Hamburg. Fikret Kara führt Feinkostladen an der Osterstraße seit 30 Jahren – über Widrigkeiten, Tragödien und die „beste Fischsuppe in Hamburg“.
- Eurovita Feinkost an der Osterstraße gibt es im Dezember seit 30 Jahren.
- Inhaber Fikret Kara bleibt eine Frohnatur und trotzt diverser Krisen.
- An der Osterstraße Ecke Eppendorfer Weg ereigneten sich schlimme Tragödien.
Fikret Kara hat Krisen wie Corona gemeistert, muss die steigenden Kosten wie so viele andere an seine Kunden weitergeben und hat schreckliche Tragödien unmittelbar vor seinem Geschäft Eurovita Feinkost an der Osterstraße Ecke Eppendorfer Weg in Eimsbüttel miterlebt. Im Dezember ist er seit 30 Jahren mit seinem Fischladen vor Ort.
Gefühlt leben gerade alle im Krisenmodus. Es wird sich beklagt über hohe Preise, der Einzelhandel – gerade auch an der Osterstraße in Eimsbüttel – ist durch viele Widrigkeiten gebeutelt. Aber Fikret Kara scheint von alldem gar nicht betroffen zu sein.
Osterstraße in Eimsbüttel: Das Eckgeschäft kennt wohl jeder im Viertel
Ist er natürlich, aber er lässt die vielen Probleme offenbar nicht an sich heran, wendet sich lieber den guten Dingen zu, lächelt lieber als zu jammern. Vielleicht ist es das, was seine Kunden so sehr an ihm schätzen. Und das eben schon seit drei Jahrzehnten.
Während der Optiker gegenüber in diesen Tagen sein Geschäft aufgibt, Concept-Stores am Eppendorfer Weg kommen und gehen, der Blumenladen in der Nähe längst dichtgemacht hat und dafür immer mehr Bäckereien und Friseure eröffnen, ist Fikret Kara immer da gewesen. Das auffällige Eckgeschäft mit den großen Fenstern kennt wohl jeder im Viertel. Und der gelernte Koch hat von dort den besten Blick auf das Geschehen. Auch wenn das nicht immer schön ist.
So hat der Vater von drei erwachsenen Töchtern hautnah miterlebt, wie vor neun Jahren die Chefin des ehemaligen Vespers schräg gegenüber nur wenige Meter entfernt bei einem Verkehrsunfall an der Ampel vor der Kaifu-Lodge ums Leben kam. „Ich hörte das Quietschen der Autoreifen, ihre Schreie.“
Fikret Kara war auch Zeuge des tödlichen Unfalls direkt vor seinem Geschäft vor sechs Jahren, als eine Radfahrerin von der Front eines vom Eppendorfer Weg rechts in die Osterstraße abbiegenden Lkw vor sich hergeschoben wurde und schließlich unter die Räder des 16-Tonners geriet.
Eimsbüttel: Im Fischladen Eurovita an der Ecke gibt es „die beste Fischsuppe Hamburgs“
Tragödien, die der 57-Jährige nie vergessen wird. Auch sie sind Teil der Geschichte seines Geschäftes, in dem er schließlich den Großteil seines Lebens verbringt: An sechs Tagen in der Woche ist er dort, arbeitet von vier bis 16 Uhr. Im Viertel ist der Türke, der mit acht Jahren nach Hamburg zog, eine feste Größe. Zu ihm kommen die Leute für den Mittagstisch, dort kaufen Jugendliche in der großen Pause ein Fischbrötchen, besorgen sich die Hamburger Salate oder eben Fisch. „Nicht mehr ein Kilo, sondern nur 500 Gramm“, sagt Fikret Kara und lacht. Fisch ist teuer geworden.
Aber eine Spezialität wird nicht teurer. „Wenn ich da den Preis erhöhe, werden mir meine Kunden das nicht verzeihen“, sagt er und lacht wieder. Die legendäre Fischsuppe kostet 8,50 Euro, und das soll so bleiben. „Es ist die beste Fischsuppe in Hamburg“, sagt der gelernte Koch selbstbewusst. Dafür steht er jeden Morgen um vier Uhr auf und fährt zum Großmarkt, um dort den Fisch zu kaufen. Für seine Salate, für die Fischbrötchen und eben auch für die Bouillabaisse.
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„Die Brühe für die Suppe setzen wir schon am Vortag an, das Gemüse wird gebraten“, sagt er und will nicht mehr verraten, sondern lieber mit einer Kostprobe überzeugen. Ja, eine super leckere Fischsuppe mit reichlich Fischstückchen, nicht überwürzt, genau richtig. „Woanders hast du ein, zwei Krabben drin, das war es“, sagt Fikret Kara. Wegen dieser Fischsuppe kommen die Kunden auch aus Harvestehude und Othmarschen zu ihm.
Fischladen Eurovita an der Osterstraße in Eimsbüttel hat ein Herz für die älteren Kunden
Auf dem Erfolg seiner Fischsuppe allein kann er sich jedoch nicht ausruhen. Alle zehn Jahre renoviert er das Geschäft, bringt es auf den neuesten Stand. Und so schmücken die Wände die derzeit angesagten Seebären-Motive: Männer mit langen Bärten. Sie sehen aus wie die Hipster in Eimsbüttel.
Klar habe sich Eimsbüttel gewandelt, sagt Fikret Kara. „Es leben immer mehr Millionäre hier, die Mieten sind zu hoch und unbezahlbar.“ Es sind viele Ärzte und Rechtsanwälte in der Gegend, nur noch wenige Rentner. „Die können sich das Leben hier nicht mehr leisten.“ Für die aber hat er ein Herz. „Für meine älteren Kunden habe ich extra eine Sitzbank aufgestellt, die hohen Hocker sind nichts für sie.“ Fikret Kara ist Gastgeber mit Seele und hat vor, es zu bleiben.