Hamburg. Sitzgelegenheiten statt Parkplätze: Bisher wurden nur wenige Parklets beantragt. Wie die Zahl nun erhöht werden soll.
Das Experiment Parklets in Eimsbüttel scheint nicht so richtig rundzulaufen – zumindest von der Zahl der beantragten Decks her. Seit Beginn des Versuchs Ende 2021, den Straßenraum mehr für Menschen und weniger für Autos zu gestalten, wurden gerade einmal vier Parklets installiert – nur zwei davon wurden überhaupt von Anwohnern beantragt.
Für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Nachbarschaftsinitiativen in Eimsbüttel gibt es seit eineinhalb Jahren die Möglichkeit, einen Antrag auf Sondernutzung für ein Parklet – häufig ein Holzdeck mit Bepflanzungen und Sitzgelegenheiten – auf einen oder zwei Auto-Parkplätzen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu stellen. Das ist hamburgweit einmalig und etwa im Bezirk Mitte gar nicht vorgesehen.
Eimsbüttel: Nur vier Parklets im gesamten Bezirk
Die derzeitige Bilanz ist äußerst mager: „Es sind nur vier Parklets umgesetzt worden“, sagt Bezirksamtssprecher Kay Becker. Diese stehen am Eppendorfer Weg in Hoheluft-West und an der Bellealliancestraße im Kerngebiet Eimsbüttel. Außerdem gibt es noch die beiden Parklets an der Frohmestraße (Schnelsen) und der Grelckstraße (Lokstedt).
Die beiden Parklets Grelckstraße und Frohmestraße waren allerdings nicht von Bürgern beantragt worden, sondern jeweils in ein Projekt eingebunden. „Das Parklet an der Grelckstraße wird nach Auslaufen des Projekts klimafreundliches Lokstedt nun von einem örtlichen Eiscafé betreut. An der Frohmestraße verwaltet das Parklet der Gebietsentwickler des RISE-Programms“, so Kay Becker.
Eimsbüttel: Parklets zwölf bis 24 Quadratmeter groß
Für die Parklets am Eppendorfer Weg und an der Bellealliancestraße 40–42 wurde bereits jeweils eine Verlängerung um ein Jahr beantragt und bewilligt. Und: Ein Antrag für ein Parklet an der Marthastraße 46/46a im Kerngebiet Eimsbüttel wurde im Mai 2022 abgelehnt, da ein Eingriff in den Straßenraum zu groß gewesen wäre.
Parklets können zwölf bis 24 Quadratmeter groß sein und für sechs bis zwölf Monate beantragt werden – mit der Option auf eine fortlaufende Verlängerung.
Eimsbüttel fördert Parklets mit bis zu 2000 Euro
Eines dieser Parklets, in Eigenregie gebaut, steht am Eppendorfer Weg in Höhe der Hausnummer 169. Anwohner Stefan Köttgen und seine Frau Jutta Mörstedt sowie einige Nachbarn hatten es beantragt, gebaut und begrünt. „Wenn wir aus der Haustür treten, sieht man überall nur Autos“, hatte Jutta Mörstedt dem Abendblatt berichtet.
Entlang des gesamten Eppendorfer Wegs gebe es keine Sitzgelegenheiten – das möchte das Paar ändern. „Hamburg ist zu sehr auf Autos ausgerichtet. Der öffentliche Raum ist ungerecht verteilt, Autos werden bevorteilt“, so Stefan Köttgen damals. Er selbst besitze bereits seit Jahren kein eigenes Auto mehr. Das Bezirksamt Eimsbüttel fördert ein Parklet je nach Größe mit bis zu 2000 Euro.
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Parklets in Eimsbüttel – Kritik von der Politik
Statt Parklets wie etwa in Schnelsen an Straßen zu platzieren, an denen Busse wenige Zentimeter entfernt an den Menschen vorbeifahren, sollte man die Flächen besser verwenden, kritisiert Koorosh Armi, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung Eimsbüttel. „Das Projekt ist nicht erfolgversprechend, wenn nicht mal eine Handvoll Anträge zustande gekommen sind. Wir sollten uns auf andere Maßnahmen und Verbesserungen konzentrieren.“
Ähnlich sieht es Peter Gutzeit von der Eimsbütteler Linksfraktion: „Die Idee war gut, aber der große Wurf für eine bessere Aufenthaltsqualität vor der Haustür sieht anders aus. Wer will schon am Fahrbahnrand einer vielbefahrenen Straße sitzen – ein Genuss ist das im Kerngebiet Eimsbüttel nicht.“
Eimsbüttels Parklets dienen als Vorbild für Bezirk Hamburg-Nord
In einer Zwischenbilanz des Eimsbütteler Bezirksamtes heißt es dennoch: „Das Parklet-Programm stößt auf Interesse in Eimsbüttel. Das Programm hat zudem Interesse in den anderen Bezirken geweckt. So plant der Bezirk Hamburg-Nord, ein ähnliches Programm auf den Weg zu bringen.“
Und die Verwaltung hat Vorschläge, wie es doch noch mehr Parklets werden könnten: So sollen Parklets auch in Anwohnerparkgebieten, um die es ohnehin viel Ärger gibt, aufgestellt werden können. Denn bislang sehen die Vorgaben die Holzdecks in Gebieten mit bewirtschaftetem Parkraum nicht vor.
Eimsbüttel: Parklets auch in Bewohnerparkzonen
„Die Vorgaben sollten dahingehend angepasst werden, dass nachbarschaftlich initiierte Parklets auch in Bewohnerparkzonen realisiert werden können, da sonst größere Teile des Kerngebiets, wo das potenzielle Interesse von Initiativen und der Handlungsdruck besonders hoch sind, von dem Programm ausgenommen sind“, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Fachamt Management des öffentlichen Raums. Nur dann mache das Ganze auch Sinn, heißt es aus dem Bezirk.
Kurios: Am Standort des Parklets am Eppendorfer Weg ist eine Bewohnerparkzone. Die Erklärung: „Die Bewohnerparkzonen sind erst nach der Genehmigung für die Parklets am Eppendorfer Weg und an der Bellealliancestraße in Kraft getreten“, so Kay Becker.
Darüber hinaus sollte es, so der Vorschlag der Verwaltung, mehr Fördergelder geben, wenn gleich zwei Parkplätze für ein Parklet benutzt werden. Das Projekt läuft noch bis Ende 2026.