Hamburg. Die leer stehenden Gebäude an der Kieler Straße verwahrlosen seit Jahren. Das Bezirksamt ist wegen des Areals jetzt aktiv geworden.
Sie sind hässlich und ein echter Schandfleck: Die leer stehenden Gebäude an der Kieler Straße/Ecke Volksparkstraße in unmittelbarer Nähe zum Quartier „Neue Mitte Stellingen“ am Sportplatzring in Stellingen (Bezirk Eimsbüttel) – „Glaskästen“ genannt. Viele Autofahrer passieren die Kreuzung jeden Tag und kennen das ehemalige Einkaufszentrum vom Vorbeifahren. Ein Bauzaun steht dort, das verfallene Gebäude ist mit Graffiti besprüht. Nun gibt es Pläne, wie es mit dem Areal weitergehen soll.
Die maroden Glaskästen an der Kieler Straße 421 und 425 seien seit Jahren Anlass für Beschwerden, sagt Kay Becker, Sprecher des zuständigen Bezirksamtes Eimsbüttel. Wechselnde Mieter, Leerstand und ein ungepflegtes Umfeld sorgen für eine Verwahrlosung des Areals.
Schandfleck in Stellingen: Renommierter Architekt schuf Glaskästen
Dabei waren die Gebäude in den 1960er-Jahren vom renommierten Hamburger Architekten Werner Kallmorgen gebaut worden und haben daher einen architektonischen Wert. Kallmorgen erhielt etwa den Fritz-Schumacher-Preis und unter ihm sind zahlreiche auch bekannte Bauten entstanden – Verwaltungsgebäude, Kirchen, Krankenhäuser, das Barlach-Museum oder die Wiederaufbauten der Speicher im Hafen, darunter der Kaispeicher A – dort, wo nun die Elbphilharmonie steht.
Nun ist sein Werk in Stellingen in einem armseligen Zustand. Das Ensemble steht nicht unter Denkmalschutz. Seit etwa vier, fünf Jahren sind laut Bezirksamt Eimsbüttel die letzten Nutzer ausgezogen. Das Gelände wird seitdem durch einen Bauzaun geschützt.
Stellingen: Bezirksamt beschäftigt Schandfleck seit zehn Jahren
„Eigentümer der Häuser war zwischenzeitlich die Sprinkenhof, aktuell stehen die Glaskästen in privatem Eigentum“, so Bezirksamtssprecher Becker. Das Bezirksamt beschäftige sich seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema.
„Um das Jahr 2018 herum sah es zunächst so aus, als könnten auf den Grundstücken der Glaskästen zwei Neubauten mit Wohnnutzungen in den oberen Geschossen sowie Gewerbenutzungen in den Erdgeschossen realisiert werden. Die Planungen scheiterten aber letztlich, weil sie nicht mit dem geltenden Planrecht vereinbar waren.“
Bezirksamt Eimsbüttel führt Gespräche mit den Eigentümern
2020 fiel dann die Entscheidung, ein neues Planrecht aufzustellen. „Berücksichtigt werden mussten dabei Fluglärm, Veloroute 2, die geplante U-Bahn-Linie 5, die unterhalb der Glaskästen verlaufen soll, sowie Lärm- und Feinstaubemissionen durch die Kieler Straße“, so Becker.
- Aldi, Tankstelle, Budni – Hier könnten Wohnungen entstehen
- So soll das neue Beiersdorfquartier aussehen
- Eimsbüttel – Neues für Kinder, Jugendliche und Radfahrer
Der aktuelle Stand der Dinge ist nun folgender: „Dem Stadtplanungsamt des Bezirksamts ist es nun gelungen, mit allen Eigentümern Gespräche zu führen und diese für die weiteren Planungen einzubinden“, sagt Becker.
Dabei gehe es im Rahmen des Bebauungsplans Stellingen 69 um die Glaskästen, ein daran angrenzendes Grundstück sowie ein Grundstück an der Volksparkstraße, auf dem sich ein Lebensmittelmarkt befindet, und ein dort unmittelbar benachbartes, bebautes Grundstück.
Stellingen: Kieler Straße – Zukunft des Areals soll geklärt werden
Das Plangebiet grenzt sich ein durch die Kieler Straße im Osten, die Molkenbuhrstraße im Westen, die Alte Volksparkstraße im Norden und die Fläche etwas nördlich der Johann-Wenth-Straße im Süden.
Vereinbart wurde mit den Eigentümern nun, einen städtebaulich-hochbaulichen Wettbewerb auszuschreiben, um die Zukunft des Areals zu klären. Im Verfahren geklärt werden soll, was dort gebaut werden könnte und auch die Frage, ob die Glaskästen aufgrund ihres architektonischen Wertes erhalten bleiben oder weichen sollen. Kay Becker: „Alle Eigentümer haben dazu Bereitschaft signalisiert, was aus unserer Sicht ein sehr gutes Signal ist, dass in den nächsten Monaten endlich Bewegung in das Thema kommt.“