Hamburg. Das neue Direktorium sieht Bergedorfs Klinik gut gerüstet für Lauterbachs Krankenhausreform. Erste Erfolge gibt es bereits.

Das neue Führungstrio des Agaplesion Bethesda Krankenhauses ist komplett: Mit Pflegedirektorin Alexandra Kahrs haben Geschäftsführerin Ulla Berlit, selbst erst seit August im Amt, und der Anfang dieses Jahres berufene Ärztliche Direktor Dr. Frank Trostdorf in der Bergedorfer Klinik am Glindersweg die Zeichen auf Zukunft gestellt. „Und die sieht auch unter den Vorzeichen der Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach gut aus“, verspricht die 38 Jahre junge Verwaltungschefin.

Tatsächlich kann das Bethesda bereits auf ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr 2024 blicken – mit einem Plus von zehn Prozent bei den Patientenzahlen, das sind 3000 medizinisch stationär oder ambulant versorgte Menschen. Gründe für den rasanten Zuwachs sind die deutliche Reduzierung der Abmeldezeiten der Zentralen Notaufnahme (ZNA) des Klinikums beim Rettungsdienst in Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg wegen zu hoher Auslastung und zuletzt auch die Insolvenz des Johanniter-Krankenhauses in Geesthacht. Basis dieses Erfolgs ist die Optimierung der internen Abläufe im Bethesda: „Durch die enge Vernetzung der ZNA mit den Fachkliniken in unserem Hause können die Patienten schneller verlegt und die Plätze in der Notaufnahme wieder frei werden“, fasst Frank Trostdorf zusammen.

Bergedorfer Klinik: Neue Notaufnahme für 30 Millionen Euro

Weil das ein zentrales Anliegen von Lauterbachs Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KVVG) ist, das nach der überraschenden Zustimmung des Bundesrats vor gut einer Woche nun schon zum 1. Januar 2025 in Kraft tritt, hat Bergedorfs 350 Betten großes Traditionsklinikum gute Karten. „Wir haben seit Wochen genau geschaut und gerechnet – und festgestellt, dass wir mit unseren internistischen Schwerpunkten auf Neurologie, also unter anderem Schlaganfälle, und Kardiologie, also Herzinfarkte, sehr gut in die neue Zukunft der Deutschen Kliniklandschaft passen“, sagt Ulla Berlit mit Blick auf die Krankenhausreform. „Hinzu kommen unsere sehr erfolgreichen Kliniken für Chirurgie und für Unfallchirurgie sowie die beiden für Gynäkologie und Psychiatrie, die wir hier unter dem Dach des Bethesda Krankenhauses vereinigen.“

Seit gut vier Jahren Teil des Agaplesion-Konzerns: Blick auf den Haupteingang des  Bethesda Krankenhauses Bergedorf am Glindersweg 80.
Seit gut vier Jahren Teil des Agaplesion-Konzerns: Blick auf den Haupteingang des Bethesda Krankenhauses Bergedorf am Glindersweg 80. © Agaplesion Bethesda Krankenhaus | Matthias Gerwien

Die Geschäftsführerin rechnet angesichts der wachsenden Bevölkerung in Bergedorf und der Nachbarschaft im Hamburger Osten damit, genau diese Vielfalt der gesundheitlichen Versorgung vor Ort im Bezirk weiterhin bieten und sogar weiter ausbauen zu können. „Kooperationen mit dem Unfallkrankenhaus Boberg und dem Universitätsklinikum Eppendorf etwa bei Schlaganfällen und nicht zuletzt mit unserem Schwesterkrankenhaus, dem Agaplesion Diakonieklinikum in Eimsbüttel, im Bereich der jüngst im Bethesda gegründeten Abteilung für Gefäßchirurgie sorgen für neue Perspektiven“, erwartet Frank Trostdorf.

Erweiterung der Zentralen Notaufnahme: Bethesda hofft auf Planungsstart in 2025

Für den Weg dorthin ist aber das nächste Bergedorfer Großprojekt von entscheidender Bedeutung: die deutliche Erweiterung der Zentralen Notaufnahme. Pläne dafür gibt es in Form eines Neubaus vom jetzigen Standort bis fast hinunter zur Justus-Brinckmann-Straße seit Langem. Doch fehlt dem gut 30 Millionen Euro teuren Projekt die Freigabe der Hamburger Sozialbehörde, die Großteile der Finanzierung übernehmen muss. „Noch läuft das Antragsverfahren. Bisher gibt es keinen positiven Bescheid“, stellt Ulla Berlit klar. Aber sie hoffe darauf, die konkrete Umsetzungsplanung im kommenden Jahr auf den Weg bringen zu können. Dann würden 2026 die Bauarbeiter anrücken.

Einen ganz anderen Trumpf des Bethesda, der die Klinik schon in der Corona-Zeit auszeichnete, stellt die neue Pflegedirektorin heraus: „Hier herrscht ein herausragender Teamgeist, eine geradezu familiäre Atmosphäre“, lobt Alexandra Kahrs den Stil ihrer Vorgängerinnen. Genau deshalb habe sie sich für das Bethesda entschieden: „Es macht einfach Spaß, hier zu arbeiten“, sagt die neue Chefin nicht nur über ihre exakt 471 Mitarbeiter, sondern das gesamte, gut 1000 Personen große Klinik-Team am Glindersweg.

Großes Lob der neuen Pflegedirektorin: „Es macht einfach Spaß, hier zu arbeiten“

Genau diese Stimmung gelte es zu erhalten, etwa durch weiterhin flexible, familienfreundliche Arbeitszeiten, einschließlich diverser Teilzeitvarianten. „Trotz Pflegenotstands sind wir im Bethesda mit examinierten Kräften und Experten für alle Spezialanforderungen von Psychiatrie über Geriatrie bis zur Onkologie personell gut aufgestellt. Wobei ich mich natürlich jederzeit über weitere Bewerbungen freue“, sagt die 56-Jährige.

Gleichzeitig gilt der Blick den Patienten, deren Zufriedenheit seit einem Jahr noch von einem besonderen Programm unter die Lupe genommen wird: Die Patienten-Journey, also deren Reise durch das Bethesda von der Aufnahme bis zu Entlassung, wird genau untersucht. „Da geht es um Wartezeiten für Behandlungen, den Ton der Pflegekräfte und natürlich die persönlichen Empfindungen des Patienten. Schließlich ist ein Krankenhausaufenthalt für niemanden ein Vergnügen“, sagt Bethesda-Sprecher Matthias Gerwien. „Je besser wir Ängste und Sorgen nehmen können, umso besser gelingt die Genesung.“ Erste Ergebnisse würden bereits umgesetzt.

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Keine Sorge bereitet dem Bethesda derweil die Nähe zum St. Adolf-Stift in Reinbek – trotz Krankenhausreform: „Das neue Gesetz wird in den Bundesländern umgesetzt. In diesem Fall ist also das oft kritisierte Behördendenken in Landesgrenzen sehr positiv für den Großraum Bergedorf“, stellt Matthias Gerwien klar. „So haben beide Kliniken in der Krankenhauslandschaft der Zukunft eine gute Perspektive, obwohl sie nur kaum 2,2 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt liegen.“

Gleichzeitig hofft man in Bergedorf auf die landespolitischen Perspektiven für die Entwicklung des Bethesda in der Kliniklandschaft der Hansestadt: Derzeit entsteht im Auftrag der Sozialbehörde ein Versorgungsgutachten für Hamburg, dessen Ergebnisse in der Krankenhausplanung ab 2026 umgesetzt werden. Deshalb gilt es, dort den aktuellen Patientenanstieg so zu berücksichtigen, dass er die Basis für das abschließende Okay zur Erweiterung der Notaufnahme legt. Ein weiteres Argument könnte die bereits für das kommende Jahr geplante Baumaßnahme sein: 2025 baut das Bethesda die Station 15 um. Ihre 26 Betten im vierten und obersten Stockwerk vom Haus F sind ausschließlich Privatpatienten vorbehalten.