Hamburg. Mitten in Hamburg ist eine faszinierende Flusslandschaft entstanden – mit einer besonderen Spielstätte für Kinder.

Auenlandschaften. Flüsse, die sich durch Wiesen und Wälder schlängeln. Mit einer vielfältigen Insekten- und Pflanzenwelt. Und das mitten in Schnelsen?

Nun ja, es sind nicht gerade die wilden Flusslandschaften der Alpen zwischen den Straßen Am Ree und Röthmoorgraben – und doch schafft Umweltingenieurin Sabine Stölting mit der Renaturierung der Kollau derzeit im BezirkEimsbüttel ein schönes Stück Natur.

Schnelsen: Kollau völlig neu gestaltet – und ursprünglich

Die Landschaft rund um die Isarmündung in ihrer bayerischen Heimat fasziniert Stölting besonders. Es ist die „Kraft des Wassers und die Vielfalt des Lebens darin“, sagt sie, die sie so begeistern. Und mit der Renaturierung der Kollau schafft die 43-Jährige für das Bezirksamt Eimsbüttel zumindest einen kleinen Hauch ursprünglicher Flusslandschaften auch in Hamburg. Nicht ganz so wild, sehr gezähmt und doch so natürlich wie möglich.

Nachdem in den vergangenen Jahren der Oberlauf zwischen Kollauteich und Wendlohstraße fertiggestellt wurde, ist nun ein Abschnitt zwischen den Straßen Am Ree und Röthmoorgraben renaturiert worden – die Umgestaltung des Hamburger Flüsschens ist auf Jahrzehnte angelegt.

Schnelsen: Langweiliger Bach schlängelt sich nun durch Wiesen

Hinter dem Wohngebiet an der Straße Hirschsprung in Schnelsen, entlang des Kollauwanderwegs, zeigt Sabine Stölting bei einem Termin vor Ort, was hier inmitten einer Langgraswiese entstanden ist: ein Bach, der nicht wie zuvor gerade wie ein Kanal verläuft, sondern sich durch die Wiesen windet.

Die Arbeit von Sabine Stölting erinnert ein bisschen an spielende Kinder, die in Bächen Staudämme bauen, Landschaften gestalten und versuchen, den Bach nach ihren Regeln fließen zu lassen. Die ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Renaturierung der Kollau schafft tiefliegende Auen in Eimsbüttel

Ganz so frei ist eine professionelle naturnahe Umgestaltung natürlich nicht. Im Einzelnen geschieht das durch folgende Schritte: Durch Bodenabtrag und Uferabflachungen werden naturnahe, tiefliegende Auen geschaffen, die schon ab leicht erhöhten Wasserständen überflutet werden und dann in das höher liegende Grünland übergehen.

Sogenannte Strömungslenker aus Kies und fest verankertem Totholz sollen die Strukturvielfalt im Bachbett erhöhen und vielfältige Lebensräume schaffen. „Die Kollau kann bei Hochwasser dann die umliegende Wiese überschwemmen“, erklärt Sabine Stölting.

Schnelsen: Wenn Kollau Wiesen überschwemmt, ist das gut fürs Klima

Das ist wichtig, gerade in versiegelten Städten – im Zuge von Klima- und Naturschutz sollen Städte zu sogenannten Schwammstädten werden, die das anfallende Wasser aufnehmen und speichern. Damit soll Hochwasserschutz bei Starkregen geboten werden, und gleichzeitig soll Wasser für trockene Hitzeperioden gespeichert werden können.

Das Ziel: Es sollen sich in dem Flüsschen, das südlich des Vielohwegs entspringt, durch mehrere Eimsbütteler Stadtteile verläuft und nach 7,5 Kilometern an der Pulvermühle in die Tarpenbek mündet, wieder Insekten, Pflanzen und Fische ansiedeln.

Bezirk Eimsbüttel: 16 Fischarten in der Kollau gefunden

Denn da ist noch Luft nach oben: Im Jahr 2013 wurden in der Kollau 16 Fischarten registriert. Fischkenner werden sich an dieser Stelle dafür interessieren, welche Arten dabei gefunden wurden – nämlich Dreistachliger Stichling, Kaulbarsch, Giebel und Bachschmerle – diese nahmen zusammen knapp 67 Prozent des Fanges ein. Leitarten, also Zielarten für die Kollau, sind unter anderem Hasel, Bachschmerle und Gründling.

Bachschmerle, Gründling und Hecht wurden 2013 erstmalig im Zuge des Monitorings für die Wasserrahmenrichtlinie in der Kollau nachgewiesen. Die drei Probestrecken in der Kollau ergaben insgesamt eine unbefriedigende bis schlechte Besiedlung mit Fischen.

Kollau in Hamburg – in Lokstedt für Kinder erlebbar

Kinder, die in der Kollau spielen wollen, dürfen das übrigens ausdrücklich westlich der Straße Deelwisch in Lokstedt. Dort ist der Zugang erlaubt, sogar gewollt, und es wurde eine kleine Spielstelle angelegt, um den Bach für Kinder erlebbar zu machen.

Renaturierung hin oder her: Für die Kollau wird es immer Grenzen geben, dafür werden Sabine Stölting und ihre Kollegen sorgen. Wenn das Flüsschen sich etwa am Kollauwanderweg so ausbreitet, dass es zu Uferabbrüchen kommt, wird der Bach wieder gebändigt. So ist das in der dicht besiedelten Großstadt. Natürlich soll es sein, aber auch nicht zu sehr.