Hamburg. Roya Nadi klagt über heftige Einbußen wegen der Baustelle vor ihrem Laden in Eimsbüttel. Sie hat eine Idee, wie es besser gehen könnte.
Erst war Flaute, weil es Sommer war und viele Kunden und Anwohner aus Eimsbüttel in die Ferien verreist waren. Nun ist da diese Megabaustelle direkt vor ihrer Tür, die ihr das Geschäft vermasselt: Roya Nadi vom gleichnamigen internationalen Supermarkt an der Osterstraße ist genervt vom Bau der Fernwärmetrasse.
Roya Nadi ist eine gestandene Unternehmerin, die so leicht nichts aus der Fassung bringt. Dafür ist sie schon zu lange im Geschäft. Doch jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem auch sie die Geduld verliert: Vor ihrem Supermarkt Höhe Osterstraße 124 in Eimsbüttel ist die Fahrbahn gesperrt, der Fußweg ebenfalls teilweise. Selbst für Anwohner, die dort täglich entlanggehen, sind die Absperrmaßnahmen unübersichtlich. Fußgänger enden in Sackgassen, müssen auf die gesperrte Fahrbahn ausweichen, Radfahrer haben kaum noch Platz, eben weil Fußgänger auf der Straße gehen. Ärgerlich, aber nicht existenzbedrohend.
Osterstraße Eimsbüttel: Umsätze sind bis zu 60 Prozent zurückgegangen
Anders bei Roya Nadi. Seitdem die Osterstraße vor ihrem Laden gesperrt ist und weder Autofahrer noch Fußgänger ohne Weiteres den Weg in ihr Geschäft finden, sind die Umsätze stark zurückgegangen. „Ins Café kommt niemand mehr, wer möchte schon mitten im Baulärm sitzen?“, sagt sie. Dort seien die Umsätze um 60 Prozent zurückgegangen, im restlichen Laden um 30 Prozent. Außerdem ist kaum Platz, um dort überhaupt noch zu sitzen. Und wie zum Beweis rutscht Roya Nadi beim Gespräch mit ihrem Stuhl in eine Kante herab. So ist das, wenn man auf einer Baustelle Tee trinkt.
Sicher, die Fernwärmetrasse sei notwendig, sagt die Geschäftsfrau. „Aber ich verstehe nicht, warum die Bauarbeiten nicht im Zweischichtsystem stattfinden. Die fangen morgens um acht Uhr an, dann Mittagspause und Schluss am späten Nachmittag.“ An diesem Mittwoch um 14 Uhr finden vor ihrem Laden gar keine Arbeiten statt. Zwei Menschen in orangefarbener Kleidung sitzen in einem Auto. Auch innerhalb der kommenden 60 Minuten passiert nichts.
Abgesperrt ist dennoch der gesamte Bereich. Das ist nicht gut fürs Geschäft: Die gegenüberliegenden Läden sind leer. „Wie sollen die Kunden uns auch finden?“, sagt eine Geschäftsinhaberin, die nicht genannt werden möchte. Über miese Umsätze spricht nicht jeder gern. „Die Leute landen in einer Sackgasse und kehren meist vor unserem Geschäft wieder um“, sagt sie. Sie ist nicht die Einzige, die von der Sperrung der Osterstraße beeinträchtigt ist. Auch das beliebte Osterstraßenfest steht zum bekannten Termin auf der Kippe.
„Wir verkaufen Zehn-Kilo-Reis-Säcke, ohne Auto ist das kaum zu transportieren“
„Wir verkaufen Zehn-Kilo-Reis-Säcke, ohne Auto ist das kaum zu transportieren, aber hier kann keiner mehr mit dem Auto entlangfahren oder halten“, sagt Roya Nadi. Und dann regt sie sich über die Dialogbox der Hamburger Energiewerke auf. Dort informiert das Unternehmen über die Maßnahmen an der Osterstraße und warum Sperrungen notwendig sind. „Dieser Container nimmt zusätzlichen Platz weg und ist noch nicht einmal besonders häufig besetzt“, sagt Roya Nadi.
Sie würde sich von den Hamburger Energiewerken ein Entgegenkommen wünschen. „Warum erlassen die uns Einzelhändlern, die von den Sperrungen betroffen sind, nicht die Energiekosten oder wenigstens einen Teil davon?“
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Seit Dezember 2021 hat sie an der Osterstraße ihren internationalen Supermarkt, mit vielen exotischen und orientalischen Lebensmitteln. Seit 30 Jahren ist die gebürtige Afghanin in der Branche. Doch wenn ihr das Leben als selbstständige Unternehmerin so schwer gemacht wird, verliert sie langsam die Lust daran. „Ich denke schon ans Auswandern“, sagt sie. „Ich warte ab, wie es sich entwickelt“.