Bergedorf. Die „resiliente Stadt“: Engagement der Bürger als Schlüssel für die Zukunft. Auch Eckhard von Hirschhausen und Jörg Pilawa sind dabei.
Großer Bahnhof im Körberhaus: 25 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus Städten und Gemeinden in ganz Deutschland haben darüber diskutiert, wie sich die Kommunen auf den Klimawandel, gesundheitliche Belastungen und Naturkatastrophen einstellen und wie Bürgerinnen und Bürger dabei ehrenamtlich eingreifen können.
Begrüßt wurden sie von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher, der gleich grundsätzlich wurde: Demokratie und Engagement hingen zusammen – und Demokratie bedeute politisches Engagement von unten. Als freie Stadt habe es in Hamburg schon immer bürgerschaftliches Engagement gegeben, Bürgerinnen und Bürger, die sich überparteilich um ihre Stadt kümmern.
Tschentscher: Engagement von „Fridays for Future“ Rückenwind für Hamburgs Klimaplan
Daraus erwachsen Tschentscher zufolge Erwartungen, aber ebenso eine Verpflichtung, sich gegenseitig wahrzunehmen, das Engagement zu würdigen und auch zu unterstützen. Es sei das Wechselspiel zwischen Stadt und Stadtgesellschaft, das eine Gesellschaft stark mache. Mit Blick auf die Klimabewegung „Fridays for Future“ erwähnte er, dass der Protest der jungen Generation ein Rückenwind für die Umsetzung des Hamburger Klimaplanes bedeute.
Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder sieht ihre Kommune für kommende Hitzesommer gut gerüstet: Die Stadt wurde 1970 aus vier Gemeinden zusammengelegt, die Grünzüge dazwischen bewahrt. Sie dienen jetzt als Frischluftschneisen. Neubrandenburg und der Kreis Mecklenburgische Seenplatte sind besonders aktiv beim Klimaschutz: Hier wird mit Strom aus Wind- und Solarparks Wasserstoff erzeugt, der sich speichern lässt, um im Winter beispielsweise Gasheizungen zu befeuern. Perspektive für den größten Landkreis Deutschlands: Exportregion für „grünen Wasserstoff“ zu werden.
Ist die Menschheit wirklich intelligent, wo sie doch die eigene Lebensgrundlage zerstört?
Der Mediziner und Klimaaktivist Eckhart von Hirschhausen war per Video zugeschaltet. In einem motivierenden Impuls verriet er, welche Frage sein Leben verändert habe. Die renommierte Verhaltensforscherin Jane Goodall habe sie ihm gestellt: „Wenn wir als Menschen wirklich die intelligenteste Art sind, wie kommt es dann, dass wir die Zerstörung unseres einzigen Lebensraumes zulassen?“ Die weltweiten Klimakatastrophen hielten uns da einen Spiegel vor, auch Deutschland könne es jederzeit treffen. Die Botschaft von „Fridays for Future“ sei deshalb so unglaublich wichtig: „Es geht um unsere Zukunft.“
Die Wissenschaft habe uns längst aufgeklärt, aber da die Menschen nicht auf Studien hörten, sollten wir uns auf unsere Gesundheit konzentrieren. Denn: „Gesundheit beginnt mit dem Wasser, das wir trinken, mit der Luft, die wir atmen…“ Folgerichtig stößt er mit seiner Stiftung „Gesunde Erde“ in vielen Projekten die Begrünung der Städte an.
100 Städte und Kommunen fördern Engagement ihrer Bürger – auch Bergedorf ist dabei
Eingeladen zu dem Treffen unter dem Motto „Resiliente Kommune“ hatte die Körber-Stiftung, die das Partnerprogramm Engagierte Stadt unterstützt. Ihm gehören nicht nur die vertretenen 25 Kommunen an, sondern aktuell rund 100 Städte und Gemeinden – Bergedorf ist eine davon. Alle Kommunen haben sich verpflichtet, das ehrenamtliche Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger zu fördern. Zum Beispiel dadurch, dass Freiwilligenagenturen oder ähnliche Büros eingerichtet und finanziell unterstützt werden.
„Ehrenamt sollte auch für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister Chefsache sein, weil damit die Bedingungen für das Engagement gestärkt werden“, betonte Lothar Dittmer, Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung. Wie sehr das Engagement von Menschen für ihre Wohnorte dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dient, erörterte Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann im Gespräch mit Julia Bauer, Vorstand der Hamburger Tafel. Und mit Jörg Pilawa, der Botschafter der Tafeln in Deutschland ist. Für Pilawa, der in Bergedorf lebt, ist dieser Ort eine „Insel“ des Engagements. „Wie die Menschen hier zusammenhalten, zum Beispiel bei der Unterstützung für das Sozialkaufhaus, ist wirklich einzigartig.“
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Pilawa übernahm es auch, ein heiteres Quiz zum Thema „Die Geheimnisse der Engagierten Städte“ zu moderieren. Die Fangfrage zu Bergedorf – hat die Stadt einen aktiven ICE-Bahnhof? – beantworteten etliche Gäste fälschlich mit „ja“. Dass die Kommune zwischen Bille und Elbe dagegen über eine eigene Schifffahrtsgesellschaft verfügt, erlebten die Besucher zum Abschluss bei einer abendlichen Fahrt auf der „Serrahn Deern“.