Hamburg. Übereinkunft mit dem Bezirksamt Bergedorf: Deutsche Rote Kreuz übernimmt Aufsicht am beliebten Badesee. Wann der Einsatz startet.

Zwei Menschen sind in diesem Frühjahr und Sommer bereits in BergedorferBadeseen ertrunken. Der Tod eines Familienvaters (34) im See Hinterm Horn und eines 29-Jährigen im Eichbaumsee hat ein neues Schlaglicht auf die fehlenden Wasserwachten im Bezirk geworfen – denn der Verein SiWa hat aufgegeben. Nun gibt es zumindest für den Allermöher See gute Neuigkeiten: Von Sonnabend, 1. Juli, an wird es hier wieder eine Aufsicht geben.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), genauer die Wasserwacht aus Altona, wird immer sonnabends und sonntags von 14 bis 19 Uhr ein Auge auf die Schwimmenden haben. Mit dem Bezirksamt wurde zunächst eine Aufsicht bis zum 31. August vereinbart.

DRK Altona mit jeweils fünf Helfern am Allermöher See im Einsatz

„Der Wachdienst wird jeweils mit fünf Personen besetzt“, informiert Maike Hegeler vom DRK Kreisverband Altona und Mitte. Es handelt sich dabei um eine Wachleitung und zwei Streifen à zwei Menschen. Doch warum das DRK Altona? „Der DRK Kreisverband Hamburg-Bergedorf hat keine eigene Wasserwacht, daher wurde die Anfrage an uns herangetragen“, so Maike Hegeler. „Wir stellen mit 35 Einsatzkräften den größten Fachdienst Wasserwacht der Hamburger DRK-Verbände.“ Tatsächlich war der Kontakt vom DRK Bergedorf über die hiesige CDU ans Bezirksamt gegeben worden, das dann erfolgreich verhandelte.

Zunächst wird es am 1. Juli nun eine Übergabe der Wachstation am Allermöher See an das DRK geben. Das bisher vom Verein Sicheres Wasser (SiWa) genutzte Material wurde einst vom Bezirksamt beschafft. Ein Motorrettungsboot, Rescue Board und weitere Ausrüstungsgegenstände wie Gurtretter und Rettungsbojen gehen nun ans DRK. Auch am Allermöher See war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu tödlichen Badeunfällen gekommen; zuletzt ertrank dort 2022 ein 15-Jähriger.

Fünf Jahre bis zum neuen Schwimmbad – das dauert der CDU zu lange

Die Tragödien haben in der Bezirkspolitik jetzt alte Debatten neu angestoßen. Denn es fehlt im Bezirk an Möglichkeiten, schwimmen zu lernen. Die CDU hatte im Juni angeregt, eine Schwimmausbildung an Badeseen zu prüfen. Das haben Experten im Sportausschuss jedoch aus verschiedenen Gründen abgelehnt. Anlass für die CDU, nun eine Aktuelle Stunde zum Thema „Baden in Bergedorf? Dann aber sicher!“ in der Bezirksversammlung anberaumen zu lassen.

Sportpolitiker Lars Dietrich (CDU) betonte die Dramatik der Situation im Bezirk: jahrelange Warteliste für Kinder bei der DLRG-Schwimmausbildung, fehlende Schwimmzeiten und auch fehlende Schwimmbäder. Der Senat müsse mehr Geld für Wasserzeiten in den Bäderland-Betrieben zur Verfügung stellen, meinte er. Und es solle nicht lange auf das zweite bezirkliche Schwimmbad in Oberbillwerder gewartet werden. „Das kommt erst 2027 – beziehungsweise, wenn es weiter Baustoffmangel gibt, wohl eher 2028“, stellte er fest. „Fünf Jahre: Das dauert uns zu lange.“ Das Bad werde auch zu wenig Bahnen haben. Er regte an, entsprechende Haushaltstitel zu nutzen, um deutlich schneller ein Bad zu bauen – und gerne mit mehr Bahnen, sechs statt fünf.

Schwimmunterricht: Kostenlose und anderssprachige Angebote nötig

Heinz Jarchow (SPD) fehlte hingegen die „Sinnhaftigkeit“ der Aktuellen Stunde. „Die Diskussionen sollten Sie im Fachausschuss führen“ – wo aber das Thema Schwimmausbildung an Badeseen auch gerade behandelt worden sei. Grünen-Fraktionschefin Lenka Brodbeck zeigte sich ebenfalls „erstaunt“ und sogar empört, dass die CDU die Hoffnung schüre, nun plötzlich eine schnellere Finanzierung für ein Schwimmbad aus dem Hut zaubern zu können.

In einer Sache sind sich die Fraktionen allerdings einig: Es muss mehr Schwimmunterricht geben. Dieser müsse teilweise auch kostenlos sein, forderte Maria Westberg (Die Linke). Und Lenka Brodbeck sieht einen Bedarf, mehr Unterricht für Erwachsene anzubieten, die nicht als Kinder schwimmen gelernt haben. „Vereine müssten das auch in nichtdeutscher Sprache anbieten“, meint sie. Denn immer wieder waren es auch Geflüchtete oder Schwimmanfänger, die in Bergedorfer Seen ihr Leben ließen.