Hamburg. Wo einst am Billwerder Billdeich Fleischerei Stöck ihren Sitz hatte, wird jetzt Craftbier gebraut. Was das mit Hans Albers zu tun hat.

In die Räume der ehemaligen Fleischerei Stöck am Billwerder Billdeich 36a ist wieder Leben eingekehrt: Dort, wo einst Schweine geschlachtet wurden und bis Ende vergangenen Jahres in Lederer‘s Manufaktur vor allem Lachs veredelt wurde, wird nun Bier gebraut. Christian Temme aus Bergedorf hat gemeinsam mit seinen Mitgesellschaftern Marek Westendorf und Patrick Hartmann die HHoppiness GmbH gegründet. Der Name des Start-ups soll nicht nur die Verbindung zu Hamburg und Spaß (Happiness), sondern auch zum Hopfen widerspiegeln, erklärt Christian Temme.

Der promovierte Chemiker war viele Jahre in der Laborbranche tätig. Seit 2021 hat sich der 49-Jährige, der aus dem niedersächsischen Knesebeck stammt und seit etwa 20 Jahren in Bergedorf lebt, aber voll und ganz dem Bier verschrieben: In seinem Spezialitätenhandel „Braustättchen am Fischmarkt“ bietet er etwa 200 verschiedene Biersorten sowie verschiedene Tastings und weitere Veranstaltungen rund ums Bier an.

Craftbier: In Billwerder entstehen bald Bill Brew und Circle 8

Bald kann dort noch eine weitere Biermarke probiert und gekauft werden: Unter dem Namen Bill Brew wird sein Start-up eine eigene Marke auf den Markt bringen. Mit dem Namen möchten sie an die Bill-Brauerei erinnern, die einst in gar nicht weiter Entfernung am Bullenhuser Damm in Rothenburgsort beheimatet war. Zu ihren stolzen Marken gehörte Moravia oder auch Bill-Bräu, das Hans Albers im Film „Große Freiheit Nr. 7“ genoss. 1975 wurde die Brauerei von Holsten übernommen und aufgelöst.

HHoppiness
Am Braukessel: Christian Temme aus Bergedorf zeigt, wie das Logo von Bill Brew aussehen wird. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Bill Brew hat das Logo an das der Bill-Brauerei angelehnt. Statt einer Kogge ziert es nun aber eine Hopfendolde. „Uns war es wichtig, den Charme von damals beizubehalten, dabei aber frische Akzente zu setzen“, erklärt Christian Temme. Das „Brew“ im Namen soll verdeutlichen, dass es bei der Marke um handwerkliches Brauen geht.

Zwei Biermarken unter einem Dach: Die Brauanlage wird geteilt

Somit stammen bald sogar drei Biermarken aus den Marschlanden: Während das 21037 Craftbier der Vierländer Brauerei Hamburg in Lohnbrauereien entsteht, wird in Billwerder selbst gebraut: Sechs Tanks, von dem jeder 400 Liter fasst, sind bereits am Billwerder Billdeich aufgebaut, ebenso der Maischebottich und der Braukessel.

Die Brauanlage stammt von Nikil Jani, der seine Circle 8 Brewery zuvor in Alsterdorf betrieben hat. Im Frühsommer hat er seinen Brewpub dort geschlossen und eine neue Heimat für seine Biermarke gesucht. Die hat er nun in Billwerder gefunden, wo er sich nun seine Braukapazitäten mit der HHoppiness teilt.

Bernd Strehl braut seit vielen Jahren Biere fränkischer Art

So entstehen künftig zwei Biermarken unter einem Dach: Während Circle 8 sich hopfenbetonten, obergärigen Bierspezialitäten verschrieben hat, wird sich Bill Brew primär der Entwicklung von Lagerbieren in verschiedenen Ausprägungen widmen, verrät Christian Temme. Dafür hat sich das Start-up mit Bernd Strehl, einem bekannten Hamburger Hobbybrauer, zusammengetan, der bereits seit vielen Jahren Biere fränkischer Art braut, erklärt Christian Temme.

So soll es von Bill Brew mindestens ein Kellerbier, ein Bockbier und ein hopfenbetontes Lagerbier geben. „Plan ist es, bereits zum Weihnachtsgeschäft etwas für Gastronomie und Endverbraucher anbieten zu können“, sagt Christian Temme.

Im Dezember soll der Premierensud von Bill Brew fertig sein

Auf Nachschub von Circle 8 müssen die Kunden nicht so lange warten: Der erste Sud in Billwerder ist bereits gebraut, sodass es bereits in wenigen Wochen fertig ist und dann in den für die Brauerei typischen 750 Milliliter Flaschen à 7,50 Euro verkauft wird. Und auch von Bill Brew wird es Anfang Dezember das erste Bier geben – wenn auch noch fremd gebraut. Der Premierensud wurde in der Brauerei Drei Kronen im fränkischen Memmelsdorf nach dem Lieblingsrezept von Bernd Strehl gebraut, erklärt Christian Temme.

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Eine erste Führung durch die Brauerei mit Brauer Bernd Strehl (l.) gab es zur Hamburg Beer Week im September. © HHoppiness | HHoppiness

Das Wiener Lager wird in 0,5 Liter Euroflaschen abgefüllt und kostet 3,50 Euro pro Flasche. Vorbestellungen sind bereits möglich. Die Mindestabnahmemenge beträgt sechs Flaschen. Die Bestellung kann entweder beim Braustättchen am Fischmarkt zu den Öffnungszeiten abgeholt werden: Montag und Mittwoch von 12 bis 18 Uhr; Dienstag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 20 Uhr und am Sonnabend von 13 bis 18 Uhr.

Für die Abholung in Billwerder soll es vor Weihnachten an zwei Sonnabenden einen Sonderverkauf von 10 bis 14 Uhr geben. Dabei soll es auch möglich sein, die Brauerei in Billwerder zu besichtigen, kündigt das Team an.

Auch israelische Spezialitäten entstehen in der ehemaligen Schlachterei

Dort habe man sich von der ersten Minute an wohlgefühlt, betont Christian Temme. Die ehemalige Schlachterei mit gefliesten Wänden vom Boden bis zur Decke und angeschlossenen Kühlräumen sei ein wahrer Glücksgriff. „Es sollte eine Fläche sein, wo wir wenig umbauen müssen, hineinwachsen und uns mit weiteren Partnern die Miete teilen können“, erklärt Christian Temme von der Suche nach einer Produktionsstätte.

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Im Mittelpunkt steht ganz klar die Bierproduktion. Ziel sei aber auch, weitere Partner anzusiedeln, die mit ihren Produkten eine Ergänzung zu den Bieren darstellen, erklärt Temme die weiteren Pläne. Ein erster Partner ist bereits gefunden: Fabien Bigard, der auf St. Pauli bereits einen Imbiss betreibt, wird mit seiner Marke Carmel by Kapara einen Teil der Räumlichkeiten nutzen, dort seine israelischen Spezialitäten auch für Caterings zubereiten.

„Ich verspreche mir dadurch spannende Food Pairings und gemeinsame Aktionen, vielleicht sogar einen Mittagstisch für das Publikum aus der Nachbarschaft und dem nahe liegenden Industriegebiet Billbrook“, sagt der 35-jährige Gastronom Bigard.

Aktionen wie Tastings, Brauerei-Führungen oder ein Lagerverkauf geplant

Auch weitere Aktionen wie verschiedene Tastings, Brauerei-Führungen oder ein Lagerverkauf könnten sich entwickeln, erklärt Christian Temme. In den kommenden zwei bis drei Monaten werde es bestimmt auch immer mal wieder etwas zu probieren geben, glaubt er.

Es lohne sich daher, Bill Brew bei Facebook oder Instagram unter billbrew_hamburg zu folgen. Dort gibt es auch weitere Informationen und Kontakt zur Brauerei. Ebenso ist dort ein Bestellformular für den Premierensud zu finden.