Hamburg. In Hoheluft-West entsteht ein zweites Parklet, Stellflächen für Autos verschwinden dafür. Warum der ADAC jetzt Spannungen befürchtet.

Eimsbüttel bekommt sein zweites Parklet. Anwohner haben ein solches Stadtmobiliar beim Bezirksamt beantragt. Parklets sind Stadtmöbel, häufig eine Art Holzdeck, die Begegnungen zwischen Nachbarn ermöglichen und mehr Grün auf die Straßen bringen sollen. Sie werden zwischen Fahrbahnrand und Bürgersteig installiert. Schön für die Nachbarschaft, schlecht für die Autofahrer, da dadurch weitere Parkplätze in dem dicht besiedelten Stadtteil wegfallen.

„Wenn wir aus der Haustür treten, sieht man überall nur Autos“, sagt Jutta Mörstedt. Ihr Mann Stefan Köttgen und einige Nachbarn haben das Parklet beantragt. Den ganzen Eppendorfer Weg entlang gebe es keine Sitzgelegenheit. Das will das Ehepaar nun ändern. „Hier wohnen so viele Familien mit Kindern. Nirgends kann man sich zum Klönen hinsetzen. Hamburg ist zu sehr auf Autos ausgerichtet. Der öffentliche Raum ist ungerecht verteilt, Autos werden bevorteilt“, sagt Stefan Köttgen, der seit Jahren kein Auto mehr besitzt. Das Holzdeck verstehen die Parklet-Pioniere als kleine Intervention.

Eimsbüttel: Antragsteller müssen Parklets pflegen

Und noch mehr: „Das ist erst der Anfang für ein besseres Leben in der Stadt“, sagt Jutta Mörstedt. Das Paar ist beim Naturschutzbund Deutschland engagiert und plant neben Sitzbänken auch ein Hochbeet auf seinem Parklet mit Wildblumen. Obst und Gemüse würde es so nah am Straßenrand nicht anbauen.

Wer ein Parklet beantragt, hat auch einige Pflichten. So müssen mindestens 40 Prozent der Fläche mit einheimischen Pflan­zen, Blumen, Gemüse, Obst begrünt werden, höchstens 60 Prozent der Parklet-Grundfläche darf als Frei-, und Begegnungsfläche nutzbar sein. Die verwendeten Baumaterialien sollen aus unbehandelten oder ökologisch unbedenk­lich behandelten Materialien bestehen. „Uns ist das Parklet vor allem als Begegnungsort wichtig“, sagt der 69-Jährige.

Eimsbüttel: Parklet-Baubeginn im Frühling

Die Erlaubnis für die Sondernutzung für das Parklet hat das Bezirksamt zum 1. Januar erteilt. Wie lange und ab wann genau das Holzdeck am Eppendorfer Weg Höhe Hausnummer 169 in Hoheluft-West aufgebaut sein wird, steht noch nicht fest. Spätestens im Frühjahr soll es aber mit dem Bau losgehen, hofft Stefan Köttgen. Erlaubt ist die Sondernutzung bis Ende dieses Jahres, kann aber verlängert werden.

Ein rund zwölf Quadratmeter großes Parklet kann für mindestens sechs und maximal zwölf Monate beantragt werden, möglich ist auch ein 24 Quadratmeter großes Doppelparklet. Stefan Köttgen und seine Frau Jutta Mörstedt haben solch ein Doppelparklet vorgesehen. Sie haben sich mit Nachbarn zusammengetan, um gemeinsam Verantwortung dafür zu übernehmen. Sie sind auch für die Pflege des Holzdecks zuständig. Sie rechnen mit rund 2000 Euro Materialkosten und hoffen, dass der Bezirk sich finanziell beteiligt.

ADAC: Noch mehr Nadelstiche gegen Autofahrer

Offiziell fördert Eimsbüttel diese Holzbauten mit 1000 Euro als Teil des fünf Jahre andauernden Pilotprojekts „Parklets in Eimsbüttel“. Mit den Anliegern, darunter ein Schlüsseldienst, ein Café und ein Restaurant, hat das Ehepaar vorab gesprochen. „Unsere Idee wurde überwiegend positiv aufgenommen“, so Stefan Köttgen.

Ein Parklet gibt es bereits in Lokstedt als Teil des Verkehrsversuchs Grelckstraße: Das Forschungsprojekt Klimafreundliches Lokstedt entwickelt und erprobt dort Ansätze, um Klimaschutz und Lebensqualität zu kombinieren. Nicht bei allen kommen die Holzbauten gut an. Christian Hieff, Sprecher des ADAC Hansa, fürchtet ein Gegeneinander und noch mehr Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern.

In Eimsbüttel herrscht Parkplatznot

„Einerseits herrscht große Parkplatznot in Eimsbüttel und dann werden gleichzeitig durch solche und andere Maßnahmen weitere Parkplätze abgebaut, ohne dass es ein Konzept gibt.“ Er kann die Aufenthaltsqualität solcher Parklets nachvollziehen, aber dadurch entwickeln sich Spannungen. „Solche Maßnahmen sind wie Nadelstiche: Hier verschwinden Parkplätze, dort verschwinden welche.“ Besser wäre es, das Ganze zu sehen und sich ein Parkraumkonzept zu überlegen. „Autofahrer sind Einwohner Hamburgs und fast jeder Haushalt in Eimsbüttel hat ein Fahrzeug. Wie wäre es mit einer Quartiersgarage? Nur weil Parkplätze verschwinden, verkaufen die Leute nicht ihr Auto.“

In Berlin hat man mit den Parklets schon Erfahrungen sammeln können. Dort beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Friedrichshain-Kreuzberg, dass der der Versuch mit den Begegnungszonen an der Bergmannstraße beendet sein soll. Laut dem Berliner „Tagesspiegel“ war es durch die Parklets zu laut und sie sahen nicht hübsch aus.