Hamburg-Altstadt. Im Sommer soll feststehen, wer den Zuschlag für die City-Hochhäuser am Klosterwall erhält. Sanierung ist eine Option.
Die Zukunft der City-Hochhäuser am Klosterwall ist eines der viel diskutierten Themen in der Stadt. Der Streitpunkt ist, ob die vier in den 1950er-Jahren erbauten Gebäude unweit des Hauptbahnhofs abgerissen oder erhalten werden sollen. Die Ausschreibung des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) der Finanzbehörde wurde im Februar beendet, nun hat die Stadt nach Abendblatt-Informationen die insgesamt 16 Gebote ausgewertet.
Dem Vernehmen nach wurden zwei Bewerber wegen nicht vollständiger Unterlagen von dem Verfahren ausgeschlossen. Acht Bieter hatten ein Konzept für einen Abriss und Neubau eingereicht und sechs Gebote sehen einen Erhalt und die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude vor.
Noch ist in den Hochhäusern das Bezirksamt Hamburg-Mitte untergebracht. Die Behörde mit ihren rund 1000 Mitarbeitern soll jedoch 2017 in einen Teil des Axel-Springer-Verlagsgebäudes an der Caffamacherreihe ziehen. Die Stadt hatte die Immobilie vor Kurzem erworben.
Die beteiligten Akteure, darunter neben der Finanzbehörde auch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt und die Kulturbehörde mit ihrem Denkmalschutzamt, haben sich nun auf drei „Preferred Bidders“ (bevorzugte Bieter), geeinigt. Darunter soll auch ein Angebot sein, dass den Erhalt der Gebäude vorsieht.
Die Stadt will nach Abendblatt-Informationen nun in Verhandlungen mit den drei bestplatzierten Bietern treten und sie zu einem weiteren finalen und verbindlichen Angebot auffordern. Im Sommer soll dann endgültig feststehen, wer den Zuschlag erhält.
Auf Anfrage sagte Daniel Stricker, Sprecher der federführenden Finanzbehörde, lediglich: „Wir werden uns in Kürze zum aktuellen Verfahrensstand äußern.“
Die Ausschreibung hat eine gewisse Brisanz: Die Stadt hatte bereits im Vorfeld grünes Licht für den Abriss der denkmalgeschützten, maroden Gebäude gegeben. Dieses Zugeständnis ist umstritten, auch innerhalb der Behörden. Unter Denkmalschutz stehende Gebäude dürfen nur abgerissen werden, wenn ein Erhalt des Denkmals „wirtschaftlich unzumutbar“ ist.
Nach Abendblatt-Informationen haben die Diskussionen über diesen Streitpunkt auch zu Verzögerungen geführt. Das Verfahren liegt mindestens zwei Wochen hinter dem von dem LIG gesteckten Zeitplan zurück. Der Hauptgrund waren offenbar massive Meinungsverschiedenheiten zwischen Oberbaudirektor Jörn Walter und Denkmalschutzchef Andreas Kellner, die in den Sitzungen zum Teil heftig ausgetragen worden sein sollen: „Manchmal hatte man den Eindruck, man ist auf einem Schulhof“, sagte einer der Teilnehmer. Bereits bei einer ersten Ausschreibung im Jahr 2012, die dann gestoppt wurde, gab es für die Variante „Abbruch und Neubau“ mehrere Gebote von mehr als 30 Millionen Euro. Die aktuellen Gebote dürften deutlich höher sein.
Unter Projektentwicklern gilt die rund 7000 Quadratmeter große Fläche am Klosterwall als Filetgrundstück. Allerdings sind aus finanzieller Sicht nur ein Abriss und Neubau sinnvoll.
Nach Abendblatt-Informationen haben sich zahlreiche Hamburger Unternehmen an der Ausschreibung beteiligt. Darunter die Quantum Immobilien AG, die momentan die Stadthöfe in der ehemaligen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt realisiert, und auch Investor Dieter Becken hatte ein Konzept eingereicht. Mitten in der Innenstadt könnte eine Mischung aus Wohn- und Bürobebauung entstehen.
Das wäre auch im Sinne von Mittes Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD): „Ich wünsche mir einen würdigen Innenstadteingang, der als Scharnier zur HafenCity ebenso funktioniert wie als lebendiger Abschluss des Kontorhausviertels mit vielen Wohnungen.“
Die SPD spricht sich für einen Abriss der in die Jahre gekommenen Gebäude aus: „Diese maroden und hässlichen Hochhäuser müssen abgerissen werden. Hier besteht die große Chance, in einer Eins-a-Lage eine städtebauliche Entwicklung voranzutreiben und die dürfen wir nicht verpassen“, sagte Fraktionschef Falko Droßmann. Auch der SPD-Politiker spricht sich für Wohnungsbau an dem Standort aus und sagt: „Allerdings sollen hier keine Luxuswohnungen entstehen, sondern bezahlbarer Wohnraum für Familien“, so Droßmann.
Die CDU im Bezirk Mitte hingegen fordert: „Ich verlange vom Senat, dass er verantwortlich mit seinen Denkmälern umgeht. Das heißt für die City-Hochhäuser, Ideen im Bestand zu entwickeln und nicht ewig nur auf einen potenziellen Verkaufserlös zu setzen.“, so Fraktionschef Gunter Böttcher.