Hamburg. Senatorin möchte das Zirkus-Gastspiel erlauben – und stellt sich damit gegen die Entscheidung der Eimsbütteler grün-schwarzen Koalition.

Das ist eine überraschende Wende: Bezirkssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) macht den Weg frei für das Gastspiel von Circus Roncalli im Frühling auf der Großen Moorweide in Eimsbüttel. Damit stellt sich die Senatorin gegen ihre grünen Parteifreunde im Bezirk und zieht die Entscheidung, ob der Zirkus dort gastieren darf oder nicht, an sich.

Roncalli: Katharina Fegebank setzt sich für Gastspiel ein

„Die für die Bezirke zuständige Senatorin Katharina Fegebank hat sich dafür eingesetzt, dass Circus Roncalli auf der Großen Moorweide gastieren darf“, heißt es aus Senatskreisen. Die entsprechende Drucksache wird dem Senat in der kommenden Woche zur Abstimmung vorgelegt.

Damit zieht der Senat die Genehmigung für das Gastspiel, die eigentlich eine bezirkliche Angelegenheit ist, an sich, evoziert diese. Offenbar konnte die Senatorin es nicht nachvollziehen, dem Zirkus ein Gastspiel auf der Fläche in der Nähe des Dammtorbahnhofes zu verwehren.

Roncalli auf der Moorweide: Grüner sauer auf Senat

Wie berichtet, fürchten die Grünen und die Christdemokraten in Eimsbüttel um das Grün und haben daher vor bald drei Jahren beschlossen, kommerzielle Veranstaltungen dort zu verbieten. Es gehe um den Schutz der Ökologie und auch darum, dass die Grünanlage – wichtig für die Naherholung der Eimsbütteler – nicht wochenlang für Spaziergänger unzugänglich sei. Auf der Kleinen Moorweide nebenan allerdings sind auch kommerzielle Veranstaltungen noch erlaubt.

Die Grünen im Bezirk Eimsbüttel reagieren zerknirscht auf die drohende Evozierung. Fraktionsvorsitzender Ali Mir Agha ist sauer und sagt: „Dass ein Senat evoziert, ist selten der Fall und ein scharfes Schwert gegen die Bezirkspolitik. Das freut uns natürlich nicht.“

Der Bezirkspolitiker ist enttäuscht von den Kollegen in der Landespolitik: „Ihre Sonntagsreden darüber, wie sehr sie unsere Arbeit in den Bezirken wertschätzen, können sie sich in Zukunft schenken.“ Mir Agha versteht nicht, wieso einem einzelnen kommerziellen Anbieter derartige Vorteile eingeräumt würden. "Es stellt sich die Frage, worin der gesamtstädtische Nutzen liegt, der diese weitreichende Entscheidung rechtfertigt."

Dem Unternehmen sei frühzeitig der Beschluss der Bezirksversammlung Eimsbüttel bekannt gewesen, dass die Große Moorweide in dieser Legislaturperiode definitiv nicht zur Verfügung stehe. "Der Zirkuskonzern Roncalli hätte sich – wie andere Zirkusunternehmen auch – in einem transparenten Verfahren frühzeitig unter anderem um die Nutzung des Heiligengeist­feldes bewerben können."

Roncalli: Gastspiel sei große Bereicherung für die Stadt

Die oppositionelle SPD im Bezirk hatte sich dagegen ohnehin für eine Genehmigung für Circus Roncalli ausgesprochen. Deren Fraktionsvorsitzender Gabor Gottlieb ist dementsprechend erfreut über die Evozierung durch den Senat: „Es ist es eine großartige Wendung in letzter Minute, dass der Senat dieses Trauerspiel beendet und das Kulturhighlight doch noch im Herzen der Stadt stattfinden kann. Das Gastspiel ist eine große Bereicherung für Kinder, Familien, das lebendige Eimsbüttel und Hamburg. Auch die Zirkuskultur wird durch die Entscheidung des Senats gestärkt. Zudem übernimmt der Senat hier gesamtstädtische Verantwortung, denn die Fläche der Großen Moorweide ist für alle Hamburger da.“

Die Verantwortlichen des Circus Roncalli möchten sich erst zu der neuen Wendung äußern, wenn sie die offizielle Bestätigung einer Genehmigung vorliegen haben.