Hamburg. Bezirkspolitiker in Eimsbüttel haben neues Konzept für die Moorweide erarbeitet, um wieder ein Gastspiel zu ermöglichen. Doch es gibt keines.

  • Der Circus Roncalli war viele Jahre lang Stammgast auf der Moorweide in Hamburg.
  • Grüne im Bezirk haben nun einen Entwurf für ein neues Nutzungskonzept entwickelt.
  • Was andere Parteien davon halten und warum Roncallli trotzdem 2025 nicht kommt.

Ein erneutes Hickhack um ein Gastspiel von Circus Roncalli auf der Moorweide in Rotherbaum wie vor zwei Jahren sollte es nicht wieder geben. Überraschend: Die Grünen, die vehement gegen die Nutzung der Moorweide waren, setzen sich als Vorreiter für eine friedliche Lösung ein. Doch nun die überraschende Wende: Circus Roncalli möchte 2025 gar nicht nach Hamburg und hat längst einen alternativen Spielort.

„Wir werden im kommenden Jahr nicht nach Hamburg kommen“, sagte eine Roncalli-Sprecherin dem Abendblatt am Donnerstag. Bei der Begründung hält sie sich kurz und knapp: „Wir hatten einen Antrag auf Sondernutzung gestellt, dieser wurde abgelehnt.“

Roncalli in Hamburg: Bezirksamt Eimsbüttel lehnte Sondererlaubnis Ende März ab

Tatsächlich hatte das Zirkusunternehmen einen entsprechenden Antrag für die Große Moorweide gestellt. Das zuständige Bezirksamt Eimsbüttel hatte diesen aber bereits am 21. März 2024 abgelehnt. Auch schon für das Gastspiel vor zwei Jahren auf der Fläche gegenüber dem Dammtorbahnhof hatte das Bezirksamt dem Zirkus ursprünglich eine Absage erteilt. Es folgte ein politisches Hickhack. Sogar die für die Bezirke zuständige grüne Senatorin Katharina Fegebank hatte sich eingeschaltet und die Entscheidung über eine Sondergenehmigung an sich gezogen (evoziert). Die Folge: Roncalli durfte kommen.

Der Grund für die erneute Ablehnung ist ein Beschluss der Bezirksversammlung von 2020, nach dem kommerzielle Veranstaltungen auf der Großen Moorweide ausgeschlossen sind.

Moorweide in Eimsbüttel: Politiker wollten Weg frei machen für Roncalli

Dabei haben die Grünen im Bezirk einen Entwurf für ein neues Nutzungskonzept für die Große Moorweide erarbeitet, der in der kommenden Bezirksversammlung am 19. Dezember behandelt werden soll. „Wir wollten jetzt durch ein reguläres Verfahren Roncalli den Weg freimachen“, so Mir Agha, Fraktionsvorsitzender der Grünen. „Bevor wir uns hier wieder um Scheindebatten streiten, wünschen wir uns, dass wir zeitnah zu einem Kompromiss kommen.“

Im Mai vor zwei Jahren war der Circus Roncalli in Hamburg und gastierte auf der Großen Moorweide in Eimsbüttel (Archivbild).
Im Mai vor zwei Jahren war der Circus Roncalli in Hamburg und gastierte auf der Großen Moorweide in Eimsbüttel (Archivbild). © Roncalli | Roncalli

Ali Mir Agha hatte sich vor zwei Jahren gemeinsam mit der CDU noch gegen eine Sondergenehmigung für Roncalli ausgesprochen. „Wir wollen dort keine Großveranstaltung nach der anderen“, sagte Mir Agha damals. Roncalli-Chef Bernhard Paul hatte daraufhin heftig und auf sehr persönliche Art und Weise gegen den Politiker ausgeteilt.

Der aktuelle Vorschlag der Eimsbütteler Grünen sieht vor, dass 2025 zwei gewerbliche Veranstaltungen auf der Moorweide genehmigt werden sollten – mit der Auflage, ökologische Ausgleichsmaßnahmen vorzunehmen.

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Ali Mir Agha, Bezirksfraktionsvorsitzender der Grünen in Eimsbüttel, hat es eilig und möchte zügig ein Nutzungskonzept für die Große Moorweide in Rotherbaum beschließen. © Gruene Eimsbuettel / Henning Angerer | Gruene Eimsbuettel / Henning Angerer

SPD und CDU in Eimsbüttel begrüßen eine Kompromisslösung zwar. SPD-Fraktionschef Gabor Gottlieb ist zugleich fassungslos über die Absage Roncallis: „Wir waren schon immer dafür, dass man die Große Moorweide für Veranstaltung nutzen kann. Es ist doch nicht zu fassen, dass jetzt ein beliebter Zirkus Hamburg meidet, weil es keine Planungssicherheit gibt und er keine Zusage bekommt. Dass die Grünen jetzt auch Veranstaltungen auf der Großen Moorweide wollen, kommt da klar zu spät.“

Für die Zukunft braucht es klare, aber auch differenzierte Regeln. „Entscheidend ist ja auch die Art der Nutzung. Hier darf kein Schlupfloch entstehen, um wieder eine kulturelle Nutzung wie einen Zirkus zu verhindern.“

Roncalli: Zirkus gastiert vom 6. bis 31. August in Lübeck statt in Hamburg

Die Christdemokraten setzen sich ebenfalls für ein klares Nutzungskonzept ein, machen aber darauf aufmerksam, dass es sich bei der Großen Moorweide um eine schützenswerte Grünfläche handelt. „Das ist ein echtes Kleinod im innerstädtischen Raum, und man muss sich immer fragen, welche Art von Veranstaltungen dort hinpassen“, so Sascha Greshake von der CDU.

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Der politische Wille ist in Hamburg also vorhanden, auch wenn die Verwaltung dem Roncalli-Gastspiel eine Absage erteilte. Roncalli hat nun andere Pläne und wird im kommenden Jahr vom 6. bis 31. August am Holstentor in Lübeck gastieren.