Neuallermöhe. Ein Tunnel unter der Bahn und ein Kreisel sollen den Zukunftsstadtteil an seinen Nachbarn anbinden. Warum das Sorgen wachsen lässt.
Sie gilt als Achillesferse der Straßenanbindungen von Oberbillwerder: Per Tunnel unter dem Bahndamm soll der Zukunftsstadtteil direkt mit Neuallermöhe verbunden werden – und zwar mit einer zweispurigen Straße, die auf beiden Seiten zusätzlich komfortable Rad- und Fußwege bekommt.
Offen ist bisher, ob die Bahn die Genehmigung für das Durchstoßen des Fundaments dieser wichtigen Fern- und S-Bahn-Trasse wirklich geben wird. Doch trotzdem lässt Hamburgs Behörde für Verkehr und Mobilitätswende des Grünen-Senators Anjes Tjarks die Straßenplanung längst auf Hochtouren laufen.
Neuer Kreisverkehr wird in Höhe der Elbe-Werkstätten gebaut
Am Donnerstag, 17. August, werden die Pläne im Hauptausschuss der Bezirksversammlung erstmals öffentlich vorgestellt. In der um 18 Uhr im Rathaus an der Wentorfer Straße 38 beginnenden Sitzung legt das Bezirksamt sogar schon die favorisierte Variante zur Anbindung an Neuallermöhes Straßennetz vor: Es handelt sich um einen neuen Kreisverkehr, der etwa in Höhe der Elbe-Werkstätten in den Rahel-Varnhagen-Weg eingebaut wird.
Die Ingenieure der beauftragten städtischen Projekt- und Realisierungsgesellschaft ReGe haben laut Begleittext davon Abstand genommen, die eigentlich vorgesehene Ampelkreuzung vorzuschlagen. Dabei sollte sie die Blechlawine des 15.000-Einwohner-Stadtteils Oberbillwerders aus Neuallermöhe-West fernhalten, indem einfach das Rechtsabbiegen verboten wird. Denn eigentlich führt der direkte Weg zur A25 mitten durch das Wohnquartier.
Ingenieure verwerfen Ampelkreuzung – kein Einspruchsrecht für Bergedorfs Politik
Doch für eine Ampel-Kreuzung verläuft der Rahel-Varnhagen-Weg an der anvisierten Stelle zu hoch. Er muss ausgerechnet hier nämlich auf das Niveau der benachbarten Brücke über den Südlichen Bahngraben geführt werden. Zudem muss der künftige Zubringer aus Oberbillwerder so tief unter den Bahngleisen hindurch geführt werden, dass alle Autos auf den knapp 20 Metern bis zum Rahel-Varnhagen-Weg eine Rampe mit der im Straßenbau maximal zulässigen Steigung von fast zehn Prozentiger erklimmen müssten. Denn eine Ampelkreuzung muss möglichst rechtwinklig geplant werden.
Anders verhält es sich mit einem Kreisverkehr, der eine schräge Einmündung ermöglicht und so die Rampe um einige Meter verlängert. Damit liegt die Steigung nach Berechnung der Planer nur noch bei sechs Prozent. „Für die Anbindung der Planstraße soll nun die Planung des Kreisverkehrs weiterverfolgt werden“, folgern die Ingenieure, die das Bergedorfs Politik am Donnerstag nur „zur Kenntnisnahme“ vorlegen: Weil nicht das Bezirksamt, sondern Hamburgs Verkehrsbehörde die Planung betreibt, gibt es kein Mitspracherecht auf lokaler Ebene.
Ob und wann die Bahn dem erforderlichen Tunnel zustimmt, ist offen
Wann und ob die Bahn ihre Zustimmung zum Tunnel gibt, lässt die Drucksache offen. Darin heißt es nur: „Eine offizielle Anmeldung zum Bau der Unterführung kann bei der DB erst erfolgen, wenn eine Vorplanung zur Objektplanung vorliegt.“
Ausführlicher befasst sich das Schreiben dagegen mit der Abwehr des drohenden Durchgangsverkehrs in Neuallermöhe-West. Damit die künftigen Oberbillwerderaner ihre Autos vom neuen Kreisel lieber Richtung Osten lenken, um dort über den Nettelnburger Landweg zur A25 zu fahren, soll die direkte Passage zur Anschlussstelle Neuallermöhe-West so unattraktiv wie möglich gemacht werden.
Schikanen auf Neuallermöhes Straßen sollen Durchgangsverkehr ausbremsen
Wer den Kreisel trotzdem Richtung Westen verlässt, um die gut fünf Kilometer Umweg in Fahrtrichtung Hamburg zu vermeiden, trifft im Verlauf von Margit-Zinke-Straße und Felix-Jud-Ring auf diverse Mini-Kreisel und einseitige Fahrbahnverengungen. Zudem werden alle betroffenen Straßen komplett zur Tempo-30-Zone erklärt. Empfehlung der Planer: „Die Umsetzung dieser Maßnahmen soll bereits vor dem Bau des Bahntunnels erfolgen, um neue Verkehre durch Neuallermöhe-West zur A25 von Anfang an zu unterbinden.“
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Wann genau die neue Straße entsteht, ist bisher offen. Zunächst müssten erst einmal die Bauarbeiten für Oberbillwerder auf den Wiesen nördlich der E-Bahn-Station Allermöhe beginnen. Bisher ist vorgesehen, im Sommer 2024 mit der Aufhöhung des Geländes zu starten. Der Hochbau – und damit auch das Anlegen der ersten Straßen – dürfte kaum vor 2027 starten.
Noch vor der Anbindung durch den Tunnel nach Neuallermöhe wird es vermutlich als erstes eine Zufahrt vom Mittleren Landweg geben, die auch als Baustraße vorgesehen ist. Als dritte Straßenverbindung gibt es im Nordosten Oberbillwerders zwischen Bojewiese und Bergedorf-West einen Zubringer über den Billwerder Billdeich vom Ladenbeker Furtweg samt neuer Anschlussstelle an die B5.