Curslack. Die Bürgerpreis-Kandidatin aus Curslack steht an der Spitze des Freundeskreises Hof Eggers. Es ist nicht ihr einziges Engagement.
Heike Deutschmann war als Kind häufig bei ihrer Tante auf dem Bauernhof Golbers nahe Bredstedt zu Gast, der auch heute noch ihrer Familie gehört. Das Leben auf einem Bauernhof fasziniert sie noch immer. Deshalb ist die 68-Jährige Vorsitzende des Fördervereins Hof Golbers, der sich um den Umbau des Hofs kümmert. Menschen mit Behinderung sollen hier in einer Wohngemeinschaft ein neues Zuhause finden. Doch die Curslackerin engagiert sich auch für einen anderen Bauernhof, den denkmalgeschützten Hof Eggers in der Ohe. Ihm fühlt sie sich verbunden, seit sie mit ihrem Mann Gerhard (71) vor 40 Jahren in die Vierlande zog.
„Der Hof hat Strahlkraft“, sagt sie. 2009 trat das Ehepaar Deutschmann in den „Freundeskreis Hof Eggers“ ein. Seit drei Jahren steht Heike Deutschmann an der Spitze des Vereins. Sie ist Kandidatin für den Bergedorfer Bürgerpreis unserer Zeitung, der am 13. September im Schloss verliehen werden soll.
Bergedorfer Bürgerpreis wird am 13. September im Schloss verliehen
Heike Deutschmann löste 2019 Jürgen Reimann als Vorsitzenden ab, der seit der Gründung 1997 die Geschicke des Vereins lenkte und das Ruder in neue Hände geben wollte. Der Freundeskreis besteht aus rund 70 Mitgliedern, die den historischen Hof ehrenamtlich unterstützen. Sie wollen dabei helfen, ihn zu erhalten, engagieren sich mit den Hofbetreibern für biologische Landwirtschaft und gesunde Ernährung sowie Natur-, Umwelt- und Tierschutz.
Der Verein hat sich zudem auf die Fahnen geschrieben, die Vier- und Marschlande als eine einzigartige Kulturlandschaft zu bewahren. „Wir möchten das Bewusstsein für die Zusammenhänge in der Natur schärfen“, sagt Heike Deutschmann. Das Spektrum der Arbeiten des Freundeskreises reicht vom Anbringen eines Hinweisschilds über die Mitgestaltung von Hoffesten bis zur Hilfe beim Bau eines Backhauses. „Jeder kann seine Interessen, seine beruflichen oder handwerklichen Fähigkeiten einbringen“, betont Gerhard Deutschmann. So kümmert sich ein Freundeskreismitglied wöchentlich um den Bauerngarten, der einst von der Familie Eggers angelegt worden ist. Gerhard Deutschmann schlug eines Tages vor, ein Buch daraus zu machen. Gesagt, getan: 2021 wurde es im Eigenverlag veröffentlicht.
Eigentlich sei nicht sie die Kandidatin, „sondern der ganze Verein“
Ein anderes Mitglied wiederum ist pensionierter Bau-Ingenieur, hilft bei der Planung von Renovieraktionen und dem Erstellen von Kostenvoranschlägen. Andere Mitglieder unterstützen Hofbetreiber Henning Beeken beim Schreiben von Anträgen auf Fördergeld, berichtet Heike Deutschmann. „Es gibt einen Pool von Leuten mit vielen Fähigkeiten.“ Als Vorsitzende des Vereins sei sie „natürlich nicht Hauptansprechpartnerin für alles, aber ich weiß den jeweils aktuellen Stand, bin stets involviert“. Heike Deutschmann und ihre Mitstreiter organisieren auch Vorträge zu Themen, die die Vier- und Marschlande betreffen.
Das sind die bisherigen Kandidaten:
- Kerstin Kleenworth liefert Hilfsgüter in die Ukraine
- Gabriele und Jürgen Lapp engagieren sich gegen das Vergessen
- Annette Grizivatz hilft Menschen und Tieren in Not
- Joachim Winkel: Leben ohne Musik ist für ihn unvorstellbar
- Für Wildtiere ist diese Frau oft die letzte Rettung
- Ute Becker-Ewe – eine Frau kämpft für Kunst und Kultur
- Sascha Prager ist der freundliche „Alltagshelfer mit Herz“
- Jens Wechsel: Ein Leben für den VfL Lohbrügge
- Ehepaar setzt sich mit viel Herz für Geflüchtete ein
- Peter Kröger – seit 54 gehört sein Engagement dem DRK
Von April bis Oktober organisiert der Freundeskreis für jeden zweiten Sonntag im Monat, 10.30 Uhr, einen Brotbacktag im Backhaus auf dem Hofgelände am Kirchwerder Mühlendamm 5. Dann werden im Lehmofen Bio-Brote gebacken und an Besucher verkauft. Dass nach den Backaktionen alles gründlich gereinigt werden muss, sei auch kein Problem, betont Heike Deutschmann: „Es finden sich immer genug Leute aus dem Freundeskreis.“ Dort, im Backhaus, sind meist auch die Versammlungen des Vereins, „oder an der frischen Luft“. Sie finde es „faszinierend an diesem Verein“, dass es kein Problem sei, die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen. Deshalb sei eigentlich nicht sie die Kandidatin für den Bürgerpreis, erklärt sie bescheiden, „sondern der ganze Verein, den ich lediglich repräsentiere“.
Vorsitzende wird von ihrem Mann tatkräftig unterstützt
Zweimal im Jahr gibt es Hoffeste, bei denen der Freundeskreis bei Organisation und Durchführung hilft. „Wir bereiten das Programm mit vor, gestalten Plakate und hängen sie auf“, sagt Heike Deutschmann. Später gehe es dann darum, Zelte auf- und abzubauen, Salate zu machen und zu verkaufen, ebenso Getränke. Der Gewinn kommt dem Hof Eggers zugute. „Von dem Geld wird beispielsweise die Instandhaltung der Gebäude mitfinanziert.“ Als Vorsitzende sei sie auch viel mit der Abstimmung von Terminen beschäftigt, berichtet die Seniorin.
Von ihrem Mann, Maschinenbau-Ingenieur im Ruhestand, wird die Vereinsvorsitzende tatkräftig unterstützt: Gerhard Deutschmann arbeitet „im Backoffice“, wie er es ausdrückt, sitzt am Computer, gestaltet Broschüren, verwaltet ein Bildarchiv. 20 der insgesamt 70 Mitglieder seien bereits seit dem ersten Tag dabei. Zum harten Kern gehören ebenfalls 20 Mitglieder, die häufig mitanpacken. Die übrigen Mitglieder sind Förderer, die den Freundeskreis und damit den Hof Eggers finanziell unterstützen.
Heike Deutschmann arbeitete als Lehrerin an Schulen für Kinder mit Förderbedarf, lange im Förderzentrum in Schwarzenbek. Das Ehepaar hat zwei Söhne (39, 37).
Weitere Infos zum Freundeskreis finden sich im Internet: hof-eggers.de (Hof, Freundeskreis).