Hamburg. Bau der Fernwärmetrasse blockiert wichtige Kreuzung der Einkaufsstraße für 34 Wochen. Gewerbetreibende sehen Existenz bedroht.
Aufregung unter den Einzelhändlern an der Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel: Mit dem Bau der Fernwärmetrasse rund um die beliebte Einkaufsstraße befürchten Gewerbetreibende bereits jetzt Umsatzeinbußen für ihr Weihnachtsgeschäft.
Denn die gesamten Bauarbeiten fallen voraussichtlich in die Zeit von Mitte 2024 bis Mitte/Ende 2025 – und damit in die für den Einzelhandel so wichtige Vorweihnachtszeit jeweils im November und Dezember. Im schlimmsten Fall würden sogar zwei Weihnachtsgeschäfte betroffen sein.
Hamburg-Eimsbüttel: Osterstraße wird aufgerissen und gesperrt
„Das ist wahnsinnig schwierig für den Einzelhandel“, sagt Til Bernstein vom Verein Osterstraße e.V. Nach dem großen, gut zwei Jahre dauernden Umbau der Osterstraße bis 2017, den harten Corona-Zeiten und der derzeitig problematischen wirtschaftlichen Lage stelle eine solche Baustelle eine weitere große Erschwernis für die Einzelhändler dar.
Besonders prekär fürs Geschäft seien die Bauarbeiten an der Kreuzung Heußweg, wo vermutlich von Oktober 2024 bis Februar 2025 eine Baustelle eingerichtet wird. Der Grund: Dort liegt der Deckel der U-Bahn-Strecke der U2 in lediglich einem Meter Tiefe.
Osterstraße in Eimsbüttel: Kreuzung wird 34 Wochen lang Baustelle
Daher wird die Kreuzung dort wochenlang als Baustelle eingerichtet sein. Der Baustellenbereich soll aber nur bis zu den U-Bahn-Eingängen reichen und die U-Bahn wird durchgehend fahren. Ausfallen würde allerdings die Metrobuslinie 4.
„32 bis 34 Wochen lang eine Baustelle im Bereich Heußweg/Osterstraße ist katastrophal, weil das dort ein wichtiger neuralgischer Punkt für den Einzelhandel ist“, so Bernstein.
Alexandra Schlömer vom Hamburger Schreibwarenkontor ist entsetzt: „Das schockiert uns sehr. Das ist wieder eine schädigende Maßnahme im so wichtigen Weihnachtsgeschäft und noch stärker einzustufen als die Wanderbaustelle ohnehin schon.“
Fernwärme: Diese Arbeiten sind an der Osterstraße geplant
Dabei werden laut Hamburger Energiewerke Bauabschnitte mit höchstens 70 Meter Länge eingerichtet. Das bedeutet: „Nicht die gesamte Osterstraße ist gesperrt. Wir arbeiten punktuell“, sagt Bettina Schwarz, Sprecherin der Hamburger Energiewerke. Quer- und Nebenstraßen seien erreichbar. „Wir versuchen, die verkehrliche Belastung so gering wie möglich zu halten.“
Das gelte auch in der Weihnachtszeit, so Bettina Schwarz. „Auch der Weihnachtsmarkt wird wie gewohnt am Fanny-Mendelssohn-Platz stattfinden. Wir sind im engen Austausch mit der Interessengemeinschaft Osterstraße, um die Interessen der Gewerbetreibenden weitreichend berücksichtigen zu können.“
Und: „Die konkrete Bauzeitenplanung liegt noch nicht vor, sodass die zeitlichen Angaben einen Planungsstand darstellen.“
Einzelhändler: „Jeder beeinträchtigte Monat ist für alle existenzbedrohend“
Alexandra Schlömer befürchtet, dass der vorgesehene Zeitrahmen für die Bauarbeiten ohnehin nicht eingehalten werde. „Das haben ja die letzten Jahre mit den ständigen Umbauten rund um die Osterstraße gezeigt: Da ist nichts im angesetzten Zeitraum fertig geworden. Dabei ist momentan für alle Gewerbetreibenden inklusive der Gastronomie hier jeder beeinträchtigte Monat existenzbedrohend.“
Yannik Deusing vom Edeka-Markt Niemerszein: „Klar, machen wir uns Sorgen. Baustellen bedeuten immer Umsatzeinbußen.“ Diese liegen im Schnitt bei zehn Prozent und mehr. Auch wenn lediglich die Fahrbahnen aufgerissen werden und Bürgersteige anscheinend weniger betroffen sind, seien Baustellen grundsätzlich schädlich fürs Geschäft. Til Bernstein: „Baustellen schrecken Kunden ab.“
Osterstraße: Einzelhändler hoffen auf Kooperationsbereitschaft der Energiewerke
Bernstein versucht trotz der schlechten Aussichten konstruktiv zu sein und weiß: „Die Fernwärmetrasse muss verlegt werden, das lässt sich nicht verhindern.“ Wichtig sei es nun, dass die Einzelhändler vor Ort über anstehende Maßnahmen informiert werden. „Wir sind mit den Hamburger Energiewerken im Gespräch und hoffen auf Kooperationsbereitschaft.“
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Denkbar sei ein Baustellenkoordinator, der zwischen Einzelhandel und den Hamburger Energiewerken vermittelt. „Diese Honorarkraft müsste – anders als unser Verein, der rein ehrenamtlich arbeitet – bezahlt werden“, so Bernstein. „So können wir Vorschläge machen und Ideen aus Einzelhandelssicht mit einbringen.“
Eimsbüttel: Fernwärmetrasse vom Haferweg bis Grindelallee
Hintergrund der Baumaßnahme: Die neue Fernwärmeleitung, die sogenannte Spange Haferweg-Grindel, mit einer Länge von 4,7 Kilometern soll zukünftig Fernwärme aus dem Energiepark Hafen in Richtung Eppendorf und Eimsbüttel transportieren und dort verteilen. Die neue Leitung, eine Art Fernwärmeautobahn des Hamburger Stadtnetzes, startet im Haferweg in Altona und endet an der Grindelallee in Rotherbaum.
Gemäß Planungsstand soll die erste Bauphase des Leitungsbaus im Haferweg bis zur Osterstraße/Ecke Schwenckestraße im Sommer dieses Jahres starten und im November 2025 abgeschlossen sein.
Die zweite Bauphase von der Osterstraße Ecke Schwenckestraße über die Tresckowstraße, dem Isebekkanal bis zur Grindelallee, ist Stand heute, vom Herbst 2024 bis Frühjahr 2026 geplant. Die Abschnitte der zweiten Bauphase an der Osterstraße werden gemäß dem aktuellen Planungsstand in den Zeiträumen Sommer 2024 bis Sommer 2025 realisiert.