Bergedorf. Pläne für neuen Stadtteil für jedermann einsehbar. Start der Arbeiten 2024 geplant – doch es könnte weitere Verzögerungen geben.

Es hängt vieles an der Vorweggenehmigungsreife des B-Plans für Hamburgs 105. Stadtteil, die Mitte nächsten Jahres erteilt werden soll: Die Projektentwickler des Stadtteils Oberbillwerder von der städtischen IBA Hamburg GmbH und das für stadtplanerischen Aspekte verantwortliche Bergedorfer Bezirksamt vermeiden zwar eine detaillierte Terminierung, setzen aber auf das Feedback der Bürger. Dazu werden ab dem 8. Dezember 2023 der gesamte Bebauungsplan plus alle umweltrelevanten Informationen öffentlich ausgelegt. Die Kritiker des neuen Stadtteils bringen sich bereits in Stellung.

Den Idealfahrplan für Oberbillwerder stellten die Verantwortlichen bei der Jahrespressekonferenz im IBA Dock auf der Veddel noch mal vor: Die Vorweggenehmigungsreife setzt den Startpunkt für die Flächenherrichtung, die, wie es jetzt offiziell von der IBA heißt, „voraussichtlich 2024“ beginnen soll – vor einem Jahr war noch von Mitte 2024 die Rede. Auch die Vermarktung der etwa 6000 bis 7000 Wohnungen soll 2024 anlaufen. Der Bau startet 2027, im Jahr 2029 sollen dann die ersten der angenommenen 14.000 Bewohner ihr neues Zuhause beziehen können.

Hamburgs neuer Stadtteil Oberbillwerder: Kritiker bringen sich in Stellung

Doch was braucht es jetzt noch, bis sich auf dem Baugebiet von 118 Hektar endlich etwas tut? Zunächst einmal die öffentliche Auslegung der sehr umfangreichen Planungsdokumente, die am Freitag, 8. Dezember 2023, startet und sich aufgrund der Menge an Seiten bis Donnerstag, 8. Februar 2024, strecken wird. Interessierte schauen entweder direkt in Zimmer 004 im Bezirksamt (Wentorfer Straße) vorbei oder sichten die Informationen online unter bauleitplanung.hamburg.de. Die öffentliche Auslegung ist wichtig, weil der B-Plan planungsrechtliche Voraussetzungen für die Entwicklung des neuen Stadtteils schafft.

Vermutlich werden insbesondere Kritiker des Gesamtprojekts genau hinsehen. Wie die „Dorfgemeinschaft Billwärder“: Vorstandsmitglied Rainer Stubbe schaut besonders auf den Öko-Ausgleich. Sein Urteil steht aber bereits fest: „Oberbillwerder mit seiner Gesamtfläche von 118 Hektar kann man nicht ausgleichen. Nicht durch Sandaufschüttungen, ein paar Baumanpflanzungen oder einen grünen Loop“, kritisiert der ehemalige Mitarbeiter der Stadtentwicklungsbehörde.

Kritiker befürchten, dass Natur und Straßenverkehr kollabieren

Stubbe macht sich ferner Sorgen um einen drohenden Verkehrskollaps und ausartende Emissionen, die sich auf das gesamte Bezirksgebiet ausweiten könnten. Denn der sogenannte „autoarme“ neue Stadtteil nördlich von Neuallermöhe müsse ja auch von etwa 14.000 Bewohnern irgendwie erreicht werden, die sicher nicht alle öffentliche Verkehrsmittel benutzen. „Es wird dort auch rege Verkehrsströme hinein und hinaus geben“, befürchtet Stubbe eine Überlastung des Billwerder Billdeichs sowie des Mittleren Landwegs.

Die bereits vorhandenen Enge im Bergedorfer Straßenraum greift auch die Bergedorfer CDU immer wieder auf – was sich durch Oberbillwerder noch potenzieren wird, meint deren Fraktionschef Julian Emrich. „Zu hoch, zu knapp, zu dicht“, prognostiziert Emrich. „Wir sehen keinen Mehrwert für den Bezirk durch Oberbillwerder und wollen auch nicht das Hamburger Wohnungsbauproblem lösen.“ Gegen die Auslegung hatten die Christdemokraten übrigens zuletzt im Stadtentwicklungsausschuss gestimmt. Die CDU hofft nun auf reichlich Einwände aus der Bevölkerung.

Verwaltung vermeidet genaues Datum der Vorweggenehmigung

Die könnten die Gesamtplanung abermals verzögern. Denn vor der Vorweggenehmigungsreife müssen die Mitarbeiter des Bezirksamts alle Stellungnahmen quantitativ und qualitativ auswerten. Dann erfolgt die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, dann eine Neuvorlage in der Bergedorfer Bezirksversammlung. Insofern sei es erklärbar, „dass zum jetzigen Zeitpunkt kein konkretes Datum zur Vorweggenehmigungsreife“ genannt werden könne, heißt es aus der Verwaltung.

Ungeachtet von alldem fühlen sich die Verantwortlichen auf dem richtigen Weg. Kay Gätgens, Nachfolger in der IBA-Geschäftsführung für die in die Stadtentwicklungsbehörde gewechselte Neu-Senatorin Karen Pein, berichtete von aus seiner Sicht guten Ergebnissen einer Forsa-Umfrage mit 1003 zufällig ausgewählten Personen aus Hamburg und dem Umland im Alter von 18 bis 65 Jahren. Demzufolge haben immerhin 60 Prozent der Hamburger schon mal von Oberbillwerder gehört, im Umland liegt dieser Wert hingegen bei nur 38 Prozent.

Was der neue IBA-Chef zur repräsentativen Umfrage denkt

Dazu wird Oberbillwerder eher mit positiven Assoziationen wie „neuer Stadtteil“ (17 Prozent), „im Grünen“ (14 Prozent) oder „moderne Stadtentwicklung“ (12 Prozent) besetzt als mit negativen wie „Ghettobildung“ (2 Prozent), „zulasten von Natur und Landwirtschaft“ (8 Prozent) oder „kontroversen Debatten“ (6 Prozent). Am wichtigsten und wünschenswertesten erachteten die Teilnehmer eine gute ÖPNV-Anbindung (65 Prozent), vor der eigenen Haustür wollen sie am ehesten „Natur und Grün“ (75 Prozent). Eine untergeordnete Rolle spielt bei den Befragten die Nähe zu Restaurants und Geschäften (18 Prozent) und dem eigenen Parkplatz (10 Prozent).

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Gätgens ordnet ein: „Die Umfrage zeigt, dass wir mit unseren Planungen, unserem Mobilitätskonzept für einen autoarmen Stadtteil mit Mobility Hubs, der optimal an den ÖPNV angebunden ist, auf dem richtigen Weg sind.“ Bergedorfs Bezirksamtschefin Cornelia Schmidt-Hoffmann findet auch den abgefragten Bekanntheitsgrad des 15. Bergedorfer Stadtteils in Ordnung: „Das ist ja erst ein Bauprojekt in den Köpfen der Planer und wird umso bekannter, wenn tatsächlich gebaut wird.“

Als weitere Form, Oberbillwerder präsenter werden zu lassen, startet außerdem am 19. Dezember 2023 der erste von drei Infoständen – zuerst in der Haspa-Filiale Neuallermöhe am Fleetplatz. Dort soll es dann ab Januar 2024 zweimal wöchentlich Ansprechpartner zu dem Thema geben.