Hamburg. Rainer Stubbe holt zu einem Rundumschlag aus. Aus Frust über Oberbillwerder wechselte er jetzt sogar das politische Lager.
Rainer Stubbe kennt sich mit Stadt- und Landschaftsplanung aus. Der 60-Jährige ist studierter Diplom-Ingenieur für Landespflege, hat als Landschaftsplaner Bauleitplanung in der Umwelt- und in der Stadtentwicklungsbehörde vorangetrieben. Stubbe lebt am Billwerder Billdeich, dort, wo sich die Menschen große Sorgen wegen Oberbillwerder machen. Denn der geplante neue Stadtteil in ihrer direkten Nachbarschaft wird große Naturflächen einnehmen, auch solche, die von diversen Landwirten genutzt werden. Auch der Verfall alter Bauernhäuser am Billwerder Billdeich – leerstehende Gebäude im Eigentum der Stadt, die scheinbar keinen Handlungsbedarf sieht – ärgert Stubbe.
Er ist auch Gründungsmitglied der seit 1988 existierenden Dorfgemeinschaft Billwärder und sitzt im Vorstand des Vereins. In einem Vortrag möchte er seinem Ärger Luft machen und andere Menschen aufklären. „Städtebauliche Sünden im Bezirk Bergedorf“ ist der Titel seines Referats, das er am Donnerstag, 15. Februar, auf seinem Hof Neun Linden vortragen wird.
Oberbillwerder: Stubbe prangert Städtebau-Sünden in Bergedorf an
Stubbe will bei seinem Vortrag ausholen und Bausünden „seit dem Zweiten Weltkrieg“ anprangern. Der Abbruch des Cafés Möller an der Alten Holstenstraße 76 (heute Targobank) im Jahre 1991 wird ebenso eine Rolle spielen wie der Plan, das Ladenzentrum in Bergedorf-West abzureißen.
Was Bergedorf-West angeht, sorgt sich Stubbe um die Platanen und um die im Ladenzentrum ansässigen Geschäfte: „In einem Neubau werden die Geschäftsbetreiber doch mehr Pacht zahlen müssen. Das könnte weiteren Leerstand zur Folge haben.“ Davon habe er die Nase voll, „von teurem Innenstadtmanagement auf der einen und Leerstand auf der anderen Seite“. Wirtschaftlich betrachtet sei das „doch Unfug“.
„Die Pagode in Bergedorf-West wäre denkmalschutzwürdig gewesen“
Stubbe fragt sich, warum das Ladenzentrum „nicht einfach renoviert“ wird. Denkmalschutzwürdig wäre auch die Pagode in Bergedorf-West gewesen, die für einen neuen Aldi-Markt weichen musste, betont Stubbe: „Dort drinnen, in der Tanzschule Middendorf, haben Generationen das Tanzen gelernt.“ An der Kurt-A.-Körber-Chaussee wurden „seit den 70er-Jahren viele alte Villen abgerissen“, kritisiert er.
Am Billwerder Billdeich seien es alte Bauernhäuser gewesen. Auch den Leerstand des früheren Modehauses Klier Moden im Sachsentor und einer Villa im Schweizer Stil an der Chrysanderstraße will er thematisieren. „Es steht nach wie vor zu wenig unter Denkmalschutz, stattdessen gibt es zu viele Pseudonachbauten“, sagt Stubbe.
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Stubbe ist auf die rot-grüne Regierungskoalition im Hamburger Rathaus nicht gut zu sprechen: „Die verantwortlichen Landschaftsplaner in den Behörden müssen leider das richtige Parteibuch haben.“ Das sei schon lange so, auch zu seiner Zeit als Landschaftsplaner. Deshalb, und weil die Hamburger CDU die einzige Partei sei, die Oberbillwerder ohne Wenn und Aber ablehne, hat der Landwirt, Gastronom und Kaufmann nun die Partei gewechselt und sich „den Gegnern des Vorhabens angeschlossen“.
Nach mehr als 30 Jahren: Landschaftsplaner kehrt Grünen den Rücken
Stubbe: „Nach mehr als 30 Jahren bin ich bei den Grünen ausgetreten.“ In die CDU ist er eingetreten, um bei den Christdemokraten künftig „Parteipolitik mitzugestalten“. Die Planung von Oberbillwerder und einst auch vom Gewerbegebiet Allermöhe beschäftige ihn schon sein ganzes Leben, betont Stubbe. „Meine Familie hat, wie auch die von anderen Landwirten in Billwerder, Allermöhe und Moorfleet, deshalb bereits jahrzehntelang Stress, Sorgen und Ärger.“ Die Landwirte mussten im Laufe der Jahrzehnte bereits viele Pachtflächen abgeben. „Dieses Ungemach droht uns wegen Oberbillwerder weiterhin.“
Der Vortrag in dem Cafébereich im alten Kuhstall am Billwerder Billdeich 480 startet um am 15. Februar um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Getränke werden zum Kauf angeboten.