Hamburg. Gewerbetreibende in Eimsbüttel beklagen, dass Kunden kaum noch den Weg in die Geschäfte fänden. Sie fürchten um das Weihnachtsgeschäft.

  • Osterstraße: Vollsperrung der Einkaufsmeile ist für viele Händler existenzbedrohend.
  • Baustellen an der Osterstraße: „Wir haben hier seit zehn Jahren Dauerstress.“
  • Gewerbetreibende klagen, dass an der Osterstraße Chaos herrsche.

Die Situation für die Gewerbetreibenden an der Osterstraße in Eimsbüttel ist so ernst, wie schon lange nicht mehr: Die Vollsperrung der Einkaufsmeile wegen der Verlegung der Fernwärmetrasse ist für viele Händler existenzbedrohend. Denn nicht nur in diesem Jahr fällt das für den Einzelhandel so wichtige Weihnachtsgeschäft weg: Auch im kommenden Jahr könnte es dazu kommen.

Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung Eimsbüttel
Til Bernstein von der Interessensgemeinschaft Osterstraße ist von der Megabaustelle an der Osterstraße in Eimsbüttel genervt. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Erst der umfangreiche Umbau der Osterstraße vor einigen Jahren mit erheblichen Einschränkungen, dann Corona und nun die Megabaustelle: „Wir haben hier seit zehn Jahren Dauerstress“, sagte Til Bernstein von der Interessensgemeinschaft Osterstraße am Mittwochabend bei einer Infoveranstaltung der Hamburger Energiewerke im Wirtschaftsausschuss im Bezirksamt Eimsbüttel. Es kehre einfach keine Ruhe um die Osterstraße ein. „Immer wenn man das Gefühl hat, in der Osterstraße läuft es wieder, kommt der nächste Hammer.“ Der Veranstalter des beliebten Osterstraßenfestes ist genervt von der Megabaustelle.

Osterstraße Eimsbüttel: „Freitagmittags ab 12 Uhr arbeitet niemand, dann fällt der Hammer“

Und der Bau der neuen Fernwärmeleitung, der sogenannten Spange Haferweg-Grindel, sei solch ein Hammer. Die Vollsperrung der Osterstraße dauere viel zu lange, sei schlecht organisiert, und es werde auf der Baustelle zu wenig gearbeitet. Hilfe und Unterstützung der Gewerbetreibenden werde immer wieder angekündigt, komme aber nicht – so die Vorwürfe der Geschäftsleute. „Im Juni hatten die Hamburger Energiewerke eine bessere Ausschilderung angekündigt, und es sollten Banner angebracht werden, um auf die Geschäfte hinzuweisen, aber es passiert nichts“, so Til Bernstein.

Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung Eimsbüttel
Im Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung Eimsbüttel zum Bau der Fernwärmetrasse an der Osterstraße informierten die Hamburger Energiewerke darüber, wie es dort weitergeht. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

„Freitagmittags ab 12 Uhr arbeitet dort niemand mehr, dann fällt der Hammer“, sagte Beate Stadler, Geschäftsführerin von Galeria, die ein Bautagebuch führt. Projektleiter Daniel Scheideler von den Hamburger Energiewerken hielt dagegen: „Aus Rücksicht auf die Anwohner kann nur im Einschichtbetrieb von täglich 7 bis 17 Uhr gearbeitet werden. Und: Wir drehen keine Däumchen, auch wenn offensichtlich nichts passiert, im Hintergrund passiert viel.“ Doch für die Einzelhändler drängt die Zeit. Dass sich die Arbeiten über das kommende Jahr hinwegziehen, macht vielen Angst.

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„Freitagmittags ab 12 Uhr arbeitet dort niemand mehr, dann fällt der Hammer“, sagt Beate Stadler, Geschäftsführerin von Galeria (Karstadt) an der Osterstraße in Eimsbüttel. Sie führt ein Bautagebuch. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Baustelle Osterstraße: „Ich bin in einer Dauerkrise und habe schlaflose Nächte“

„Ich bin in einer Dauerkrise und im Dauerstress und habe schlaflose Nächte“, sagte Nicole Conrad von dem Restaurant Alpenkantine an der Osterstraße. Ausgerechnet im Frühjahr über den Sommer hinweg sollen die Bauarbeiten direkt vor ihrer und der Haustür weiterer Gastronomen mit Außenterrasse verlaufen. „Wie sollen wir dann Gastronomie betreiben? Wer will sich dann auf die Terrasse setzen?“

Und Alexandra Schlömer vom Hamburger Schreibwarenkontor klagt über Umsatzeinbußen von rund 30 Prozent. Sie sagt: „Ein Baustillstand wie im Juni ist ärgerlich und kostet uns Geld. Das für uns wichtige Geschäft zum Schulbeginn fiel aus und nun das Weihnachtsgeschäft.“

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Alexandra Schlömer vom Schreibenwarenkontor an der Osterstraße in Eimsbüttel war zum Infoabend in den Wirtschaftsausschuss gekommen. Ihr Geschäft leidet sehr unter dem Bau der Fernwärmetrasse. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Sie fürchtet weitere Umsatzeinbußen. Denn: Die Kunden kommen weniger in die Geschäfte, weil sie den Weg kaum noch finden, Fußgänger enden in Sackgassen, müssen auf die gesperrte Fahrbahn ausweichen, Radfahrer ignorieren die Umleitungen und fahren weiterhin über die Osterstraße und drängeln sich an Fußgängern vorbei. „Die Leute laufen in der Osterstraße wie kopflose Hühner und weichen dann in die Läden am Eppendorfer Weg aus“, hat Arlette Andrae, die frühere Quartiersmanagerin, beobachtet. „Die kommen erst wieder zu uns, wenn der Eppendorfer Weg dann umgebaut wird.“

„Fahrradfahrer brettern ohne Rücksicht durch die Fußgänger“ durch die Osterstraße in Eimsbüttel

An der Osterstraße herrsche Chaos, sagte Ellen Schuttrich: „Die Fahrradfahrer brettern ohne Rücksicht über die Straße durch die Fußgänger. Das ist alles schlecht organisiert, ich bin enttäuscht.“

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Entschädigungen oder Kompensationen gibt es für die Gewerbetreibenden nicht, aber immerhin, es tut sich ein klein wenig: So soll an der derzeit gesperrten Kreuzung Heußweg/Ecke Osterstraße im Zweischichtbetrieb gearbeitet werden, da sich die Arbeiten dort ohnehin schon verzögert haben. „Wir sind unzufrieden mit der Bauzeit und prüfen, ob ein Zweischichtsystem an der Kreuzung möglich ist“, so Projektleiter Scheideler.

Das Unternehmen hat sich weitere Maßnahmen überlegt, um den Händlern vor Ort zu helfen:

  • Bauzaunbanner mit Hinweisen zur Öffnung der Geschäfte sind geplant.
  • Eine Social-Media-Kampagne mit Hinweis zur Öffnung der Geschäfte im Dezember.
  • Für die Weihnachtsbeleuchtung soll geworben werden und andere Werbung für die Einkaufsmöglichkeiten an der Osterstraße.

Beate Stadler und die anderen Gewerbetreibenden bleiben skeptisch. „Warum macht man aus dem Heußweg ein Riesenloch – ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft?“