Lohbrügge. MöbelBergedorf ist nach Lohbrügge gezogen und bietet eine große Auswahl an Einrichtungsstücken. Für wen das Angebot gilt.
Endlich können sie alles zeigen, was sie haben, die 25 Mitarbeiter des 1989 gegründeten SozialkaufhausesMöbelBergedorf. Am Mittwoch sind sie von der Brookkehre an die Osterrade 1 in Lohbrügge umgezogen und haben jetzt satte 1000 Quadratmeter Platz für alles, was in einer Wohnung gebraucht wird. „Einkaufen darf jeder, der Bürgergeld oder eine Mini-Rente bezieht oder einen ukrainischen Pass hat“, sagt Peter Bakker, Geschäftsführer der gemeinnützigen Sprungbrett Dienstleistungen GmbH.
Wenn sich etwa ein Single in einer kleinen Wohnung einrichten möchte, kann er hier eine gute Grundausstattung erwerben – dafür würde sogar das Bürgergeld von 502 Euro reichen. Wir machen einen Rundgang: Zuerst braucht es natürlich ein Bett, 80 Zentimeter breit. Das im schwarzen Holzrahmen samt Matratze kostet 100 Euro. Dazu findet sich ein kleiner Tisch mit zwei weißen Holzstühlen, zusammen für 70 Euro. Der zweitürige Kleiderschrank kostet ebenfalls 70 Euro.
Sozialkaufhaus MöbelBergbedorf bietet Grundausstattung für 502 Euro
Jetzt fehlt noch ein gemütliches Sofa, zum Beispiel der dunkelbraune Zweisitzer aus Leder, der für 110 Euro angeboten wird. Dazu passen ein Couchtisch und eine Lampe (jeweils 20 Euro). Man könnte sich auch noch ein großes Bild gönnen – vielleicht die Seelandschaft im Goldrahmen für nur 10 Euro. Hmm, Geschmackssache. Was aber noch? Ist eine Waschmaschine heutzutage noch Luxus? Auf jeden Fall gibt es sie hier für 80 Euro – sogar von Bosch.
Alles in allem sind wir jetzt bei 480 Euro. Man könnte noch für 20 Euro Gläser und Geschirr erwerben – oder doch lieber eine Stereoanlage, wenn auch ohne WLAN-Anschluss. Auf jeden Fall sollte das kleine Zuhause erstmal halbwegs wohnlich sein. Für den Anfang reicht’s, eine modernere Variante kann ja noch später folgen.
Zumeist sind es Möbelspenden von Bergedorfern, die hier angeboten werden – wobei dunkles Echtholz gerade wenig gefragt ist. Gut erhaltene Teile werden im Privathaushalt gegen eine Gebühr abgeholt. Ebenso bietet MöbelBergedorf jedem Kunden an, die Ware zu bringen und aufzubauen – für 10 Euro. Küchen indes sind derzeit Mangelware.
Die Hälfte der Kunden stammt aus der Ukraine
Dafür gibt es reichlich Porzellanpuppen, Laufställe für Kinder, Stühle und Trockner: „Da wir keine Garantie geben, machen wir bei jedem Gerät einen Funktionstest, tauschen auch Schläuche und Dichtungen aus“, erklärt Ulf Mohrmann. Der Leiter der Reparaturabteilung ist gelernter Maschinenbauer und kennt sich auch mit Holz aus: „Wir machen alles wieder schick, auch kaputte Seitenteile vom Kleiderschrank.“
Geöffnet ist das Sozialkaufhaus werktags zwischen 9 und 15.30 Uhr. In dieser Zeit kann auch die benachbarte Kleiderkammer besucht werden, die bereits im Mai vom Weidenbaumsweg nach Lohbrügge gezogen ist. Hier sind auf 600 Quadratmetern Kleidungsstücke aller Art ordentlich gefaltet oder auf Bügeln gehängt.
Vom Kinderkleidchen bis zum Nerzmantel findet sich nahezu alles „sogar der Anzug in Größen 56, der kaum einem Flüchtling passt“, meint Peter Bakker. Der 61-Jährige zählt täglich zwischen 50 und 80 Kunden. Sie alle haben sich registrieren lassen, im vergangenen Jahr waren es 15.000 registrierte Kunden – „etwa die Hälfte aus der Ukraine“.
Kleiderkammer: Bis zu zehn Teile sind im Monat kostenlos
In der Kleiderkammer muss übrigens nichts bezahlt werden, hier kann sich jeder monatlich bis zu zehn Teile kostenfrei aussuchen. Auch hier handelt es sich vorwiegend um Spenden der Bergedorfer, die säckeweise abladen. Dazu kommen monatliche Hygiene-Packs von Hanseatic Help.
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Um das Angebot abzurunden, finden sich hinter den beiden Läden die Werkstätten, in denen das Job-Center Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose anbietet.
Bei FIT (gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Integration und inklusiven Teilhabe) sind derzeit 90 Menschen, die Fahrräder reparieren, Textilien aufarbeiten, in der Malerei- und Holzwerkstatt arbeiten oder als „grüne Gruppe“ den Bergedorfer Friedhof und das Grüne Zentrum in Lohbrügge hübsch halten. „Wenn sie bei uns zwei Jahre durchhalten, landen immerhin 60 Prozent wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt“, freut sich Geschäftsführer Bakker. Er rechnet zudem stets mit 30 Prozent an Schwund, weitere zehn Prozent schickt er gleich in Rente.