Hamburg. Team des Kältebusses fand Obdachlosen frierend vor der Notaufnahme in Langenhorn. Krankenhaus-Sprecherin schildert extreme Belastung.

  • Ein angetrunkener Obdachloser soll eine Stunde lang bei drei Grad vor der Notaufnahme gelegen haben.
  • Team des Kältebusses fand den Mann frierend vor und kritisiert Krankenhaus-Mitarbeiter.
  • Klinik-Sprecherin bedauert Vorfall und schildert schwierige Arbeitsbedingungen in der Notaufnahme.

Ein angetrunkener Obdachloser soll eine Stunde lang allein in der Kälte vor der Notaufnahme des Krankenhaus Heidberg in Langenhorn gewartet haben, ehe er vom Hamburger Kältebus abgeholt wurde. Mitarbeiter fanden den Mann frierend vor.

Am vergangenen Donnerstag meldete die Notaufnahme des Krankenhauses dem Kältebus gegen 21 Uhr, dass ein Obdachloser eingesammelt werden soll. „Unser Team wies darauf hin, dass der Mann erst in etwa einer Stunde abgeholt werden kann. Um 22.20 Uhr trifft der Kältebus vor der Notaufnahme ein und findet den Mann, schlafend auf einem Krankenbett liegend, nur mit einer dünnen OP-Decke zugedeckt, etwa drei Meter vor dem Gebäude“, postet das Team des Kältebusses Hamburg auf Instagram.

Notaufnahme in Langenhorn: Obdachloser lag bei drei Grad Kälte vor dem Krankenhaus

Dem Mann, so schildert es das Team in dem öffentlichen Beitrag, sei es gar nicht gut gegangen, er war umgekippt und auf den Kopf gefallen. „Immer wieder zeigte er auf seine Stirn. Außerdem war ihm sehr kalt, kein Wunder bei einer Außentemperatur von drei Grad.“ Das Team habe daraufhin das Gespräch mit den Krankenhaus-Mitarbeitern gesucht.

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„Auf die Frage, ob der Mann nicht auch im warmen Gebäude hätte warten können, wurde lediglich zu bedenken gegeben, er könnte sich ja auch selbst mit dem Bett ins Freie geschoben haben. Letztendlich wurde der Mann wieder zurück ins Krankenhaus geholt“, heißt es weiter.

Kältebus Hamburg appelliert an Krankenhäuser, Lösungen zu finden

Das ehrenamtliche Team des Kältebusses appelliert an die Hamburger Krankenhäuser, sich in entsprechenden Fällen um geeignete Lösungen zu kümmern. Denn: „Diese Transporte gehören nicht zu unseren Aufgaben und halten uns von unserer eigentlichen Arbeit ab.“

Der Norddeutsche Rundfunk hatte zuerst über diesen Fall berichtet. Angela Obermaier von der Asklepios Klinik Nord bedauert, dass es zu dieser Situation gekommen ist. Die Klinik werde die genauen Abläufe intern mit den betroffenen Kollegen und Kolleginnen aufarbeiten. „Es ist ganz klar nicht unser Standard, Menschen einfach vor die Tür zu setzen.“

Obdachlose in Hamburg: Alkohol und aggressives Verhalten sind ein Problem

Die Kollegen in den Notaufnahmen versuchten, Hilfesuchenden immer gerecht zu werden. „Das gilt selbstverständlich auch für stark alkoholisierte, obdachlose Menschen, die eine medizinische Behandlung benötigen. Wenn jedoch die Behandlung abgeschlossen ist, gelten Personen faktisch nicht mehr als Patienten und verlassen im Normalfall selbst die Zentrale Notaufnahme.

„Bei Menschen ohne Obdach stellt sich das jedoch oft anders dar. Wenn es irgendwie möglich ist, wird den Patienten häufig sogar die Möglichkeit gegeben, bis zum nächsten Morgen in der Zentralen Notaufnahme zu verweilen“, so die Sprecherin.

„Problematisch wird die Situation jedoch, wenn sich Patienten – auch Obdachsuchende – aggressiv gegenüber dem Personal verhalten und trotz mehrfachen Hinweises gegen die Hausordnung verstoßen und beispielsweise weiterhin in der Notaufnahme Alkohol konsumieren.“

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Die Kliniken in Hamburg fühlen sich alleingelassen mit der Obdachlosenproblematik – gerade im Winter . „Häufig wird eine medizinische Versorgung von Obdachsuchenden auch von vornherein verweigert und die Beherbergung über Nacht steht im Zentrum“, so Angela Obermaier. „Hier würden wir uns von offizieller Seite mehr Unterstützung wünschen.“

Die Sozialbehörde stellt klar, dass das betreffende Krankenhaus in der Regel einen Krankentransport organisiert. Behördensprecher Wolfgang Arnhold: „Dies ist Teil des vereinbarten Entlassmanagements, das zwischen den Hamburger Plankrankenhäusern und der Sozialbehörde in einer Handlungsanleitung erarbeitet und abgestimmt worden ist.“