammlungen – darunter etwa Bernsteine und fossile Tintenfische – sowie von den etwa 90.000 Objekten der Mineralogischen Sammlung – darunter Meteoriten vom Mond – kann das Museum an zwei weiteren Standorten nur eine kleine Auswahl präsentieren. Zoologie, Geologie und Mineralogie ließen sich zusammenführen unter dem Dach des geplanten Naturkundemuseums als Teil des Leibniz-Instituts.
Dieses besteht aus dem Museum Koenig Bonn (ehemals Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig) und eben dem Museum der Natur Hamburg (ehemals Centrum für Naturkunde). Beide Einrichtungen waren im Juli 2021 nach einem Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz in dem neuen Leibniz-Institut zusammengeführt worden. Das LIB besitzt insgesamt mehr als 16 Millionen Sammlungsobjekte.
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Bund trägt 50 Prozent der Kosten für neues Leibniz-Institut
Für den Aufbau des LIB zahlt der Staat seit 2021 pro Jahr 6,4 Millionen Euro, aufsteigend auf rund 7,9 Millionen bis 2026. Davon trägt der Bund 50 Prozent; Hamburg zahlt rund 37,5 Prozent. Den Rest tragen alle Bundesländer im Rahmen der gemeinsamen Vereinbarung zur Förderung der Leibniz-Institute. Darüber hinaus finanziert Hamburg Ausstellungskosten aufsteigend auf 2,6 Millionen Euro bis 2026 und den Neubau für das geplante Hamburger Forschungsmuseum.
Der Antrag auf eine Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft hatte 2018 Hamburgs Stifter Michael Otto dazu gebracht, mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und dem damaligen Uni-Präsidenten Dieter Lenzen öffentlich für das Projekt zu werben. Er sei sehr froh, dass die Hansestadt endlich eine „seit Jahrzehnten bestehende Lücke in der Hamburger Museumslandschaft“ schließen wolle, sagte Otto damals.