Hamburg. Nach dem angekündigten Aus für Karstadt und Kaufhof: Bekommt die City einen neuen Publikumsmagneten?
Die Ankündigung des Warenhaus-Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof, an der Mönckebergstraße Kaufhof und Karstadt Sports zu schließen, hat die Sorgen von Händlern und Gastronomen in der City verstärkt. Der befürchteten Verödung könnte ein neuer „Publikumsmagnet“ entgegenwirken, schreiben Abendblatt-Leser – und schlagen vor, das obere Ende von Hamburgs größter Einkaufsmeile für das geplante neue Naturkundemuseum zu nutzen.
Dort werde doch womöglich ein prominenter Platz frei werden, schreibt Leser Stephan A. Lütgert. „Dann wäre auch die aktuelle Sorge um den Verlust des repräsentativen Entrees in die Innenstadt unbegründet, da das Museum dauerhaft finanziert wäre.“
Auch Leserin Christina Bosse plädiert dafür, das geplante Naturkundemuseum dort unterzubringen, wenn es nach einer Schließung von Karstadt Sports zu einem Leerstand käme: „Die Innenstadt würde aufgewertet, vor allem auch am Wochenende, und von der Lage am Hauptbahnhof können andere Museen nur träumen. Ich sehe schon Schulklassen aus ganz Norddeutschland, die Hamburg auf ihrem Wandertag besuchen. Für diese wäre es ein enormer Vorteil, wenn sie nach ihrer langen Zugreise nicht noch in die U-Bahn umsteigen müssten.“ Eine weitere Abendblatt-Leserin schlägt vor, das neue Hamburger Naturkundemuseum in dem wohl ebenfalls frei werdenden Gebäude an der Mönckebergstraße unterzubringen, das derzeit noch eine Kaufhof-Filiale beherbergt. Es liegt neben dem Saturn-Gebäude.
Abendblatt-Leserinnen und -Leser verweisen auf historische Bezüge
In ihren Zuschriften verweisen die Abendblatt-Leserinnen und -Leser zudem auf historische Bezüge. Auf dem Platz gegenüber von Karstadt Sports befand sich nämlich früher Hamburgs erstes Naturkundemuseum, untergebracht in einem wilhelminischen Bau mit einem Innenhof und umlaufenden Galerien. Im Juli 1943 ging es während der „Operation Gomorrha“ unter den Bomben der Alliierten in Flammen auf. Heute steht dort eine Saturn-Filiale.
Sympathie für die Leser-Ideen hat Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City Managements, das die Interessen von 850 Händlern, Gastronomen und Dienstleistern in der Innenstadt und der HafenCity vertritt. „Wir können uns ein neues Naturkundemuseum sehr gut vorstellen für den Entree-Bereich der Mönckebergstraße“, sagt Engler. „Es wäre verkehrlich sehr gut erreichbar und sehr gut angebunden an die Häuser der Kunstmeile.“
Welche von beiden Immobilien besser geeignet wäre als Grundlage für ein neues Naturkundemuseum, müssten allerdings Experten beurteilen, sagt Engler. Das Kaufhof-Gebäude bietet mehr als 10.000 Quadratmeter Fläche und könnte damit den Bedarf für ein Naturkundemuseum womöglich eher decken als das deutlich kleinere Gebäude gegenüber, das noch die Karstadt Sports-Filiale beherbergt. Ein weiterer möglicher Standort sei der Domplatz, sagt Engler.
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sagt, die Idee eines neuen Hamburger Naturkundemuseums fasziniere viele Hamburgerinnen und Hamburger zwar völlig zu Recht. „Für die Innenstadtentwicklung geht es jetzt aber zuallererst darum, zwei große und wichtige Anziehungspunkte für die Identifikation mit der Innenstadt und für die Attraktivität der Mönckebergstraße zu erhalten und den dortigen Beschäftigten im Rahmen unserer Möglichkeiten zur Seite zu stehen“, sagt Stapelfeldt.
Wissenschaftssenatorin äußert sich zurückhaltend
Auch Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) äußert sich zurückhaltend. Das geplante neue Naturkundemuseum solle den Hamburgern die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt näherbringen und sie dafür sensibilisieren, dass der Reichtum der Natur bedroht ist, sagt Fegebank. „Der Standort für das neue Ausstellungshaus muss sowohl der Bedeutung des Themas als auch der besonderen Historie des Naturkundemuseums in Hamburg gerecht werden und aus Perspektive der Stadtentwicklung überzeugen“, so die Wissenschaftssenatorin. „Wir brauchen einen zentral gelegenen und sichtbaren Ort. Dafür steigen wir nun mit allen Beteiligten in den Findungsprozess ein.
Wie berichtet, haben Hamburgs SPD und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Stadt ein „geeignetes Gebäude“ für ein neues Naturkundemuseum schaffen wird, wenn die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) des Bundes und der Länder dem Antrag zustimme, das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg mit seinen wissenschaftlichen Sammlungen in die Förderung der außeruniversitären Leibniz-Gemeinschaft aufzunehmen. Das erhoffte „Ja“ der GWK kam am vergangenen Freitag – damit ist der Weg frei für ein neues Naturkundemuseum.
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CeNak-Direktor Matthias Glaubrecht spricht angesichts der Vorschläge für einen Standort an der Mönckebergstraße zwar von „interessanten Überlegungen“. „Ich bin dahingehend offen“, sagt der Biologieprofessor. Sein Wunschstandort sei aber weiterhin die Spitze des Baakenhöfts in der HafenCity. Dort böten sich für die geplante Ausstellung und die mit ihr verbundene Forschungsabteilung bessere Entfaltungsmöglichkeiten als in einem bestehenden Gebäude in der Innenstadt.
Von der HafenCity aus seien zudem eindrucksvolle Aussichten auf die „Stadtlandschaft“ und auf die Elbe möglich. Nach Ansicht von Uni-Präsident Dieter Lenzen kommen verschiedene Standorte in Betracht. Letztendlich werde auch die Frage relevant sein, „was bezahlt werden kann“.