Billwerder. Betreiber Rainer Stubbe öffnet ab Mai an auch sein Wohnhaus in Billwerder für Gäste. Was sie dort erwartet.
Auf dem Hof Neun Linden ist vieles neu. Die Öffnungszeiten des Cafésund Hofladens wurden aufgrund des Besucherandrangs erweitert, das Team verstärkt. Zudem ist die eineinhalbjährige Sanierung des Haupthauses auf dem Hofgelände am Billwerder Billdeich 480 nun abgeschlossen. Auch im Wohnhaus will Landwirt, Gastronom und Hofbetreiber Rainer Stubbe (60) künftig Gäste empfangen.
Café-Besucher können es sich in – und im Sommer auch vor – dem kleinen Café und Hofladen bequem machen. Seit 2008 finden sie auch Platz in der sogenannten „Landdiele“, dem früheren Kuhstall im Nachbargebäude. Die etwa 60 Quadratmeter große Diele kann auch für Feiern gemietet werden.
Billwerder: Hofherr berichtet auf Wunsch von der Geschichte des Hauses
Nun kommt ein weiterer Bereich hinzu, in dem die Gäste echtes Land-Feeling genießen können: Die „Wohndiele“ befindet sich im Erdgeschoss des Wohnhauses von Rainer Stubbe. In dem etwa 28 Quadratmeter großen Raum steht ein großer, mehr als 100 Jahre alter Tisch aus Eichenholz, an dem bis zu zwölf Gäste Platz finden. Auch das Porzellan seiner Urgroßeltern, auf dem der Kuchen serviert wird, ist fast 100 Jahre alt. An den Wänden stehen antike Schränke.
Von Mai an will Rainer Stubbe den Raum für Gruppen von zehn bis 12 Personen zur Verfügung stellen – nach Terminabsprache. Die „Wohndiele“ steht nämlich nicht immer zu den Café-Öffnungszeiten zur Verfügung: Weil sie mit zwei neu eingerichteten Gästezimmern verbunden ist, kann sie nur genutzt werden, wenn keine Übernachtungsgäste im Haus sind. Wenn die Gäste es möchten, berichtet der Hofherr gern von der Geschichte des Hauses und auch des Dorfes Billwerder.
Das Haus eineinhalb Jahre lang grundsaniert
Eineinhalb Jahre lang hat Rainer Stubbe das von ihm gepachtete Haus grundsaniert – ein neues Bad, neuer Anstrich, eine neue Elektrik. „Wir haben auch die Türen aus der Gründerzeit wieder hergerichtet“, sagt der 60-Jährige. Seine Eltern hatten an ihnen Spanplatten befestigt, „weil die Originaltüren in den 1960er-Jahren nicht mehr gefragt waren“. Rainer Stubbe lebt mit seinem Partner im ersten Stockwerk. Das Haus haben seine Ururgroßeltern, Johannes und Gesa Emma Kehr, 1896 gebaut.
Weil der Arbeitsaufwand mit Besuchern der „Wohndiele“ höher ist als mit den anderen Gästen, etwa weil das Goldrand-Geschirr per Hand gespült werden muss, verlangt der Café-Betreiber pro Besucher-Gruppe 100 Euro Aufschlag. Dafür bekommen die Gäste Kaffee, Tee, Kuchen und Kaltgetränke zum Standard-Preis und können schöne Stunden in einem besonderen Ambiente genießen, betont der Hof-Betreiber.
Hofladen entstand einst in einer Notsituation
Die beiden neuen Gästezimmer vermietet Rainer Stubbe auch von Mai an „nur im Doppelpack“, etwa für Familien, als Bed & Breakfast. „Frühstück wird nebenan im Café serviert, aber die Küche neben der ,Wohndiele’ darf von den Übernachtungsgästen genutzt werden“, sagt er. Die beiden Gästezimmer waren früher Schlaf- und Wohnzimmer seiner Eltern. Sein Vater, Jürgen Stubbe, starb 2021, seine Mutter, Anke Stubbe, lebt inzwischen in einem Pflegeheim.
Seinen Hofladen betreibt Rainer Stubbe seit 1999. Entstanden war er damals eigentlich in einer Notsituation: Denn sein befristeter Vertrag in der Stadtentwicklungsbehörde war im Jahr zuvor nicht verlängert worden. Und so baute der Diplom-Ingenieur für Landespflege den alten Schweinestall zu einem Hofladen um. Dort verkaufte er anfangs Kartoffeln und Tomaten. Das sei nicht nur wegen des skeptischen Vaters nicht immer einfach gewesen, erinnert sich der 60-Jährige. „Doch heute haben wir es geschafft“, sagt Rainer Stubbe nicht ohne Stolz.
Hausgemachte Kuchen und Torten sind Basis des großen Erfolgs
Denn er glaubte an seinen Hofladen an der Bille, entwickelte ihn beständig weiter und baute das Sortiment aus. Heute gibt es dort neben Obst und Gemüse auch Milch, Käse, Eier und täglich frische Backwaren vom Bio-Backwerk Springer zu kaufen und wurde durch ein kleines Hofcafé erweitert. Seit 2008 werden dort auch sonntags Gäste empfangen – allerdings eigentlich erst ab Ende März. In diesem Jahr sei die Nachfrage aber schon an sonnigen Tagen im Februar so groß gewesen, dass Rainer Stubbe bereits früher in die Saison startete.
Und auch sein Team ist gewachsen: Neben Sohn Benedict, der sich um die Landwirtschaft mit Galloway-Herde kümmert, erledigt Tochter Isabella die Bestellungen. Die Gruppe der Aushilfen, die Rainer Stubbe bei der Bedienung der Kunden im Laden und Café unterstützt, ist im März um zwei weitere Kräfte gewachsen. Denn auch in der Woche ist nun durchgängig geöffnet: montags bis sonnabends von 8 bis 18 Uhr, sonntags 13 bis 18 Uhr, montags ist Ruhetag.
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Lübecker Nusstorte, Sachertorte oder gedeckte Apfeltorte gibt es im Angebot
Ein Grund für den großen Erfolg sieht Rainer Stubbe in den Kuchen und Torten, die Konditormeisterin Martina Straßberger jede Woche frisch nach Billwerder liefert. „Im vergangenen Jahr waren es etwa 50 pro Woche“, berichtet der Hofladenchef. Viele Gäste würden auch den Außer-Haus-Verkauf nutzen und die Tortenstücke in der heimischen Stube zum Sonntagskaffee genießen.
Lübecker Nusstorte, Sachertorte oder gedeckte Apfeltorte kommen ebenso aus Martina Straßbergers Backstube wie vegane Kuchen, Kekse, selbstgegossene Schoko-Osterhasen oder herzhafte Quiche. Auch ein sogenanntes „Handwerker-Frühstück“ gibt es im Hofcafé bis 10 Uhr: Für 3,50 Euro wird dann ein Becher Kaffe und ein halbes belegtes Brötchen serviert. Rainer Stubbe freut sich, dass Hofladen und Hofcafé so gut angenommen werden – und hat trotzdem noch weitere Ideen, um das Angebot noch auszubauen: „Mein Traum wäre ein Saal mit Parkett.“