Hamburg. CDU-Fraktion fordert klare Regeln für Fusion mit Bonner Einrichtung. Sammlungsbestände müssten Eigentum der Stadt bleiben

Der Aufbau eines neuen Naturkundemuseums in Hamburg zählt zu den wichtigsten Projekten des rot-grünen Senats. Aus Sicht der CDU-Fraktion „mehren sich jedoch die Bedenken und Hinweise“, dass im Zuge der geplanten Fusion des Centrums für Naturkunde (CeNak) an der Universität Hamburg mit dem Museum Koenig in Bonn die Hamburger Interessen „nicht ausreichend berücksichtigt werden“.

In einem Antrag zur kommenden Bürgerschaftssitzung fordern die CDU-Abgeordneten um die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Anke Frieling deshalb den Senat auf, sich für eindeutige Regeln in einem Staatsvertrag einzusetzen.

Hamburger Naturfoscher profitieren von Bundesmitteln

Hintergrund: Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder hatte im Juni beschlossen, das CeNak von 2021 an in die Förderung der renommierten Leibniz-Gemeinschaft aufzunehmen. Als Mitglieder profitieren die Hamburger Naturforscher künftig erheblich von Bundesmitteln, wobei dieses Geld auch zur kontinuierlichen Finanzierung des geplanten Ausstellungshauses beitragen soll.

Der Erfolg glückte allerdings nur durch ein „Huckepack-Verfahren“ mit Bonner Hilfe: Das dort sitzende Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig­ (ZFMK), das schon zur Leibniz-Gemeinschaft gehört, soll im Zuge einer „strategischen Erweiterung“ mit dem CeNak zu einem neuen Leibniz-Institut mit Standorten in Bonn und Hamburg zusammengeführt werden.

Start des Leibniz-Institut wegen Corona verschoben

Der ursprünglich für den 1. Januar 2021 vorgesehene Start des neuen Leibniz-Instituts wurde coronabedingt auf den 1. Juli 2021 verschoben. Ausweichende Antworten des Senats auf Kleine Anfragen der CDU ließen „vermuten, dass entweder bisher wenig konkrete Punkte besprochen worden sind oder diese nicht an die Öffentlichkeit dringen sollen“, so die CDU. Auch zu der geplanten Vereinbarung zur Nutzung der wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Hamburg sei noch nichts bekannt.

„Das neue Naturkundemuseum kann ein großer Gewinn für Hamburg sein“, sagt Anke Frieling. „Aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass das Erbe unserer Stadt in dem zu schließenden Staatsvertrag in Gänze geschützt wird. Die hamburgischen Sammlungsbestände müssen im Eigentum und in der Verfügung Hamburgs bleiben.“ Die Führungsstrukturen seien „so zu gestalten, dass Hamburg als gleichberechtigter Teil des neuen Instituts etabliert wird“.

CeNak-Direktor: "Von Bonner Seite keine Transparenz"

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) hatte zuletzt erklärt, unter dem Dach des neuen Leibniz-Instituts müsse es „mit Bonn und Hamburg zwei gleichwertige Partner geben“. Es sei weiterhin „die Erwartung beider Seiten“, dass sich diese Gleichwertigkeit in den Strukturen des neuen Instituts widerspiegele.

Dagegen sagte CeNak-Direktor Professor Matthias Glaubrecht, der seit 2014 für ein neues Naturkundemuseum in seiner Heimatstadt kämpft, es gebe „von Bonner Seite keine Kommunikation und Transparenz zu den wesentlichen Themen, die jetzt – vor der Unterzeichnung eines Staatsvertrags – mit dem CeNak besprochen und geregelt werden müssten“.

Auch ein halbes Jahr nach dem Beschluss gebe es noch keine Geschäftsordnung für das neue Institut. „Wir hören bei jeder Gelegenheit von den Bonnern, dass es sich bei dem Vorhaben um eine strategische Erweiterung des ZFMK handele und es deshalb keine Gleichwertigkeit geben könne.“

CDU-Antrag fordert Gebäude für Sammlungen

Anke Frieling fordert, es müssten „endlich auch die wissenschaftlichen Experten aus Hamburg in den Verhandlungsprozess einbezogen werden“. Seit der Gründung des CeNak unter der Leitung von Glaubrecht verfolge die Universität verstärkt das Ziel, ihre wissenschaftlichen Sammlungen als Archiv des Lebens nicht nur zu erhalten und zu mehren, sondern sie in einem neuen Naturkundemuseum auszustellen.

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„Die Sammlungen sind für den Wissenschaftsstandort Hamburg von unschätzbarem Wert und stellen auch das gesellschaftliche Erbe der Stadt dar“, heißt es in dem CDU-Antrag. Der rot-grüne Senat hatte zugesagt, ein neues Gebäude für die Unterbringung der Sammlungen zu schaffen. „Die Struktur dieses Gebäudes muss naturwissenschaftliche Forschung auf internationalem Spitzenniveau ermöglichen“, fordert die CDU-Fraktion.