Hamburg. In einem offenen Brief an Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz kritisieren auch die Denkmalschützer den City-Hof-Abriss.
Gleich sechs Verbände Hamburger Architekten und Denkmalschützer haben jetzt in einem offenen Brief von Bürgermeister Olaf Scholz mehr „Transparenz“ bei der Entscheidung über die Zukunft der City-Höfe gefordert. Hintergrund ist das aktuelle Bieterverfahren für die vier grauen Hochhäuser beim Hauptbahnhof, bei dem ausgerechnet das einzige einen Erhalt vorsehende Angebot aus formalen Gründen von der Stadt ausgeschlossen wurde. Dieser Ausschluss „erscheint uns allerdings in der Sache als falsch und inakzeptabel“, heißt es in dem Brief. Unterschrieben ist er von den Präsidenten und Vorsitzenden der Hamburgischen Architektenkammer, des Denkmalrates, der Freien Akademie der Künste, des Denkmalpflegevereins, des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und der Patriotischen Gesellschaft.
Der geballte Unmut der Experten richtet sich in erster Linie gegen die Entscheidung der Finanzbehörde, die die Pläne des Hamburger Architekten Volkwin Marg abgewiesen hatte. Zusammen mit dem Baukonzern Hochtief hat der renommierte Hamburger Planer ein Konzept vorgelegt, wie die vier Gebäude saniert und vor allem mitten in der City für den Wohnungsbau genutzt werden könnten. Andere Bieter planen einen Abriss und Neubau an der Stelle – was offen von Oberbaudirektor Jörn Walter immer propagiert wird. Die 50er-Jahre-Bauten passen aus seiner Sicht nicht zum benachbarten Kontorhausviertel. Die Befürworter eines Erhalts sehen indes in den Gebäuden ein herausragendes Beispiel der Postmoderne.
Tatsächlich stehen die Häuser daher bereits seit 2003 unter Denkmalschutz. Nur wenn ein Erhalt wirtschaftlich nicht vertretbar ist, dürften sie dann unter Umständen abgerissen werden. Marg konnte aus Sicht der Verbände zeigen, dass ein wirtschaftlicher Erhalt sehr wohl möglich ist. In dem offenen Brief werfen die Verbände nun die Frage auf, dass die Behörden bei dem Ausschluss seines Konzepts bewusst getrickst haben könnten. „Böse Zungen sprechen von einem gezielten Vorgehen mit Hilfe formaljuristischer Winkelzüge“, heißt es in dem Brief weiter.
In der öffentlichen Diskussion um Erhalt oder Nicht-Erhalt müssten aber alle Argumente zum Ausdruck kommen. Die Entscheidung müsse endlich von der Verwaltungsebene auf die politische Ebene gehoben werden. „Wir appellieren an Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, in diesem Verfahren jetzt die notwendige politische Initiative zu ergreifen“, heißt es weiter.