Hamburg. Viele Kultureinrichtungen in Bergedorf bräuchten finanzielle Unterstützung. Warum das Handwerkerhaus vom Bezirk so protegiert wird.

„Bevor die Menschen ihr erstes Geld im Sachsentor oder im CCB Bergedorf ausgeben, sollen sie im Vorbeilaufen erstmal gucken, was in diesem Haus so los ist“, preist Bergedorfs Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski das neu entstehende Künstler- und Handwerkerhaus inmitten der Bergedorfer Einkaufsmeile Sachsentor an. Dieser optimistischen Ankündigung aus dem Kulturausschuss folgt nun auch Konkreteres. Name, Eröffnung und Inhaltliches scheinen festzustehen.

Dabei kamen zum Workshop im Haus am Bergedorfer Markt neben Julia Staron (Stadtmanufaktur GmbH) und Tanja Tribian (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft DSK), dem verantwortlichen Citymanagerinnen-Duo von „Bergedorf Now“, auch Vertreter der Handwerkskammer, Kulturreferenten, Ausstellungskuratoren sowie interessierte Künstler und Handwerker aus der Region. Die Aufgabe von Bergedorf Now ist unter anderem, das Künstler- und Handwerkerhaus im Sommer ins Laufen zu bringen.

Bergedorfer Künstler- und Handwerkerhaus: Vorfreude, aber auch Kritik

Nach Ende der Hamburger Sommerferien (letzter Ferientag 23. August) ist die Eröffnung des Hauses geplant, für das sich die Anwesenden auch bereits einen einprägsamen Namen bei dem Treffen überlegt haben. Den verrät Staron aber noch nicht: „Bergedorfer Künstler- und Handwerkerhaus? Sagt doch kein Mensch. Der neue Name muss aussprechbar sein und ein bestimmtes Selbstverständnis ausdrücken.“ Passend zum Namen soll auch ein Logo entwickelt werden. Des weiteren seien „Veranstaltungsformate“ diskutiert worden, die dann spätestens direkt vor der Eröffnung bekannt gegeben werden sollen.

430 Quadratmeter sind in der ehemaligen Filiale des Bekleidungsgeschäfts „Only“ am Markt vorhanden, alles komplett barrierefrei. 240 Quadratmeter im Erdgeschoss, 190 Quadratmeter im Obergeschoss – wobei die Aufteilung keineswegs streng nach Nutzern getrennt erfolgen müsse. Einige Bereiche seien gewiss besser geeignet für Ateliers, andere wiederum für Werkstätten, „aber da wollen wir maximal flexibel und agil bleiben“, erklärt Julia Staron, „wir planen ein gemischtes Konzept. Ein Geschoss komplett für einen Bereich zu reservieren, dafür sind die Flächen zu klein.“

Bis zum 31. März 2025 soll sich das Haus selbst tragen

Die Zeit drängt. Der Mietvertrag zwischen Bezirksamt mit dem Gebäudeinhaber läuft nur bis zum 31. März 2025. In der Idealvorstellung, konkretisierte von Krenski im Ausschuss, soll das Handwerker- und Künstlerhaus nach Ablauf des Mietverhältnisses auf eigene Rechnung durch einen Trägerverein oder eine Initiative funktionieren. „Anspruch ist, dass ein Konzept gewählt wird, das sich auf Dauer von selbst trägt“, äußert Ulf von Krenski eine Hoffnung.

Es gibt aber auch kritische Stimmen zu dem Haus. So zum Beispiel von Mathias Zaum (CDU), der im Ausschuss zu Bedenken gab, dass artfremd verwendete, staatliche Mittel „ja nicht die größte Problemlösung für Leerstände im Bergedorfer Zentrum sein“ könnten. Von Krenski erwiderte: „Das Bezirksamt mietet diese Flächen deutlich unter dem Marktpreis an. Natürlich sind das auch Steuergelder, aber mitnichten Subventionen derjenigen, die es nicht so bedürfen.“

Geht alles zu Lasten hiesiger lokaler Kulturinstitutionen?

Doch es gibt noch mehr Unbehagen: So fragt sich mancher, wenn nicht mal genug Geld für kommunale Kultureinrichtungen wie Bergedorfer Museumslandschaft, Lola Kulturzentrum, Kultur- und Geschichtskontor und deren Vorhaben zur Verfügung stünde, wo das Geld für das Künstler- und Handwerkerhaus herkomme. Das alles sei zwar erfreulich für die individuelle Kunstszene, gehe aber auf Kosten der vorhandenen lokalen Kulturinstitutionen.

Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen sagt dazu: „Das sind zwei völlig verschiedene Themen. Mit dem Künstler- und Handwerkerhauses geht es primär um Attraktivitätssteigerung der Innenstadt.“ Weiterhin wird diskutiert, warum Handwerker in Zeiten voller Auftragsbücher und zeitgleichem Personalmangel ausgerechnet bei einer Art „Showatelier“ mitmachen können.

Was bis zum angedachten Eröffnungstermin um den 24. August herum noch zu tun bleibt, sind Malerarbeiten, die dauerhafte Präsenz eines Ansprechpartners und natürlich das Sammeln von Künstlern und Handwerkern, die ins Haus streben. Auch die Citymanagerinnen wollen ins Haus ziehen. Sie werden mit 850.000 Euro aus dem Bundesfonds zur Belebung der Innenstädte finanziert. Dieses Geld steht bis Herbst 2025 zur Verfügung.