Hamburg. Die Einkaufsmeile muss für das Verlegen von Fernwärmeleitungen erneut aufgerissen werden. Was das für die Gewerbetreibenden heißt.
Die Aufregung unter den Gewerbetreibenden an der Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel ist groß: Sechs Jahre nach den letzten umfangreichen Bauarbeiten soll die beliebte Einkaufsmeile bald wieder aufgerissen werden, damit eine wichtige Fernwärmetrasse verlegt werden kann. Die Einzelhändler sind in großer Sorge.
„Schon der erste Umbau vor wenigen Jahren hat Nerven gekostet und Umsatzeinbußen von mehr als 30 Prozent pro Tag mit sich gebracht“, sagt Alexandra Schlömer vom Hamburger Schreibwarenkontor an der Osterstraße. Der Wegfall der Parkplätze durch den fahrradfreundlichen Umbau belaste die Geschäfte ohnehin dauerhaft.
Hamburg Eimsbüttel: Bauarbeiten für Fernwärmeautobahn bereiten Probleme für Handel
Die erneuten Bauarbeiten sehen unter anderem vor, die Osterstraße zwischen Hellkamp und Schwenckestraße für den Leitungsbau der neuen Fernwärmeautobahn aufzureißen, das bedeutet dann eine Vollsperrung, auch Teile der Bürgersteige werden beeinträchtigt sein. Der Leitungsbau vom Haferweg bis zur Osterstraße/Ecke Schwenckestraße soll im Spätherbst 2024 starten und bis Ende 2025 fertiggestellt sein. In diesem Zusammenhang äußerten Politiker die Idee, die Osterstraße im Anschluss an die erneuten Straßenbauarbeiten autofrei zu gestalten oder Tempo 20 einzuführen.
„Es ist ein Irrglaube, dass ein Geschäft nur von fuß- oder fahrradfahrenden Anwohnern gut leben kann – auch in Eimsbüttel nicht“, sagt Alexandra Schlömer. Die Coronakrise, der Ukrainekrieg mitsamt der Folgen wie Inflation und Energiekrise hätte sie nur knapp überstanden, es ginge aufwärts, die Kundenzahlen stiegen, und nun müssten die Gewerbetreibenden mit den nächsten Baustellen rund um die Osterstraße klarkommen.
Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel: Baustelle lässt Parkplatz-Angebot schrumpfen
Mit den Bauarbeiten fielen auch weitere Parkmöglichkeiten weg, so Schlömer. „Das kostet uns wieder jeden Tag Kunden. Wie soll ein kleines Geschäft, das durch die letzten Jahre statt Rücklagen nur noch Verbindlichkeiten haben kann, eine weitere Großbaustelle über mehrere Jahre verkraften?“, fragt sie sich. „Soll die Osterstraße als lebendige Einkaufsstraße erhalten bleiben, müsste endlich mal Ruhe einkehren, aber das ist scheinbar nicht gewollt.“
Auch Karsten Maas von Optiker Daniel sorgt sich um die Zukunft des Einzelhandels an der Osterstraße, er ist sauer: „Es ist eine Zumutung, dass die Fahrbahn erneut aufgerissen werden soll“, sagt er. Weil die Fernwärme politisch gewollt ist, müssten Gewerbetreibende wieder unter den Folgen leiden.
Wichtig ist ihm, dass die Osterstraße im Zuge der Baumaßnahmen nicht noch fahrradgerechter umgestaltet wird als ohnehin schon. „Das Anwohnerparken, der Wegfall von Parkplätzen bereitet uns schon genug Probleme.“
Denn: „Meine Kunden kommen zum Teil aus Schnelsen, Niendorf, teils sogar aus Schleswig-Holstein. Das sind Autofahrer – die Fahrradfahrer aus dem Viertel sorgen nicht für den nötigen Umsatz.“
Hamburg-Eimsbüttel: Für die Einzelhändler kommt eine Krise nach der anderen
Seit 2003 führt er das Geschäft und hat mit ansehen müssen, wie immer mehr Einzelhandel an der Osterstraße verschwindet. „Es wird uns mit den erneuten Baumaßnahmen wirklich nicht leicht gemacht.“
Seine Nachbarin Kathi Plate vom Damenmodegeschäft Faire Fritzi ist richtig verzweifelt. „Das ist alles furchtbar.“ Drei Tage vor dem ersten Lockdown hatte sie gemeinsam mit ihrer Schwester das Geschäft eröffnet, und seitdem kommt eine Krise nach der anderen. Corona, Inflation, Baustellen. „Ich habe noch nicht einmal meine Coronahilfen zurückgezahlt, da wird diese erneute Baustelle abermals für Umsatzeinbußen sorgen“, sagt sie.
Besonders schlimm ist es, wenn auch die Bürgersteige aufgerissen werden. „Das ist überhaupt nicht gut fürs Geschäft, weil der Laden dann schlechter erreichbar ist.“ Das ist die eine Sache. Die andere Sache ist der Baustellenlärm. Bereits jetzt hat sie an der Ecke Schwenckestraße eine Baustelle. „An manchen Tagen ist es so laut, dass ich die Tür schließen muss, weil ich mich sonst nicht mit meinen Kunden unterhalten kann.“
Hamburg-Eimsbüttel: Ladeninhaberin an der Osterstraße fühlt sich schlecht informiert
Und eine geschlossene Tür ist wieder schlecht für den Umsatz, weil die Kunden dann eher weitergehen, statt in den Laden zu kommen.
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„Es reicht langsam. Es gibt immer nur schwierige Zeiten. Wie schwer kann es uns denn noch gemacht werden?“ Kathi Plate kritisiert das Bezirksamt Eimsbüttel und die Hamburger Energiewerke: „Die Kommunikation mit uns ist schlecht. Ich habe erst aus der Zeitung von den Baumaßnahmen erfahren, ich wünsche mir mehr Transparenz.“