Bergedorf. Die 2018 in Bergedorf gestartete Stadtteilschule AHFS kann das Versprechen nicht einhalten, eine Oberstufe zu bilden. Aber warum?

Als 2014 die ersten Grundschüler hier am Weidenbaumsweg in Bergedorf eingeschult wurden und 2018 die ersten Fünftklässler der Stadtteilschule folgten, war die Euphorie groß: Die neue, christlicheAugust-Hermann-Francke-Schule (AHFS) mit dem schicken Neubau neben den Glasbläserhöfen und den kleinen Klassen erschien vielen Eltern als eine gute Alternative zu den teilweise überfüllten staatlichen Schulen. Die Warteliste war lang – und längst nicht jedes Kind bekam einen Platz.

Doch die Euphorie hat einen herben Dämpfer bekommen. Denn die Privatschule, die mit dem Versprechen gestartet war, Kinder von der Kita bis zum Abi an diesem Standort zu betreuen, kann diese Zusage nicht einhalten. Im September wurden die Eltern informiert, dass es nichts wird mit dem Abitur am Weidenbaumsweg in Bergedorf. Schüler, die das Abi ablegen möchten, müssen vielmehr den Weg zur AHFS auf der Uhlenhorst auf sich nehmen. Oder sich nach der Mittleren Reife ab Klasse 10 eine ganz neue Schule suchen.

Christliche Privatschule AHFS bietet doch kein Abi in Bergedorf

Die Eltern reagieren verärgert. Viele hätten ihr Kind genau deshalb am Weidenbaumsweg angemeldet – eben weil es sich um eine kleine, christliche Privatschule handele, „die bis zum Abitur geht“, sagt ein Elternteil, das anonym bleiben möchte. „Nun sind viele Eltern sehr verunsichert.“ Für Ärger sorge auch, dass die Schule viel weniger Klassen habe, als stets versprochen: Aktuell sei sie fast durchgängig zweizügig statt wie versprochen dreizügig bis Klasse zehn. Auch von Unterrichtsausfällen in Bio, Chemie und Physik ist die Rede.

„Wir haben bemerkt, dass es Unzufriedenheit bei den Eltern gibt“, stellt Florian Meyerhöfer, Vorstandsvorsitzender des Schulträgers der AHFS fest. Doch er bedauert: „Eine Stadtteilschule bis zum Abi war immer unser Plan – aber aktuell ist das nicht abbildbar.“ Und das habe gleich mehrere Gründe.

Lehrermangel ist das Hauptproblem

Zum einen ist es die Tatsache, dass es nur eine einzige zehnte Klasse gibt. Zwar war immer einkalkuliert worden, dass im Laufe der Jahre durch Umzüge und Schulwechsel aus den zwei Klassen je Stufe nur eine zehnte Klasse wird. Doch eine große sollte es schon sein – und perspektivisch mit einer dreizügigen Schule sollten es dann auch zwei zehnte Klassen werden. Aktuell gibt es aber eben nur eine Zehnte „und die ist einfach zu klein“, so Florian Meyerhöfer. Zumal ja auch nicht alle Kinder in die Oberstufe wechseln werden.

Das aber fast noch drängendere Problem ist der Lehrermangel. „Der Lehrermarkt ist umkämpfter denn je“, stellt Meyerhöfer fest. „Und wir brauchen ja nicht nur mehr Lehrer, sondern auch noch solche mit einem Profil für die Oberstufe.“ Das zudem mit einer gewissen Konstanz über Jahre hinweg. Und weil das alles aktuell nicht zu gewährleisten sei, könne nicht guten Gewissens eine elfte Klasse gestartet werden. „Das ist nichts, was uns freut.“ Bergedorfer Stadtteilschüler, die das Abi machen wollen, sollen aber an den Standort Uhlenhorst wechseln können, „wir halten dort extra Plätze frei“.

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Der Lehrermangel ist auch „das limitierende Element“ bei der Klassenstärke. Grundsätzlich sei es immer noch das Ziel, dreizügig zu werden, sagt der Vorstandsvorsitzende. Doch der Fachkräftemangel bremst das Vorhaben aus. Aktuell kommen in Bergedorf auf knapp 400 Schüler (170 Grundschüler und 233 Stadtteilschüler) 19 Lehrer. Und ein einziger Ausfall „ist da schon zu merken“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Größeren Unterrichtsausfall wie von den Eltern bemängelt gebe es aber nicht. Vielmehr sei der Unterricht in den Naturwissenschaften oft an Halbjahre gekoppelt, weshalb vielleicht dieser Eindruck entstehe.

Auch andere Kritikpunkte lässt Meyerhöfer nicht gern gelten. Etwa den, dass der schicke Schulhof auf dem Dach meist geschlossen sei. Das sei ihm nicht bekannt, sagt der Vorstandsvorsitzende, der betont, dass der Schulhof „normal in Benutzung ist“. Allerdings müsse klar sein: Geöffnet ist das Dach nur bei gutem Wetter – und unter Aufsicht.