Hamburg. Nach dem fahrradfreundlichen Umbau der Straße kommen auf Anwohner und Gewerbetreibende bald wieder Sperrungen zu. Die Einzelheiten.

Erst vor wenigen Jahren wurde die Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttelumfassend saniert und für acht Millionen Euro fahrradfreundlich umgebaut. Doch im kommenden Jahr kommen auf Anwohner und Gewerbetreibende wieder erhebliche Einschränkungen durch Arbeiten auf der Fahrbahn und den Gehwegen zu. Weil eine Fernwärmetrasse verlegt wird, muss die Einkaufsmeile an mehreren Stellen aufgebuddelt werden.

Die gute Nachricht: Auch die Eimsbütteler und Eimsbüttelerinnen sollen an das Fernwärmenetz in Hamburg angeschlossen werden, ab Herbst kommenden Jahres sollen die Arbeiten dazu beginnen. Denn: „Das Fernwärmenetz der Hamburger Energiewerke wird in den kommenden Jahrzehnten stark ausgebaut und verdichtet, um möglichst viele Hamburgerinnen und Hamburger an die zukünftig klimaneutrale Fernwärme anzuschließen“, so Bettina Schwarz, Sprecherin der Hamburger Energiewerke.

Eimsbüttel: Osterstraße und weitere Straßen werden für Fernwärmetrasse aufgerissen

Die schlechte Nachricht: Dafür sind umfangreiche Arbeiten auf Straßen und Gehwegen notwendig – mit weit reichenden Folgen für den Straßenverkehr. So muss auch die Fahrbahn der belebten Osterstraße – die zentrale Einkaufsstraße im Bezirk Eimsbüttel – aufgerissen werden.

Das sind die Pläne im Detail: Die neue Fernwärmeleitung, die sogenannte Spange Haferweg-Grindel, mit einer Länge von 4,7 Kilometern soll zukünftig Fernwärme aus dem Energiepark Hafen in Richtung Eppendorf und Eimsbüttel transportieren und dort verteilen. Die neue Leitung, eine Art Fernwärmeautobahn des Hamburger Stadtnetzes, startet im Haferweg in Altona und endet an der Grindelallee in Rotherbaum.

Osterstraße: Bau der Fernwärmeautobahn erfolgt in zwei Abschnitten ab Frühjahr 2024

Der Bau der Fernwärmeautobahn erfolgt in zwei großen Bauphasen und umfasst neben dem Leitungsbau auch die Errichtung beziehungsweise Erweiterung von erforderlichen Pumpstationen. Pumpstationen sind im Fernwärmenetz notwendig, um das Heizwasser durch das Verteilersystem zu leiten.

Laut derzeitiger Planung startet die erste Bauphase im Frühjahr 2024 mit dem Neubau einer Pumpstation am Haferweg in Altona. Der Start des Leitungsbaus vom Haferweg bis zur Osterstraße/Ecke Schwenckestraße ist für den Spätherbst 2024 geplant und soll bis Ende 2025 fertiggestellt sein.

Fernwärme für Eimsbüttel: Trasse verläuft unter Methfesselstraße bis Schwenckestraße

In diesem ersten Bauabschnitt wird die Leitung unter anderem unter dem Paciusweg, der Methfessel- und der Rombergstraße und unter dem Hellkamp bis zur Osterstraße Ecke Schwenckestraße führen.

Die meisten Arbeiten betreffen die Fahrbahn, aber teilweise eben auch die Fußwege. „Der Leitungsbau soll abschnittsweise als Wanderbaustelle in unterschiedlichen Längen erfolgen, Verkehrskreuzungen bleiben entsprechend offen“, erklärt Bettina Schwarz. „Dabei werden – sofern erforderlich – in enger Abstimmung mit der Verkehrsbehörde Vollsperrungen für die jeweilige Baustelle und entsprechende Umleitungen eingerichtet. Anwohner, Anlieger und Passanten können Häuser und Geschäfte jederzeit erreichen.“

Zweite Bauphase führt über die Osterstraße bis zur Grindelallee in Eimsbüttel

Die zweite Bauphase ist in drei Leitungsabschnitte untergliedert und führt über die Osterstraße bis hin zur Grindelallee – eine detaillierte Planung erfolgt erst im Laufe des kommenden Jahres. Diese Arbeiten sollen voraussichtlich ab Januar 2025 beginnen und im Herbst 2026 abgeschlossen sein.

Von den Bauarbeiten betroffene Straßen könnten unter anderem sein: Tresckow- und Goebenstraße, Hohe Weide, Bogenstraße, Gustav-Falke-Straße und Helene-Lange-Straße bis zur Pumpstation Grindel. Dabei wird die Leitung auch oberirdisch über den Isebekkanal geführt. Hierfür werden in Verlängerung der Goebenstraße eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer gebaut.

2017 wurde die frisch umgebaute Osterstraße von Til Bernstein (Verein Osterstraße, v.l.), dem damaligen Bezirksamtsleiter Kay Gätgens und dem damaligen Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof eingeweiht.
2017 wurde die frisch umgebaute Osterstraße von Til Bernstein (Verein Osterstraße, v.l.), dem damaligen Bezirksamtsleiter Kay Gätgens und dem damaligen Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof eingeweiht. © Klaus Bodig / HA | Klaus Bodig

„Die neue Brücke wird ausreichend breit und vor allem auch barrierefrei sein, sodass alle Verkehrsteilnehmenden den Kanal sicher überqueren können“, sagt Sprecherin Schwarz. „Außerdem wird der Fußgänger- und Radverkehr auf der Brücke voneinander getrennt.“ Darüber hinaus werde geprüft, inwieweit die beiden derzeit bestehenden Brücken an anderer Stelle wiederverwendet werden können.

„Die Bauarbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit dem Bezirksamt Eimsbüttel sowie den zuständigen Verkehrsbehörden, um die Verkehrsbeeinträchtigungen für alle Beteiligten räumlich und zeitlich so gering wie möglich zu halten“, so Bettina Schwarz.

Außerdem soll gemeinsam geprüft werden, inwieweit nach dem Leitungsbau die Straßen- und Wegeoberfläche in der Osterstraße für den Fahrradverkehr optimiert werden könne.

Fernwärme: Wärmeerzeugung in Hamburg verändert sich grundlegend

Fest steht wohl, dass die betroffenen Straßen jeweils in 50 bis 70 Meter langen Abschnitten gesperrt werden. Die Leitungsbauer schaffen in einer Woche um die fünf bis zehn Meter Leitungen. Diese sind 900 Millimeter dick. Die Leitungen werden in 3,20 Meter breiten und 1,30 bis 1,40 Meter tiefen Gräben verlegt.

Übrigens, nicht wundern: Aktuell finden bereits Leitungsarbeiten im Umfeld der Osterstraße statt, um die Versorgungskapazität zu erhöhen. So gibt es derzeit Baugruben an der Schwenckestraße, am Stellinger Weg und am Hellkamp. Am Stellinger Weg sollen die Arbeiten Ende dieser Woche abgeschlossen sein. Die Baugrube an der Schwenckestraße Ecke Osterstraße wird voraussichtlich Ende November geschlossen. Die aktuelle Baustelle am Hellkamp soll in Kürze verschwinden, eine weitere aber Anfang Oktober zwischen Clasingstraße und Lutterothstraße eingerichtet.

Heizkraftwerk Wedel soll bis Ende 2015 durch Energiepark Hafen abgelöst werden

Hintergrund: Die Hamburger Stadtwärmeerzeugung ändert sich in den kommenden Jahren grundlegend. Das Heizkraftwerk Wedel soll bis Ende 2025 durch den Energiepark Hafen abgelöst werden, spätestens 2030 geht dann das letzte verbliebene Kohlekraftwerk in Tiefstack vom Netz.

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Im Energiepark Hafen liegt der Fokus auf Abwärme aus energieintensiven Industriebetrieben, einer Müllverwertungsanlage und aus Klärwerksprozessen im Süden Hamburgs. Der Anteil klimaneutraler Wärme wird dort bei mehr als 55 Prozent liegen.

Eimsbüttel: Osterstraße wird aufgerissen – dabei sollen „verkehrstechnische Probleme“ gelöst werden

Um die Hamburger Stadtteile nördlich der Elbe mit Fernwärme versorgen zu können, wird seit 2022 ein Fernwärmetunnel unter der Elbe auf einer Länge von 7,6 Kilometern gebaut. Diese Trasse liefert die Fernwärme zur Pumpstation am Haferweg in Altona.

„Die notwendigen Umbauten in der Osterstraße müssen aus unserer Sicht transparent kommuniziert werden“, sagt Ralf Meiburg, Bezirksabgeordneter der SPD aus Eimsbüttel. „Die Lösung möglicher verkehrstechnischer Probleme sollte im Zuge dieser Bauarbeiten mitgedacht werden, um hier gleich mehrere Maßnahmen in einem Rutsch zu realisieren.“