Hamburg. Neuer Klinikchef Dr. Frank Trostdorf setzt Schwerpunkte für das Bergedorfer Klinikum. Welche Themen künftig wichtig sein werden.

Deutlicher Ausbau der Notaufnahme, engerer Kontakt zu den Rettungsdiensten und nicht zuletzt die Zukunftsplanung in Zeiten des Krankenhaus-Reformgesetzes von Gesundheitsminister Karl Lauterbach: Es sind große Projekte, die auf Dr. Frank Trostdorf warten. Der 53-jährige Chefarzt der Klinik für Neurologie ist neuer Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethesda Krankenhauses und damit oberster Chef der rund 100 Mediziner des 1000 Mitarbeiter großen Bergedorfer Klinikums am Glindersweg.

„Ich will unser Haus als wichtigen Notfallversorger für die Menschen in Bergedorf und im ganzen Hamburger Osten voranbringen. Aber auch als Krankenhaus mit vielen Spezialgebieten, das schon heute komplizierte Vorfälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Blutungen oder Notfälle im Bereich der Bauch-Chirurgie behandelt, ohne dass die Patienten in andere Häuser verlegt werden müssten“, gibt der Neurologe die Richtung für die kommenden Jahre vor. Seit sechs Wochen ist der Bergedorfer Nachfolger von Prof. Dr. Marco Sailer (62), der sich nach neun Jahren an der Spitze wieder mehr um seine Verpflichtungen als Chefarzt der Chirurgie im Bethesda konzentrieren will.

Verdoppelung der Notaufnahme: „Positive Signale der Gesundheitsbehörde“ für 20-Millionen-Euro-Projekt

Eine erste, wenn auch vorsichtige Erfolgsmeldung kann Frank Trostdorf bereits verkünden: „Bei der Erweiterung unserer Notaufnahme gibt es derzeit sehr positive Signale von der Hamburger Gesundheitsbehörde“, sagt der Mediziner, der bei diesem 20-Millionen-Euro-Projekt, das die Zentrale Notaufnahme des Bethesda quasi verdoppelt, auf öffentliche Zuschüsse aus Hamburg angewiesen ist. „Die Bevölkerungszahl in Bergedorf und Umgebung wächst, da muss natürlich auch das Krankenhaus mitziehen, damit die Versorgung der Menschen auf dem gewohnt hohen Niveau bleibt.“

Dr. Frank Trostdorf (53) bleibt trotz seiner Berufung zum Ärztlichen Direktor auch Chefarzt der Klinik für Neurologie im Agaplesion Bethesda Krankenhaus.
Dr. Frank Trostdorf (53) bleibt trotz seiner Berufung zum Ärztlichen Direktor auch Chefarzt der Klinik für Neurologie im Agaplesion Bethesda Krankenhaus. © Bethesda Krankenhaus | Heike Rössing

Trostdorf weiß, dass seine erst vor zehn Jahren deutlich erweiterte Notaufnahme heute längst erneut an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Zumindest für Schleswig-Holsteiner muss das Bethesda deshalb immer mal wieder stundenweise bei den dortigen Rettungsleitstellen abgemeldet werden. „Da müssen wir ran, auch wenn der gute Ruf unseres Hauses sicher einen Teil zum großen Andrang beiträgt“, verweist der neue Ärztliche Direktor auf die unter seinem Vorgänger vorangetriebene interdisziplinäre Ausrichtung der Notaufnahme: Von Kardiologen über Geriater bis zu Neurologen sind hier Mediziner diverser Fachgebiete schon bei der Patientenaufnahme dabei oder wenigstens in Rufbereitschaft.

„Haben die Fusion mit dem Agaplesion-Konzern zu einem guten Miteinander gemacht“

Marco Sailer sieht das Bethesda denn auch gut durch die großen Veränderungen und medizinischen Anforderungen der jüngsten Vergangenheit gebracht: „Als ich vor neun Jahren zum Ärztlichen Direktor berufen wurde, war mir der enge Kontakt zum Universitätskrankenhaus Eppendorf als Ausbildungsklinik für medizinischen Nachwuchs wichtig. Ich bin stolz, dass das heute zum Bergedorfer Standard geworden ist. Zudem haben wir unsere Klinik sehr gut durch die Corona-Jahre gebracht und nun auch die Fusion des Bethesda mit dem Frankfurter Agaplesion-Konzern zu einem guten Miteinander gemacht.“

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Das Gespräch mit unserer Redaktion musste der mehrfach ausgezeichnete Experte für Bauchchirurgie übrigens vorzeitig verlassen – er wurde als unterstützender Chirurg bei einer komplizierten Operation gebraucht. Während Prof. Sailer sich also wieder verstärkt der praktischen Arbeit widmet, plant Dr. Trostdorf mit „erstmal mit drei Jahren als Ärztlicher Direktor neben meinem Job als Chefarzt der Neurologie“. Er ist damit Teil des dreiköpfigen Direktoriums der Klinik, zu dem auch Geschäftsführer Jörn Wessel und Pflegedirektorin Ruthild Giesen gehören.

Zusammen mit dem Agaplesion-Konzern in Frankfurt und der Bethesda-Stiftung, die nach der Fusion mit 40 Prozent weiterhin Minderheitsgesellschafter des Krankenhauses ist, stellen sie die Weichen für die Zukunft. Dazu gehört für Frank Trostdorf auch das Thema ambulante Versorgung von chronisch kranken Patienten: „Noch ist unklar, was Karl Lauterbachs Krankenhausreform für uns genau bedeutet. Ich gehe aber davon aus, dass Menschen mit Parkinson, Demenz oder auch chronischen Darmerkrankungen ein großes Thema für Kliniken in großen Städten mit über 100.000 Einwohnern wie Bergedorf werden. Viele von ihnen brauchen neben ambulanten Behandlungen immer wieder auch stationäre Aufenthalte. Wer könnte das besser leisten, als die Klinik vor Ort.“