Steintorbrücke könnte überdacht werden. Mehr Platz für täglich 450.000 Besucher. Der Passagieransturm auf den Hauptbahnhof beschäftigt zudem die Politik.
Hamburg. Überfüllte Bahnsteige und Rolltreppen, lange Schlangen vor Schaltern und Imbissständen: Bis zu 450.000 Reisende und Besucher drängen sich jeden Tag auf dem Hamburger Hauptbahnhof – so viele wie in keinem anderen Bahnhof in Deutschland. Jetzt aber stößt das Gebäude an die Grenzen seiner Kapazität. Auch die Deutsche Bahn spricht bereits von „Bewegungseinschränkungen“ für die Fahrgäste in Hauptverkehrszeiten – und will handeln. „Wir suchen natürlich nach Lösungen, um dem stetig steigenden Fahrgastaufkommen am Hauptbahnhof gerecht zu werden“, sagte Bahnhofsmanager Markus Hock dem Abendblatt.
Eine der spektakulärsten Ideen der Bahn ist die Überdachung der Steintorbrücke, die an der Südseite des Hauptbahnhofs St. Georg mit der Innenstadt verbindet. Auf dieser „Plaza“ könnte ein neuer Eingangsbereich für den Südsteg des Bahnhofs geschaffen werden, mit Treppen und Fahrstühlen zu den Bahnsteigen. So gäbe es mehr Platz für die Passagiere, und der Bahnhof wäre entlastet. Allerdings müsste der Autoverkehr dann von der Brücke verbannt werden.
Von dieser Plaza wurden bereits erste architektonische Visualisierungen angefertigt. Bahnhofsmanager Hock spricht von einer „interessanten Option, die wir gemeinsam mit der Stadt prüfen werden“. Allerdings gebe es dafür noch keine Finanzierung oder Detailplanung.
Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter unterstützt die Idee: Besonders wichtig sei, dass ein Zugang für die Reisenden von der Brücke zum Südsteg geschaffen werde. Walter schlägt vor, die Brücke zwar für den Individualverkehr zu sperren, aber eine Trasse für den öffentlichen Nahverkehr einzurichten.
Auch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation ist aktiv geworden und will noch im ersten Halbjahr 2014 eine Studie in Auftrag geben, die sich mit der Verkehrssituation rund um den Hauptbahnhof beschäftigt. Das bestätigte Sprecherin Susanne Meinecke dem Abendblatt.
Der Passagieransturm auf den Hauptbahnhof beschäftigt zudem die Politik. CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse fordert: „Es muss ein Konzept entwickelt werden, wie die Leistungsfähigkeit des Bahnhofs auch für Fußgänger verbessert werden kann. Laufwegpfeile alleine reichen nicht.“ Diese hatte die Deutsche Bahn auf dem Südsteg aufmalen lassen, um die Besucherströme besser steuern zu können. Der Bürgerschaftsabgeordnete warnt: „Wege und Treppen sind total überlaufen, und es ist ein Wunder, dass es hier noch nicht zu schlimmen Unfällen gekommen ist.“
Immer wieder hatten sich Fahrgäste über die drangvolle Enge beschwert. Inzwischen ließ die Bahn „Personenstromanalysen“ anfertigen. Das Ergebnis liegt dem Abendblatt vor. Auf einer Skala der Belastungen von eins bis sechs wird zu Hauptverkehrszeiten die Stufe vier erreicht. Wenn die sechs erreicht würde, was laut Hock bislang nicht der Fall war und derzeit auch nicht zu erwarten sei, müsste der Hauptbahnhof aus Sicherheitsgründen in Teilbereichen geschlossen werden.