Bergedorf-West. Mit der Umgestaltung wird das neue Entrée am Ausgang Bergedorf-West deutlich schöner. Dennoch gibt es bei einem Thema Uneinigkeit.
Grüne Wiesen mit bunten Blumen, dazwischen leuchtende Kirschbäume, hölzerne Sitzbänke und ein gewundener Weg: Fast parkähnlich stellen sich die Planer das künftige Entrée für den S-Bahnhof Nettelnburg, Ausgang Bergedorf-West, vor. Doch auch wenn die neue Visualisierung des beauftragten Büros G2 so schön bunt und einladend daherkommt: Im Bergedorfer Stadtentwicklungsausschuss wurden zu dem jüngsten Entwurf auch einige Bedenken laut. Mehr noch, es gab sogar handfesten Streit.
Bereits im Juni hatte das Büro G2 seine ersten Ideen in dem Ausschuss vorgestellt und Anregungen der Bezirkspolitiker mitgenommen. Denn die Aufgabe der Neugestaltung ist nicht gerade einfach: Hier am S-Bahnhof treffen schon jetzt viele Passanten, Radfahrer, Autos und Busse aufeinander. Und künftig wird die Frequenz eher noch höher, da sich Bergedorf-West mit seinem neuen Quartierszentrum samt Wohnungen und Läden neu erfinden will. Zudem wird hier am Bahnhof der Radschnellweg verlaufen, der in der Veloroute 9 bereits eine Art Vorläufer hat.
Bahnhof Nettelnburg: Das neue Entrée sorgt auch für Streit
Die Idee der Planer ist es nun, den Bereich am Friedrich-Frank-Bogen „aufzuräumen“ und neu zu ordnen. Die Brücke, die derzeit noch den Bahnhofsvorplatz mit dem gegenüberliegenden Gebäude verbindet, soll verschwinden. Zudem soll es einen richtigen Bahnhofsvorplatz geben. Ein gewundener Weg führt den Hang hinunter. Den gibt es zwar jetzt auch schon, doch versteckt er sich hinter dunklem Grün. Künftig soll alles heller und einladender werden. Die Fußgänger werden gezielt den Hang hinab auf die „Twiete“ zugeführt – die Stichstraße neben dem jetzigen P+R-Platz beziehungsweise neben dem künftigen Quartierszentrum.
Auch der Verkehr auf der Straße wird neu geordnet: Auf dem Friedrich-Frank-Bogen soll es zwei schmale Fahrspuren geben, die durch eine grüne Mittelinsel getrennt werden. Busse, die hier an den Haltestellen anhalten, sorgen für Verkehrsberuhigung, da Autos sie nicht überholen können. Neben der Straße verläuft ein Gehweg, daneben der Radschnellweg. Dass die Fußgänger aus oder in Richtung Bahnhof den Radschnellweg an einigen Stellen queren müssen, sorgte erst für Stirnrunzeln – und dann für Streit.
Karin Rogalski-Beeck, Vertreterin im Bezirks-Seniorenbeirat Bergedorf, stellte fest: „Viele ältere Menschen, und auch Kinder, werden hier große Probleme bekommen.“ Ohne richtige Querungshilfen für Fußgänger drohten Unfälle, befürchteten auch viele Bezirkspolitiker. Schließlich könne gegenseitige Rücksichtnahme zwar gefordert werden – doch Unachtsamkeiten seien nicht auszuschließen und könnten gerade auf einem Radschnellweg schlimme Folgen haben. Wilfried Acht (Seniorenbeiratsvertretung) stellte fest: „Dort ist ja auch ein Gefälle, die Radfahrer sind dann richtig schnell.“
Debatte: Wie kommen Fußgänger über den Radschnellweg?
Reinhold Reumann, Verkehrspolitiker und Sprecher des ADFC-Fahrradclubs in Bergedorf, fand diese Debatte hingegen „schräg“ und ärgerte sich: „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen!“ An Autobahnen erwarte ja auch niemand einen Zebrastreifen. Wenn auf dem Radschnellweg nun überall Querungen geschaffen würden, dann „ist es nur noch ein Radlangsamweg“. Querungen seien gar nicht nötig, „dafür gibt es hier die Verkehrsmengen auch gar nicht“.
Das wiederum ärgerte Frank Wimmler (CDU): „Sie sind es, die hier mit zweierlei Maß messen“, kritisierte er. Dass der Autoverkehr überall verlangsamt werde und dann aber gleichzeitig auf dem Radschnellweg „freie Fahrt“ für Radler gelten solle, ohne Rücksichtnahme – das sei wohl kaum akzeptabel. Die Bedenken ließen sich auch in längerer Debatte über die Sicherheit des Radschnellweges nicht auflösen. Da der Entwurf aber noch in der Ausarbeitung ist und zudem die Verkehrsbehörde federführend den Radschnellweg plant, sollen die Einwände in die weitere Planung einfließen.
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Baudezernent Lars Rosinski versuchte indes, den Blick auf die schönen Seiten der Planung zu lenken, „denn das ist ein richtig guter Entwurf“, lobte er. Tatsächlich gab es auch viele lobende Stimmen – beispielsweise für die Idee, in einer Ecke des Geländes auch Platz für jugendliche Interessen zu schaffen. Auch dass das neue Entrée sehr grün sein soll, gefiel den Bezirkspolitikern. Mit einer kleinen Einschränkung: Wer das Grün so pflegen werde, dass es auch im Winter oder nach zehn bis 15 Jahren noch schön aussieht – das solle doch bitte vorher geklärt werden. Auch solle der Weg so gestaltet werden, dass es keine dunklen „Angsträume“ hinter Büschen gibt.